[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Und
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="21"> <l> <pb facs="#f0062" n="50"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Sah er doch noch, daß der Ewige ſey. Bald ſtand er voll Tiefſinn,</l><lb/> <l>Bald ſah er uͤberall langſam herum, und ſetzte ſich wieder.</l><lb/> <l>Wie auf hohen unwirthbaren Bergen olympiſche Wetter</l><lb/> <l>Langſam und verweilend ſich lagern, ſo ſaß er, und dachte.</l><lb/> <l>Nun that ſein Mund ſich ungeſtuͤm auf, und tauſend Donner</l><lb/> <l>Sprachen aus ihm, da er ſprach. Wenn ihrs, o furchtbare Schaaren,</l><lb/> <l>Wenn ihrs noch ſeyd, die mit mir die drey erſchrecklichen Tage</l><lb/> <l>Auf den himmliſchen Ebnen aushielten, ſo hoͤrt im Triumphe,</l><lb/> <l>Was ich euch itzt von meiner Verweilung auf Erden eroͤffne.</l><lb/> <l>Doch nicht die Nachricht allein, ihr ſollt auch den maͤchtigen Rathſchluß,</l><lb/> <l>Unſere Gottheit dem Ewgen zur Schmach zu verherrlichen, hoͤren.</l><lb/> <l>Eh ſoll die Hoͤlle vergehn, eh ſoll der ſeine Geſchoͤpfe,</l><lb/> <l>Der, wie man ſagt, vor dieſem einmal im Chaos gebaut hat,</l><lb/> <l>Um ſich vernichten, und wieder allein in der Einſamkeit wohnen,</l><lb/> <l>Eh er uͤber die ſterblichen Menſchen die Herrſchaft uns raubet.</l><lb/> <l>Goͤtter, ſtets unbeſiegt, unſclaviſch, die wollen wir bleiben,</l><lb/> <l>Wenn er auch gegen uns ſeine Verſoͤhner zu tauſenden ſchickte,</l><lb/> <l>Wenn er auch ſelbſt, ein Meßias zu werden, die Erde betraͤte.</l><lb/> <l>Doch was erzuͤrn ich mich ſo? Wer iſt der niedre Meßias,</l><lb/> <l>Der die erdichtete Gottheit im ſterblichen Koͤrper herumtraͤgt,</l><lb/> <l>Daß daruͤber die Goͤtter ſo ſinnen, als wenn ſie von neuem</l><lb/> <l>Hohe Gedanken von ihrer Vergoͤttrung und Schlachten erfaͤnden?</l><lb/> <l>Sollte der Ewigen einer, um uns den Sieg zu erleichtern,</l><lb/> <l>Aus den Schoͤſſen ſterblicher Muͤtter, die bald die Verweſung</l><lb/> <l>Wird ergreifen, auf uns, die er kennt, zu kaͤmpfen hervorgehn?</l><lb/> <l>Das ſey ferne! So handelt der nicht, den Satan bekrieget.</l><lb/> <l>Zwar ſtehn einige hier, die vor ihm furchtſam entflohen,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0062]
Der Meßias.
Sah er doch noch, daß der Ewige ſey. Bald ſtand er voll Tiefſinn,
Bald ſah er uͤberall langſam herum, und ſetzte ſich wieder.
Wie auf hohen unwirthbaren Bergen olympiſche Wetter
Langſam und verweilend ſich lagern, ſo ſaß er, und dachte.
Nun that ſein Mund ſich ungeſtuͤm auf, und tauſend Donner
Sprachen aus ihm, da er ſprach. Wenn ihrs, o furchtbare Schaaren,
Wenn ihrs noch ſeyd, die mit mir die drey erſchrecklichen Tage
Auf den himmliſchen Ebnen aushielten, ſo hoͤrt im Triumphe,
Was ich euch itzt von meiner Verweilung auf Erden eroͤffne.
Doch nicht die Nachricht allein, ihr ſollt auch den maͤchtigen Rathſchluß,
Unſere Gottheit dem Ewgen zur Schmach zu verherrlichen, hoͤren.
Eh ſoll die Hoͤlle vergehn, eh ſoll der ſeine Geſchoͤpfe,
Der, wie man ſagt, vor dieſem einmal im Chaos gebaut hat,
Um ſich vernichten, und wieder allein in der Einſamkeit wohnen,
Eh er uͤber die ſterblichen Menſchen die Herrſchaft uns raubet.
Goͤtter, ſtets unbeſiegt, unſclaviſch, die wollen wir bleiben,
Wenn er auch gegen uns ſeine Verſoͤhner zu tauſenden ſchickte,
Wenn er auch ſelbſt, ein Meßias zu werden, die Erde betraͤte.
Doch was erzuͤrn ich mich ſo? Wer iſt der niedre Meßias,
Der die erdichtete Gottheit im ſterblichen Koͤrper herumtraͤgt,
Daß daruͤber die Goͤtter ſo ſinnen, als wenn ſie von neuem
Hohe Gedanken von ihrer Vergoͤttrung und Schlachten erfaͤnden?
Sollte der Ewigen einer, um uns den Sieg zu erleichtern,
Aus den Schoͤſſen ſterblicher Muͤtter, die bald die Verweſung
Wird ergreifen, auf uns, die er kennt, zu kaͤmpfen hervorgehn?
Das ſey ferne! So handelt der nicht, den Satan bekrieget.
Zwar ſtehn einige hier, die vor ihm furchtſam entflohen,
Und
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