Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunzehnter Gesang.
Aber der Zug, der das Netz, da, wo der Fremdling es sagte,
Und so schnell belastete, zeigte Johannes den Mittler!
Freudig rief er: Es ist der Herr! Da Kephas hörte,
Daß es der Herr sey, eilt' er, und gürtete sich mit dem Hemde,
Warf sich ins Meer! schwamm schnell heran zum Gestade, voll Unruh
Christus näher zu sehen. Er sah ihn, erkannt' ihn! Die Andern
Eilten im Nachen, zogen das Netz mit den Fischen herüber,
Traten aus Land, und erkannten, verstummt vor Wonne, den Mittler!
Brodt, und Kohlen, und Fisch' auf den Kohlen lagen vor ihnen
An dem Ufer. Der Mittler sprach: Bringt auch von den Fischen,
Die ihr fienget. Und schnell sprang Kephas wieder ins Wasser;
Zog das schwere Netz voll großer Fische, das dennoch
Nicht zerriß, auf das Land: und Leben wimmelt' im Netze!

Kommt, und haltet das Mahl. Sie hielten's. Vertraulich, mit Liebe
Saß er unter den Wonnevollen am Ufer, und reichte
Jhnen Speise. Jezt war das zweyte der frohen Mahle,
Nach dem traurigen Mahl vor seinem Tode, geendet.
Und sie wandelten hin am Gestade. Der Göttliche sagte:
Simon Johanna, hast du mich lieber, als diese mich haben?
Schnell tritt Petrus näher zu ihm, antwortet: Du weißt, Herr,
Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld sprach Jesus: So weide
Meine Lämmer! und schwieg nicht lang', und fragte noch einmal:
Simon Johanna, hast du mich lieb? Jm innersten Herzen
Fühlt es Kephas; noch trauert er nicht, antwortet: Du weißt, Herr,
Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld spricht Jesus: So weide
Meine Schafe! und steht, und fragt den Gerührten noch einmal:
Simon
IV Band. J

Neunzehnter Geſang.
Aber der Zug, der das Netz, da, wo der Fremdling es ſagte,
Und ſo ſchnell belaſtete, zeigte Johannes den Mittler!
Freudig rief er: Es iſt der Herr! Da Kephas hoͤrte,
Daß es der Herr ſey, eilt’ er, und guͤrtete ſich mit dem Hemde,
Warf ſich ins Meer! ſchwamm ſchnell heran zum Geſtade, voll Unruh
Chriſtus naͤher zu ſehen. Er ſah ihn, erkannt’ ihn! Die Andern
Eilten im Nachen, zogen das Netz mit den Fiſchen heruͤber,
Traten aus Land, und erkannten, verſtummt vor Wonne, den Mittler!
Brodt, und Kohlen, und Fiſch’ auf den Kohlen lagen vor ihnen
An dem Ufer. Der Mittler ſprach: Bringt auch von den Fiſchen,
Die ihr fienget. Und ſchnell ſprang Kephas wieder ins Waſſer;
Zog das ſchwere Netz voll großer Fiſche, das dennoch
Nicht zerriß, auf das Land: und Leben wimmelt’ im Netze!

Kommt, und haltet das Mahl. Sie hielten’s. Vertraulich, mit Liebe
Saß er unter den Wonnevollen am Ufer, und reichte
Jhnen Speiſe. Jezt war das zweyte der frohen Mahle,
Nach dem traurigen Mahl vor ſeinem Tode, geendet.
Und ſie wandelten hin am Geſtade. Der Goͤttliche ſagte:
Simon Johanna, haſt du mich lieber, als dieſe mich haben?
Schnell tritt Petrus naͤher zu ihm, antwortet: Du weißt, Herr,
Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld ſprach Jeſus: So weide
Meine Laͤmmer! und ſchwieg nicht lang’, und fragte noch einmal:
Simon Johanna, haſt du mich lieb? Jm innerſten Herzen
Fuͤhlt es Kephas; noch trauert er nicht, antwortet: Du weißt, Herr,
Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld ſpricht Jeſus: So weide
Meine Schafe! und ſteht, und fragt den Geruͤhrten noch einmal:
Simon
IV Band. J
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="20">
              <pb facs="#f0129" n="129"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Neunzehnter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw><lb/>
              <l>Aber der Zug, der das Netz, da, wo der Fremdling es &#x017F;agte,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o &#x017F;chnell bela&#x017F;tete, zeigte Johannes den Mittler!</l><lb/>
              <l>Freudig rief er: Es i&#x017F;t der Herr! Da Kephas ho&#x0364;rte,</l><lb/>
              <l>Daß es der Herr &#x017F;ey, eilt&#x2019; er, und gu&#x0364;rtete &#x017F;ich mit dem Hemde,</l><lb/>
              <l>Warf &#x017F;ich ins Meer! &#x017F;chwamm &#x017F;chnell heran zum Ge&#x017F;tade, voll Unruh</l><lb/>
              <l>Chri&#x017F;tus na&#x0364;her zu &#x017F;ehen. Er &#x017F;ah ihn, erkannt&#x2019; ihn! Die Andern</l><lb/>
              <l>Eilten im Nachen, zogen das Netz mit den Fi&#x017F;chen heru&#x0364;ber,</l><lb/>
              <l>Traten aus Land, und erkannten, ver&#x017F;tummt vor Wonne, den Mittler!</l><lb/>
              <l>Brodt, und Kohlen, und Fi&#x017F;ch&#x2019; auf den Kohlen lagen vor ihnen</l><lb/>
              <l>An dem Ufer. Der Mittler &#x017F;prach: Bringt auch von den Fi&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Die ihr fienget. Und &#x017F;chnell &#x017F;prang Kephas wieder ins Wa&#x017F;&#x017F;er;</l><lb/>
              <l>Zog das &#x017F;chwere Netz voll großer Fi&#x017F;che, das dennoch</l><lb/>
              <l>Nicht zerriß, auf das Land: und Leben wimmelt&#x2019; im Netze!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="21">
              <l>Kommt, und haltet das Mahl. Sie hielten&#x2019;s. Vertraulich, mit Liebe</l><lb/>
              <l>Saß er unter den Wonnevollen am Ufer, und reichte</l><lb/>
              <l>Jhnen Spei&#x017F;e. Jezt war das zweyte der frohen Mahle,</l><lb/>
              <l>Nach dem traurigen Mahl vor &#x017F;einem Tode, geendet.</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ie wandelten hin am Ge&#x017F;tade. Der Go&#x0364;ttliche &#x017F;agte:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="22">
              <l>Simon Johanna, ha&#x017F;t du mich lieber, als die&#x017F;e mich haben?</l><lb/>
              <l>Schnell tritt Petrus na&#x0364;her zu ihm, antwortet: Du weißt, Herr,</l><lb/>
              <l>Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld &#x017F;prach Je&#x017F;us: So weide</l><lb/>
              <l>Meine La&#x0364;mmer! und &#x017F;chwieg nicht lang&#x2019;, und fragte noch einmal:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="23">
              <l>Simon Johanna, ha&#x017F;t du mich lieb? Jm inner&#x017F;ten Herzen</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;hlt es Kephas; noch trauert er nicht, antwortet: Du weißt, Herr,</l><lb/>
              <l>Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld &#x017F;pricht Je&#x017F;us: So weide</l><lb/>
              <l>Meine Schafe! und &#x017F;teht, und fragt den Geru&#x0364;hrten noch einmal:</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV</hi><hi rendition="#fr">Band.</hi> J</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Simon</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0129] Neunzehnter Geſang. Aber der Zug, der das Netz, da, wo der Fremdling es ſagte, Und ſo ſchnell belaſtete, zeigte Johannes den Mittler! Freudig rief er: Es iſt der Herr! Da Kephas hoͤrte, Daß es der Herr ſey, eilt’ er, und guͤrtete ſich mit dem Hemde, Warf ſich ins Meer! ſchwamm ſchnell heran zum Geſtade, voll Unruh Chriſtus naͤher zu ſehen. Er ſah ihn, erkannt’ ihn! Die Andern Eilten im Nachen, zogen das Netz mit den Fiſchen heruͤber, Traten aus Land, und erkannten, verſtummt vor Wonne, den Mittler! Brodt, und Kohlen, und Fiſch’ auf den Kohlen lagen vor ihnen An dem Ufer. Der Mittler ſprach: Bringt auch von den Fiſchen, Die ihr fienget. Und ſchnell ſprang Kephas wieder ins Waſſer; Zog das ſchwere Netz voll großer Fiſche, das dennoch Nicht zerriß, auf das Land: und Leben wimmelt’ im Netze! Kommt, und haltet das Mahl. Sie hielten’s. Vertraulich, mit Liebe Saß er unter den Wonnevollen am Ufer, und reichte Jhnen Speiſe. Jezt war das zweyte der frohen Mahle, Nach dem traurigen Mahl vor ſeinem Tode, geendet. Und ſie wandelten hin am Geſtade. Der Goͤttliche ſagte: Simon Johanna, haſt du mich lieber, als dieſe mich haben? Schnell tritt Petrus naͤher zu ihm, antwortet: Du weißt, Herr, Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld ſprach Jeſus: So weide Meine Laͤmmer! und ſchwieg nicht lang’, und fragte noch einmal: Simon Johanna, haſt du mich lieb? Jm innerſten Herzen Fuͤhlt es Kephas; noch trauert er nicht, antwortet: Du weißt, Herr, Daß ich dich liebe!.. Mit inniger Huld ſpricht Jeſus: So weide Meine Schafe! und ſteht, und fragt den Geruͤhrten noch einmal: Simon IV Band. J

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/129
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/129>, abgerufen am 04.12.2024.