Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.
Ueber ihm stehn, und ihm das neue Leben gebieten!
Erde nahm der Allmächtige, sprach zu der bebenden Erde:
Werd ein Leib des Menschen! er wards! Den Staub der Verwesung
Wird der Allmächtige nehmen, ihm Leib zu werden gebieten!
Halleluja! dann wird der Staub der Verwesung erwachen!
Rauschen werden die Ströme! die Stürme brausen! die Meere
Brüllen! erbeben die Erde! der Himmel donnern, und Nacht seyn!
Mächtiger, als das fliegende grauenvolle Getöse
Wird die Posaune rufen, die Todtenweckerinn rufen!
Auferstehen werden alsdann, die liegen, und schlafen!

Leiser töneten ihm die letzten Laute. Vom Tode
Stand er auf! vom Tode bey ihm die himmlischen Freunde!
Der, wie schnelle Parden, wie Adler im Fluge zum Aase,
Deine Rosse, Chaldäa, erblickte; die eilenden Reuter
Rafften Gefangne zusammen, als Sand! sie lachten der Fürsten
Und der Könige spotteten sie! Jhr Führer war trunken
Erst von seinem Grimme, gleich unersättlich dem Grabe,
Dann von dem Taumelkelche des Rächers! der auch den Rächer
Jn der schreckenden Herrlichkeit sah, mit der er von Paran
Kam! die Pest gieng vor dem Gefürchteten her, wo er hintrat,
Elend! Er maß das Land, wie weit die Zerstörerinn wüten,
Wo sie stillstehn sollte! Die Hügel mußten sich neigen,
Da der Herrliche ging! bang ward den Bergen! der Strom fuhr
Eilend dahin! Da bückte die Tiefe sich, und die Höhe
Hub die Händ' auf! Sonn', und Mond, ihr standet! da fuhren
Seine Pfeile mit Glänzen dahin, mit Blicken des Blitzes
Seine Speere! der so den großen Helfer in Juda
Siehe

Der Meſſias.
Ueber ihm ſtehn, und ihm das neue Leben gebieten!
Erde nahm der Allmaͤchtige, ſprach zu der bebenden Erde:
Werd ein Leib des Menſchen! er wards! Den Staub der Verweſung
Wird der Allmaͤchtige nehmen, ihm Leib zu werden gebieten!
Halleluja! dann wird der Staub der Verweſung erwachen!
Rauſchen werden die Stroͤme! die Stuͤrme brauſen! die Meere
Bruͤllen! erbeben die Erde! der Himmel donnern, und Nacht ſeyn!
Maͤchtiger, als das fliegende grauenvolle Getoͤſe
Wird die Poſaune rufen, die Todtenweckerinn rufen!
Auferſtehen werden alsdann, die liegen, und ſchlafen!

Leiſer toͤneten ihm die letzten Laute. Vom Tode
Stand er auf! vom Tode bey ihm die himmliſchen Freunde!
Der, wie ſchnelle Parden, wie Adler im Fluge zum Aaſe,
Deine Roſſe, Chaldaͤa, erblickte; die eilenden Reuter
Rafften Gefangne zuſammen, als Sand! ſie lachten der Fuͤrſten
Und der Koͤnige ſpotteten ſie! Jhr Fuͤhrer war trunken
Erſt von ſeinem Grimme, gleich unerſaͤttlich dem Grabe,
Dann von dem Taumelkelche des Raͤchers! der auch den Raͤcher
Jn der ſchreckenden Herrlichkeit ſah, mit der er von Paran
Kam! die Peſt gieng vor dem Gefuͤrchteten her, wo er hintrat,
Elend! Er maß das Land, wie weit die Zerſtoͤrerinn wuͤten,
Wo ſie ſtillſtehn ſollte! Die Huͤgel mußten ſich neigen,
Da der Herrliche ging! bang ward den Bergen! der Strom fuhr
Eilend dahin! Da buͤckte die Tiefe ſich, und die Hoͤhe
Hub die Haͤnd’ auf! Sonn’, und Mond, ihr ſtandet! da fuhren
Seine Pfeile mit Glaͤnzen dahin, mit Blicken des Blitzes
Seine Speere! der ſo den großen Helfer in Juda
Siehe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="51">
            <pb facs="#f0042" n="26"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
            <l>Ueber ihm &#x017F;tehn, und ihm das neue Leben gebieten!</l><lb/>
            <l>Erde nahm der Allma&#x0364;chtige, &#x017F;prach zu der bebenden Erde:</l><lb/>
            <l>Werd ein Leib des Men&#x017F;chen! er wards! Den Staub der Verwe&#x017F;ung</l><lb/>
            <l>Wird der Allma&#x0364;chtige nehmen, ihm Leib zu werden gebieten!</l><lb/>
            <l>Halleluja! dann wird der Staub der Verwe&#x017F;ung erwachen!</l><lb/>
            <l>Rau&#x017F;chen werden die Stro&#x0364;me! die Stu&#x0364;rme brau&#x017F;en! die Meere</l><lb/>
            <l>Bru&#x0364;llen! erbeben die Erde! der Himmel donnern, und Nacht &#x017F;eyn!</l><lb/>
            <l>Ma&#x0364;chtiger, als das fliegende grauenvolle Geto&#x0364;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Wird die Po&#x017F;aune rufen, die Todtenweckerinn rufen!</l><lb/>
            <l>Aufer&#x017F;tehen werden alsdann, die liegen, und &#x017F;chlafen!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="52">
            <l>Lei&#x017F;er to&#x0364;neten ihm die letzten Laute. Vom Tode</l><lb/>
            <l>Stand er auf! vom Tode bey ihm die himmli&#x017F;chen Freunde!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="53">
            <l>Der, wie &#x017F;chnelle Parden, wie Adler im Fluge zum Aa&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Deine Ro&#x017F;&#x017F;e, Chalda&#x0364;a, erblickte; die eilenden Reuter</l><lb/>
            <l>Rafften Gefangne zu&#x017F;ammen, als Sand! &#x017F;ie lachten der Fu&#x0364;r&#x017F;ten</l><lb/>
            <l>Und der Ko&#x0364;nige &#x017F;potteten &#x017F;ie! Jhr Fu&#x0364;hrer war trunken</l><lb/>
            <l>Er&#x017F;t von &#x017F;einem Grimme, gleich uner&#x017F;a&#x0364;ttlich dem Grabe,</l><lb/>
            <l>Dann von dem Taumelkelche des Ra&#x0364;chers! der auch den Ra&#x0364;cher</l><lb/>
            <l>Jn der &#x017F;chreckenden Herrlichkeit &#x017F;ah, mit der er von Paran</l><lb/>
            <l>Kam! die Pe&#x017F;t gieng vor dem Gefu&#x0364;rchteten her, wo er hintrat,</l><lb/>
            <l>Elend! Er maß das Land, wie weit die Zer&#x017F;to&#x0364;rerinn wu&#x0364;ten,</l><lb/>
            <l>Wo &#x017F;ie &#x017F;till&#x017F;tehn &#x017F;ollte! Die Hu&#x0364;gel mußten &#x017F;ich neigen,</l><lb/>
            <l>Da der Herrliche ging! bang ward den Bergen! der Strom fuhr</l><lb/>
            <l>Eilend dahin! Da bu&#x0364;ckte die Tiefe &#x017F;ich, und die Ho&#x0364;he</l><lb/>
            <l>Hub die Ha&#x0364;nd&#x2019; auf! Sonn&#x2019;, und Mond, ihr &#x017F;tandet! da fuhren</l><lb/>
            <l>Seine Pfeile mit Gla&#x0364;nzen dahin, mit Blicken des Blitzes</l><lb/>
            <l>Seine Speere! der &#x017F;o den großen Helfer in Juda</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Siehe</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0042] Der Meſſias. Ueber ihm ſtehn, und ihm das neue Leben gebieten! Erde nahm der Allmaͤchtige, ſprach zu der bebenden Erde: Werd ein Leib des Menſchen! er wards! Den Staub der Verweſung Wird der Allmaͤchtige nehmen, ihm Leib zu werden gebieten! Halleluja! dann wird der Staub der Verweſung erwachen! Rauſchen werden die Stroͤme! die Stuͤrme brauſen! die Meere Bruͤllen! erbeben die Erde! der Himmel donnern, und Nacht ſeyn! Maͤchtiger, als das fliegende grauenvolle Getoͤſe Wird die Poſaune rufen, die Todtenweckerinn rufen! Auferſtehen werden alsdann, die liegen, und ſchlafen! Leiſer toͤneten ihm die letzten Laute. Vom Tode Stand er auf! vom Tode bey ihm die himmliſchen Freunde! Der, wie ſchnelle Parden, wie Adler im Fluge zum Aaſe, Deine Roſſe, Chaldaͤa, erblickte; die eilenden Reuter Rafften Gefangne zuſammen, als Sand! ſie lachten der Fuͤrſten Und der Koͤnige ſpotteten ſie! Jhr Fuͤhrer war trunken Erſt von ſeinem Grimme, gleich unerſaͤttlich dem Grabe, Dann von dem Taumelkelche des Raͤchers! der auch den Raͤcher Jn der ſchreckenden Herrlichkeit ſah, mit der er von Paran Kam! die Peſt gieng vor dem Gefuͤrchteten her, wo er hintrat, Elend! Er maß das Land, wie weit die Zerſtoͤrerinn wuͤten, Wo ſie ſtillſtehn ſollte! Die Huͤgel mußten ſich neigen, Da der Herrliche ging! bang ward den Bergen! der Strom fuhr Eilend dahin! Da buͤckte die Tiefe ſich, und die Hoͤhe Hub die Haͤnd’ auf! Sonn’, und Mond, ihr ſtandet! da fuhren Seine Pfeile mit Glaͤnzen dahin, mit Blicken des Blitzes Seine Speere! der ſo den großen Helfer in Juda Siehe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/42
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/42>, abgerufen am 21.11.2024.