[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.Der Messias. Hier wird also Joseph erwachen. O trügen die Meinen Meine Trümmer hierher, so würd ich bey Joseph erwachen. Laß hinein in das Grab uns schweben, und sehen, was übrig Jst von der Hülle, die sonst dich umgab, im Staube geblieben, Sehen, was aufersteht! Dieß kleideten Jsraels Söhne Ju balsamisches Todtengewand bey Pharaos Strome. Drum ist vielleicht dein Staub von dem Staube der Erde gesondert, Und wir können noch sehen, was künftig der Ewigkeit aufblüht. Komm denn, Samed. Er sprachs, und führt' ihn hinab in das Grabmaal. Und sie fanden, wo in dem Gewölbe die dunkelste Nacht war, Josephs Engel, dem der Erwartung Freuden und Unruh Aus dem Angesicht strahlten. ... Jch seh, o Seraph, du freust dich Deß, der bald nun erwacht. ... Jch freue mich seiner Erhöhung, Joseph, die immer herrlicher wird, und die die Erwartung Stets mit neuer Entzückung belohnt. Wenn du ein Gefilde Voll von Frühling liebtest, und, wo du wandeltest, immer Neue Blumen vor dir entsprössen; doch die du am meisten Unter den Blumen liebtest, die Eine schlief noch im Schoosse Dieses frohen Gefildes: du würdest, Joseph, die Eine Mit unruhiger Freud' erwarten. ... Welche der Gnaden Meynst du, Seraph? ... O du Unsterblicher, und noch Todter, Welche der Gnaden ich meyne? Sieh hin! ... Da wallte von selber Erde wie Wolken empor, und sank an des Felsengewölbes Seiten nieder, allein wo der Engel des Heiligen schwebte, Blieb ein wenig wallender Staub. Mit Schnelligkeit wölkt' er Auf sich und nieder; und schimmernd wars im gebährendem Staube. Schwebe
Der Meſſias. Hier wird alſo Joſeph erwachen. O truͤgen die Meinen Meine Truͤmmer hierher, ſo wuͤrd ich bey Joſeph erwachen. Laß hinein in das Grab uns ſchweben, und ſehen, was uͤbrig Jſt von der Huͤlle, die ſonſt dich umgab, im Staube geblieben, Sehen, was auferſteht! Dieß kleideten Jſraels Soͤhne Ju balſamiſches Todtengewand bey Pharaos Strome. Drum iſt vielleicht dein Staub von dem Staube der Erde geſondert, Und wir koͤnnen noch ſehen, was kuͤnftig der Ewigkeit aufbluͤht. Komm denn, Samed. Er ſprachs, und fuͤhrt’ ihn hinab in das Grabmaal. Und ſie fanden, wo in dem Gewoͤlbe die dunkelſte Nacht war, Joſephs Engel, dem der Erwartung Freuden und Unruh Aus dem Angeſicht ſtrahlten. … Jch ſeh, o Seraph, du freuſt dich Deß, der bald nun erwacht. … Jch freue mich ſeiner Erhoͤhung, Joſeph, die immer herrlicher wird, und die die Erwartung Stets mit neuer Entzuͤckung belohnt. Wenn du ein Gefilde Voll von Fruͤhling liebteſt, und, wo du wandelteſt, immer Neue Blumen vor dir entſproͤſſen; doch die du am meiſten Unter den Blumen liebteſt, die Eine ſchlief noch im Schooſſe Dieſes frohen Gefildes: du wuͤrdeſt, Joſeph, die Eine Mit unruhiger Freud’ erwarten. … Welche der Gnaden Meynſt du, Seraph? … O du Unſterblicher, und noch Todter, Welche der Gnaden ich meyne? Sieh hin! … Da wallte von ſelber Erde wie Wolken empor, und ſank an des Felſengewoͤlbes Seiten nieder, allein wo der Engel des Heiligen ſchwebte, Blieb ein wenig wallender Staub. Mit Schnelligkeit woͤlkt’ er Auf ſich und nieder; und ſchimmernd wars im gebaͤhrendem Staube. Schwebe
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0038" n="22"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meſſias.</hi> </fw><lb/> <lg n="45"> <l>Hier wird alſo Joſeph erwachen. O truͤgen die Meinen</l><lb/> <l>Meine Truͤmmer hierher, ſo wuͤrd ich bey Joſeph erwachen.</l><lb/> <l>Laß hinein in das Grab uns ſchweben, und ſehen, was uͤbrig</l><lb/> <l>Jſt von der Huͤlle, die ſonſt dich umgab, im Staube geblieben,</l><lb/> <l>Sehen, was auferſteht! Dieß kleideten Jſraels Soͤhne</l><lb/> <l>Ju balſamiſches Todtengewand bey Pharaos Strome.</l><lb/> <l>Drum iſt vielleicht dein Staub von dem Staube der Erde geſondert,</l><lb/> <l>Und wir koͤnnen noch ſehen, was kuͤnftig der Ewigkeit aufbluͤht.</l> </lg><lb/> <lg n="46"> <l>Komm denn, Samed. Er ſprachs, und fuͤhrt’ ihn hinab in das Grabmaal.</l><lb/> <l>Und ſie fanden, wo in dem Gewoͤlbe die dunkelſte Nacht war,</l><lb/> <l>Joſephs Engel, dem der Erwartung Freuden und Unruh</l><lb/> <l>Aus dem Angeſicht ſtrahlten. … Jch ſeh, o Seraph, du freuſt dich</l><lb/> <l>Deß, der bald nun erwacht. … Jch freue mich ſeiner Erhoͤhung,</l><lb/> <l>Joſeph, die immer herrlicher wird, und die die Erwartung</l><lb/> <l>Stets mit neuer Entzuͤckung belohnt. Wenn du ein Gefilde</l><lb/> <l>Voll von Fruͤhling liebteſt, und, wo du wandelteſt, immer</l><lb/> <l>Neue Blumen vor dir entſproͤſſen; doch die du am meiſten</l><lb/> <l>Unter den Blumen liebteſt, die Eine ſchlief noch im Schooſſe</l><lb/> <l>Dieſes frohen Gefildes: du wuͤrdeſt, Joſeph, die Eine</l><lb/> <l>Mit unruhiger Freud’ erwarten. … Welche der Gnaden</l><lb/> <l>Meynſt du, Seraph? … O du Unſterblicher, und noch Todter,</l><lb/> <l>Welche der Gnaden ich meyne? Sieh hin! … Da wallte von ſelber</l><lb/> <l>Erde wie Wolken empor, und ſank an des Felſengewoͤlbes</l><lb/> <l>Seiten nieder, allein wo der Engel des Heiligen ſchwebte,</l><lb/> <l>Blieb ein wenig wallender Staub. Mit Schnelligkeit woͤlkt’ er</l><lb/> <l>Auf ſich und nieder; und ſchimmernd wars im gebaͤhrendem Staube.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Schwebe</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [22/0038]
Der Meſſias.
Hier wird alſo Joſeph erwachen. O truͤgen die Meinen
Meine Truͤmmer hierher, ſo wuͤrd ich bey Joſeph erwachen.
Laß hinein in das Grab uns ſchweben, und ſehen, was uͤbrig
Jſt von der Huͤlle, die ſonſt dich umgab, im Staube geblieben,
Sehen, was auferſteht! Dieß kleideten Jſraels Soͤhne
Ju balſamiſches Todtengewand bey Pharaos Strome.
Drum iſt vielleicht dein Staub von dem Staube der Erde geſondert,
Und wir koͤnnen noch ſehen, was kuͤnftig der Ewigkeit aufbluͤht.
Komm denn, Samed. Er ſprachs, und fuͤhrt’ ihn hinab in das Grabmaal.
Und ſie fanden, wo in dem Gewoͤlbe die dunkelſte Nacht war,
Joſephs Engel, dem der Erwartung Freuden und Unruh
Aus dem Angeſicht ſtrahlten. … Jch ſeh, o Seraph, du freuſt dich
Deß, der bald nun erwacht. … Jch freue mich ſeiner Erhoͤhung,
Joſeph, die immer herrlicher wird, und die die Erwartung
Stets mit neuer Entzuͤckung belohnt. Wenn du ein Gefilde
Voll von Fruͤhling liebteſt, und, wo du wandelteſt, immer
Neue Blumen vor dir entſproͤſſen; doch die du am meiſten
Unter den Blumen liebteſt, die Eine ſchlief noch im Schooſſe
Dieſes frohen Gefildes: du wuͤrdeſt, Joſeph, die Eine
Mit unruhiger Freud’ erwarten. … Welche der Gnaden
Meynſt du, Seraph? … O du Unſterblicher, und noch Todter,
Welche der Gnaden ich meyne? Sieh hin! … Da wallte von ſelber
Erde wie Wolken empor, und ſank an des Felſengewoͤlbes
Seiten nieder, allein wo der Engel des Heiligen ſchwebte,
Blieb ein wenig wallender Staub. Mit Schnelligkeit woͤlkt’ er
Auf ſich und nieder; und ſchimmernd wars im gebaͤhrendem Staube.
Schwebe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |