[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Jst sein Name, heilig! und ewig ist er Erbarmer!Allmacht ist sein Arm! Er stürzt blutdürstende Stolze! Mächtige stößt er vom Thron, und erhebt die niedrige Demuth. Die nach Heile dürsten, erquickt er; die selbst sich genung sind, Läßt er leer! Ach ewig ist Er Barmherzigkeit! tröstet Die ihn lieben! Abraham hat er, und Abrahams Kindern Diß geschworen. Er hält den theuren Eid der Erbarmung! Ja Anbethung, und Lob, und Preis, und Jubel, und Dank sey Jesus Christus, der lebt, der mächtiger, als der Tod ist! Didymus war auf den Söller gegangen. Jhm folgten die Andern, Durch die Schöne des Tags, und das lebende Wehen der Lüfte Sich zu erquicken, und durch der gotterfüllten Schöpfung Anblick, deß sich zu freun, der so sie begnadiget hatte. Und sie kamen zu Thomas, und weckten ihn aus der Betäubung Seines Tiefsinns. Er bebte vor ihnen zurück, da er aufsah, Und auf Einmal um sich die ganze Versammlung erblickte. Und er eilt' hinunter zu steigen. ... O, flieh du Geliebter, Flieh uns nicht, rief Petrus, der Herr wird auch dein sich erbarmen! Auch ich zweifelte, Thomas, wie hat er mein sich erbarmet! Doch wer wandelt in jener Ferne? Trügt mich mein Blick nicht, Siehe so ist es Matthias, und Kleophas. Theure, Geliebte, Wärt ihr noch hier; ach unaussprechlich, wie unsere Seele, Würd' auch eure Seele sich freun! Die mächtigen Freuden Ja sie warten eurer, die Freuden des ewigen Lebens. Aber wer kommt zu ihnen aus jenen Schatten herüber? Nein! ich kenn ihn nicht. Voll Hoheit scheint mir das Ansehn Dieses Fremdlings. Kennst du ihn, Thomas? Sie grüssen mit Ehrfurcht Jhren
Der Meſſias. Jſt ſein Name, heilig! und ewig iſt er Erbarmer!Allmacht iſt ſein Arm! Er ſtuͤrzt blutduͤrſtende Stolze! Maͤchtige ſtoͤßt er vom Thron, und erhebt die niedrige Demuth. Die nach Heile duͤrſten, erquickt er; die ſelbſt ſich genung ſind, Laͤßt er leer! Ach ewig iſt Er Barmherzigkeit! troͤſtet Die ihn lieben! Abraham hat er, und Abrahams Kindern Diß geſchworen. Er haͤlt den theuren Eid der Erbarmung! Ja Anbethung, und Lob, und Preis, und Jubel, und Dank ſey Jeſus Chriſtus, der lebt, der maͤchtiger, als der Tod iſt! Didymus war auf den Soͤller gegangen. Jhm folgten die Andern, Durch die Schoͤne des Tags, und das lebende Wehen der Luͤfte Sich zu erquicken, und durch der gotterfuͤllten Schoͤpfung Anblick, deß ſich zu freun, der ſo ſie begnadiget hatte. Und ſie kamen zu Thomas, und weckten ihn aus der Betaͤubung Seines Tiefſinns. Er bebte vor ihnen zuruͤck, da er aufſah, Und auf Einmal um ſich die ganze Verſammlung erblickte. Und er eilt’ hinunter zu ſteigen. … O, flieh du Geliebter, Flieh uns nicht, rief Petrus, der Herr wird auch dein ſich erbarmen! Auch ich zweifelte, Thomas, wie hat er mein ſich erbarmet! Doch wer wandelt in jener Ferne? Truͤgt mich mein Blick nicht, Siehe ſo iſt es Matthias, und Kleophas. Theure, Geliebte, Waͤrt ihr noch hier; ach unausſprechlich, wie unſere Seele, Wuͤrd’ auch eure Seele ſich freun! Die maͤchtigen Freuden Ja ſie warten eurer, die Freuden des ewigen Lebens. Aber wer kommt zu ihnen aus jenen Schatten heruͤber? Nein! ich kenn ihn nicht. Voll Hoheit ſcheint mir das Anſehn Dieſes Fremdlings. Kennſt du ihn, Thomas? Sie gruͤſſen mit Ehrfurcht Jhren
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Der Meſſias.
Jſt ſein Name, heilig! und ewig iſt er Erbarmer!
Allmacht iſt ſein Arm! Er ſtuͤrzt blutduͤrſtende Stolze!
Maͤchtige ſtoͤßt er vom Thron, und erhebt die niedrige Demuth.
Die nach Heile duͤrſten, erquickt er; die ſelbſt ſich genung ſind,
Laͤßt er leer! Ach ewig iſt Er Barmherzigkeit! troͤſtet
Die ihn lieben! Abraham hat er, und Abrahams Kindern
Diß geſchworen. Er haͤlt den theuren Eid der Erbarmung!
Ja Anbethung, und Lob, und Preis, und Jubel, und Dank ſey
Jeſus Chriſtus, der lebt, der maͤchtiger, als der Tod iſt!
Didymus war auf den Soͤller gegangen. Jhm folgten die Andern,
Durch die Schoͤne des Tags, und das lebende Wehen der Luͤfte
Sich zu erquicken, und durch der gotterfuͤllten Schoͤpfung
Anblick, deß ſich zu freun, der ſo ſie begnadiget hatte.
Und ſie kamen zu Thomas, und weckten ihn aus der Betaͤubung
Seines Tiefſinns. Er bebte vor ihnen zuruͤck, da er aufſah,
Und auf Einmal um ſich die ganze Verſammlung erblickte.
Und er eilt’ hinunter zu ſteigen. … O, flieh du Geliebter,
Flieh uns nicht, rief Petrus, der Herr wird auch dein ſich erbarmen!
Auch ich zweifelte, Thomas, wie hat er mein ſich erbarmet!
Doch wer wandelt in jener Ferne? Truͤgt mich mein Blick nicht,
Siehe ſo iſt es Matthias, und Kleophas. Theure, Geliebte,
Waͤrt ihr noch hier; ach unausſprechlich, wie unſere Seele,
Wuͤrd’ auch eure Seele ſich freun! Die maͤchtigen Freuden
Ja ſie warten eurer, die Freuden des ewigen Lebens.
Aber wer kommt zu ihnen aus jenen Schatten heruͤber?
Nein! ich kenn ihn nicht. Voll Hoheit ſcheint mir das Anſehn
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