[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Vierzehnter Gesang. Friede sey mit euch! ... So sprach des Göttlichen Stimme. Und wie einer, deß Seele der Freuden zu viel belasten, Athmet' er tiefer herauf, und blies sie an, und sagte: Jetzt schon empfaht den heiligen Geist! Jn reicherer Fülle Werdet ihr bald ihn empfahn. Wem ihr die Sünden erlasset, Sind sie erlassen. Wem ihr sie behaltet, sind sie behalten! Und sie vernahmen den großen Befehl mit Erstaunen, und Demut. Jetzo daucht' es ihnen, als wollte sie Jesus verlassen. Und sie standen um ihn, und wagten es nicht zu bitten, Daß er bliebe; doch zitterten sie, doch fleht' ihm ihr Auge. Petrus gefaßt von Gedanken, die seine Seele wie Flammen Ueberströmeten, warf zu den Füssen Jesus sich nieder, Hielt sie, küßte sie, rief: Jch kann auf der Erden nicht danken! Herr! im Himmel will ich dir danken! Jch weis es, Erbarmer; Denn so sprach dein Gesendeter: Sagts den Jüngern, und Petrus! Denn du erschienst mir! und du erscheinst mir! ich weis es, Erbarmer, Göttlicher Sündeversöhner, du hast mir meine Verleugnung, Mein Erretter, und aller Gefallnen Erretter, vergeben; Aber laß sie, du Liebe, mich dir noch Einmal bekennen, Herr, bekennen vor deinem Antlitz, beweinen! der Gnade Stimme mich hören! Vergebung aus deinem göttlichen Munde, Deine Himmelsstimme, daß du in das Leben mich aufnimmst, Hören, eh ich von dir, zu denen, die du versöhnt hast, Geh, und in deinem Namen den Sündern Sünde vergebe! Und er sahe mit vollem Vertraun, und inniger Demut Jn des Liebenden Antlitz. Da sprach der Geopferte Gottes: Siehe, III Band. N
Vierzehnter Geſang. Friede ſey mit euch! … So ſprach des Goͤttlichen Stimme. Und wie einer, deß Seele der Freuden zu viel belaſten, Athmet’ er tiefer herauf, und blies ſie an, und ſagte: Jetzt ſchon empfaht den heiligen Geiſt! Jn reicherer Fuͤlle Werdet ihr bald ihn empfahn. Wem ihr die Suͤnden erlaſſet, Sind ſie erlaſſen. Wem ihr ſie behaltet, ſind ſie behalten! Und ſie vernahmen den großen Befehl mit Erſtaunen, und Demut. Jetzo daucht’ es ihnen, als wollte ſie Jeſus verlaſſen. Und ſie ſtanden um ihn, und wagten es nicht zu bitten, Daß er bliebe; doch zitterten ſie, doch fleht’ ihm ihr Auge. Petrus gefaßt von Gedanken, die ſeine Seele wie Flammen Ueberſtroͤmeten, warf zu den Fuͤſſen Jeſus ſich nieder, Hielt ſie, kuͤßte ſie, rief: Jch kann auf der Erden nicht danken! Herr! im Himmel will ich dir danken! Jch weis es, Erbarmer; Denn ſo ſprach dein Geſendeter: Sagts den Juͤngern, und Petrus! Denn du erſchienſt mir! und du erſcheinſt mir! ich weis es, Erbarmer, Goͤttlicher Suͤndeverſoͤhner, du haſt mir meine Verleugnung, Mein Erretter, und aller Gefallnen Erretter, vergeben; Aber laß ſie, du Liebe, mich dir noch Einmal bekennen, Herr, bekennen vor deinem Antlitz, beweinen! der Gnade Stimme mich hoͤren! Vergebung aus deinem goͤttlichen Munde, Deine Himmelsſtimme, daß du in das Leben mich aufnimmſt, Hoͤren, eh ich von dir, zu denen, die du verſoͤhnt haſt, Geh, und in deinem Namen den Suͤndern Suͤnde vergebe! Und er ſahe mit vollem Vertraun, und inniger Demut Jn des Liebenden Antlitz. Da ſprach der Geopferte Gottes: Siehe, III Band. N
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Vierzehnter Geſang.
Friede ſey mit euch! … So ſprach des Goͤttlichen Stimme.
Und wie einer, deß Seele der Freuden zu viel belaſten,
Athmet’ er tiefer herauf, und blies ſie an, und ſagte:
Jetzt ſchon empfaht den heiligen Geiſt! Jn reicherer Fuͤlle
Werdet ihr bald ihn empfahn. Wem ihr die Suͤnden erlaſſet,
Sind ſie erlaſſen. Wem ihr ſie behaltet, ſind ſie behalten!
Und ſie vernahmen den großen Befehl mit Erſtaunen, und Demut.
Jetzo daucht’ es ihnen, als wollte ſie Jeſus verlaſſen.
Und ſie ſtanden um ihn, und wagten es nicht zu bitten,
Daß er bliebe; doch zitterten ſie, doch fleht’ ihm ihr Auge.
Petrus gefaßt von Gedanken, die ſeine Seele wie Flammen
Ueberſtroͤmeten, warf zu den Fuͤſſen Jeſus ſich nieder,
Hielt ſie, kuͤßte ſie, rief: Jch kann auf der Erden nicht danken!
Herr! im Himmel will ich dir danken! Jch weis es, Erbarmer;
Denn ſo ſprach dein Geſendeter: Sagts den Juͤngern, und Petrus!
Denn du erſchienſt mir! und du erſcheinſt mir! ich weis es, Erbarmer,
Goͤttlicher Suͤndeverſoͤhner, du haſt mir meine Verleugnung,
Mein Erretter, und aller Gefallnen Erretter, vergeben;
Aber laß ſie, du Liebe, mich dir noch Einmal bekennen,
Herr, bekennen vor deinem Antlitz, beweinen! der Gnade
Stimme mich hoͤren! Vergebung aus deinem goͤttlichen Munde,
Deine Himmelsſtimme, daß du in das Leben mich aufnimmſt,
Hoͤren, eh ich von dir, zu denen, die du verſoͤhnt haſt,
Geh, und in deinem Namen den Suͤndern Suͤnde vergebe!
Und er ſahe mit vollem Vertraun, und inniger Demut
Jn des Liebenden Antlitz. Da ſprach der Geopferte Gottes:
Siehe,
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