[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Jst mir ein Leib wie Adam im Paradiese geschaffen?Ach, wo sind wir? am Throne des Ewigen? oder am Grabe? Und wo betet ihr an? wo ist er, o der mich umschuff? Daß ich niederfalle mit euch! mit euch anbete! Japhet! Sem! er sahe vor sich die beyden erwachen, Ach! wo ist, ihr Söhne! der uns vom Tode geweckt hat? Daß wir eilen, und niederfallen, und ihn anbeten? Nein! nicht Noa's, der auch es ist, der Auferstehung Söhne, wo ist, der sie mit Feuer vom Himmel entflammt hat, Daß wir knieen, und niederfallen, und Jubel ihm stammeln! Wie der Fromme, der Gott, Gott! seinen Schöpfer! in Allem Sucht, und findet, in frühem erfrischendem Walde die Sonne Hinter duftenden Bäumen in ihrer Schöne die Sonne Aufgehn sleht, Entzückung und sanfter Schauer befällt ihn! Denn sie ist schön! ein mächtiger Zeuge der Herrlichkeit Gottes! So sah Abrahams Engel den Vater der glaubenden Nachwelt Selig, verklärt, unsterblich aus seinem Grabmal hervorgehn. Abraham legte die Hand auf den Mund, und blickte gen Himmel; Endlich redt' er, noch in sich gekehrt, noch vertieft in Erstaunen: Umgeschaffen bin ich? Wie wunderbar, du Versöhner, Sind die Folgen deiner Versöhnung! wie gnadevoll sind sie! Ach, dieß neue Leben, das du aus Staube mir schufest, Gott! Versöhner! es ist auch deinen Wunden entquollen! Diesen unverweslichen Leib, den edlern Genossen Meiner Seele, den hast du mir, vor dem Tage der Tage, Vor der Wandlung der Erde, gegeben! Wer bin ich! wer bin ich, Daß du mit diesem Heile mich, Liebender, überschüttest! Also
Der Meſſias. Jſt mir ein Leib wie Adam im Paradieſe geſchaffen?Ach, wo ſind wir? am Throne des Ewigen? oder am Grabe? Und wo betet ihr an? wo iſt er, o der mich umſchuff? Daß ich niederfalle mit euch! mit euch anbete! Japhet! Sem! er ſahe vor ſich die beyden erwachen, Ach! wo iſt, ihr Soͤhne! der uns vom Tode geweckt hat? Daß wir eilen, und niederfallen, und ihn anbeten? Nein! nicht Noa’s, der auch es iſt, der Auferſtehung Soͤhne, wo iſt, der ſie mit Feuer vom Himmel entflammt hat, Daß wir knieen, und niederfallen, und Jubel ihm ſtammeln! Wie der Fromme, der Gott, Gott! ſeinen Schoͤpfer! in Allem Sucht, und findet, in fruͤhem erfriſchendem Walde die Sonne Hinter duftenden Baͤumen in ihrer Schoͤne die Sonne Aufgehn ſleht, Entzuͤckung und ſanfter Schauer befaͤllt ihn! Denn ſie iſt ſchoͤn! ein maͤchtiger Zeuge der Herrlichkeit Gottes! So ſah Abrahams Engel den Vater der glaubenden Nachwelt Selig, verklaͤrt, unſterblich aus ſeinem Grabmal hervorgehn. Abraham legte die Hand auf den Mund, und blickte gen Himmel; Endlich redt’ er, noch in ſich gekehrt, noch vertieft in Erſtaunen: Umgeſchaffen bin ich? Wie wunderbar, du Verſoͤhner, Sind die Folgen deiner Verſoͤhnung! wie gnadevoll ſind ſie! Ach, dieß neue Leben, das du aus Staube mir ſchufeſt, Gott! Verſoͤhner! es iſt auch deinen Wunden entquollen! Dieſen unverweslichen Leib, den edlern Genoſſen Meiner Seele, den haſt du mir, vor dem Tage der Tage, Vor der Wandlung der Erde, gegeben! Wer bin ich! wer bin ich, Daß du mit dieſem Heile mich, Liebender, uͤberſchuͤtteſt! Alſo
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Der Meſſias.
Jſt mir ein Leib wie Adam im Paradieſe geſchaffen?
Ach, wo ſind wir? am Throne des Ewigen? oder am Grabe?
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Daß ich niederfalle mit euch! mit euch anbete!
Japhet! Sem! er ſahe vor ſich die beyden erwachen,
Ach! wo iſt, ihr Soͤhne! der uns vom Tode geweckt hat?
Daß wir eilen, und niederfallen, und ihn anbeten?
Nein! nicht Noa’s, der auch es iſt, der Auferſtehung
Soͤhne, wo iſt, der ſie mit Feuer vom Himmel entflammt hat,
Daß wir knieen, und niederfallen, und Jubel ihm ſtammeln!
Wie der Fromme, der Gott, Gott! ſeinen Schoͤpfer! in Allem
Sucht, und findet, in fruͤhem erfriſchendem Walde die Sonne
Hinter duftenden Baͤumen in ihrer Schoͤne die Sonne
Aufgehn ſleht, Entzuͤckung und ſanfter Schauer befaͤllt ihn!
Denn ſie iſt ſchoͤn! ein maͤchtiger Zeuge der Herrlichkeit Gottes!
So ſah Abrahams Engel den Vater der glaubenden Nachwelt
Selig, verklaͤrt, unſterblich aus ſeinem Grabmal hervorgehn.
Abraham legte die Hand auf den Mund, und blickte gen Himmel;
Endlich redt’ er, noch in ſich gekehrt, noch vertieft in Erſtaunen:
Umgeſchaffen bin ich? Wie wunderbar, du Verſoͤhner,
Sind die Folgen deiner Verſoͤhnung! wie gnadevoll ſind ſie!
Ach, dieß neue Leben, das du aus Staube mir ſchufeſt,
Gott! Verſoͤhner! es iſt auch deinen Wunden entquollen!
Dieſen unverweslichen Leib, den edlern Genoſſen
Meiner Seele, den haſt du mir, vor dem Tage der Tage,
Vor der Wandlung der Erde, gegeben! Wer bin ich! wer bin ich,
Daß du mit dieſem Heile mich, Liebender, uͤberſchuͤtteſt!
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