[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Auf zu mir, daß er sey, wo ich bin! Wenn ihr mich liebet;Haltet ihr, was ich gebot. Jch flehe dem Vater, er sendet Euch den Tröster, den Geist der Wahrheit, welchen die Sünder Nicht zu empfahn vermögen. Sie kennen ihn nicht; ihr aber Werdet ihn kennen, wenn er mit euch sich vereinigt, mit ihm ihr Euch vereiniget. Sieh, ich verlaß' euch nicht, wie im Tode Jhre Waisen die Mutter verläßt. Jch kehre wieder Euer Führer, der euch hinauf zum Erkenntniß des Himmels Bringt, und zum ewigen Leben! Denn hier schon werdet ihr lernen, Daß mit dem Vater vereint ich bin, und mit mir vereint ihr Seyd, und ich mit euch. Wer, was ich habe geboten, Weis, und hält, der liebet mich! und den wird der Vater Lieben! und ich ihn lieben, und ihm mich offenbaren! Jezo sah auf Einmal Elkanan den Göttlichen stehen Unter den weinenden Zeugen, und rufend sank er zur Erde; Richtete wie vom Tode sich auf! Noch sagte der Mittler: Ja, wir werden ihn lieben der Vater, und ich, und kommen Und bey ihm wohnen. Jch bin der Weinstock, und Weingärtner Jst der Vater, ihr seyd die Reben, jede der Reben, Die nicht Frucht trägt, schneidet er ab, und jede, die Frucht trägt, Reiniget er, daß der Früchte noch mehr die herrliche trage. Jhr erkohrt mich nicht; ich aber hab' euch erkohren, Euch Gedeyen gegeben, daß Frucht ihr trüget, und wüchset Jn die Ewigkeit! Hört mein großes Gebot, und ein Labsal Sey es euch; denn die Welt wird, wie mich sie gehaßt hat, euch hassen: Liebet euch unter einander! Jch laß euch meinen Frieden, Meinen
Der Meſſias. Auf zu mir, daß er ſey, wo ich bin! Wenn ihr mich liebet;Haltet ihr, was ich gebot. Jch flehe dem Vater, er ſendet Euch den Troͤſter, den Geiſt der Wahrheit, welchen die Suͤnder Nicht zu empfahn vermoͤgen. Sie kennen ihn nicht; ihr aber Werdet ihn kennen, wenn er mit euch ſich vereinigt, mit ihm ihr Euch vereiniget. Sieh, ich verlaß’ euch nicht, wie im Tode Jhre Waiſen die Mutter verlaͤßt. Jch kehre wieder Euer Fuͤhrer, der euch hinauf zum Erkenntniß des Himmels Bringt, und zum ewigen Leben! Denn hier ſchon werdet ihr lernen, Daß mit dem Vater vereint ich bin, und mit mir vereint ihr Seyd, und ich mit euch. Wer, was ich habe geboten, Weis, und haͤlt, der liebet mich! und den wird der Vater Lieben! und ich ihn lieben, und ihm mich offenbaren! Jezo ſah auf Einmal Elkanan den Goͤttlichen ſtehen Unter den weinenden Zeugen, und rufend ſank er zur Erde; Richtete wie vom Tode ſich auf! Noch ſagte der Mittler: Ja, wir werden ihn lieben der Vater, und ich, und kommen Und bey ihm wohnen. Jch bin der Weinſtock, und Weingaͤrtner Jſt der Vater, ihr ſeyd die Reben, jede der Reben, Die nicht Frucht traͤgt, ſchneidet er ab, und jede, die Frucht traͤgt, Reiniget er, daß der Fruͤchte noch mehr die herrliche trage. Jhr erkohrt mich nicht; ich aber hab’ euch erkohren, Euch Gedeyen gegeben, daß Frucht ihr truͤget, und wuͤchſet Jn die Ewigkeit! Hoͤrt mein großes Gebot, und ein Labſal Sey es euch; denn die Welt wird, wie mich ſie gehaßt hat, euch haſſen: Liebet euch unter einander! Jch laß euch meinen Frieden, Meinen
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Der Meſſias.
Auf zu mir, daß er ſey, wo ich bin! Wenn ihr mich liebet;
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Euch den Troͤſter, den Geiſt der Wahrheit, welchen die Suͤnder
Nicht zu empfahn vermoͤgen. Sie kennen ihn nicht; ihr aber
Werdet ihn kennen, wenn er mit euch ſich vereinigt, mit ihm ihr
Euch vereiniget. Sieh, ich verlaß’ euch nicht, wie im Tode
Jhre Waiſen die Mutter verlaͤßt. Jch kehre wieder
Euer Fuͤhrer, der euch hinauf zum Erkenntniß des Himmels
Bringt, und zum ewigen Leben! Denn hier ſchon werdet ihr lernen,
Daß mit dem Vater vereint ich bin, und mit mir vereint ihr
Seyd, und ich mit euch. Wer, was ich habe geboten,
Weis, und haͤlt, der liebet mich! und den wird der Vater
Lieben! und ich ihn lieben, und ihm mich offenbaren!
Jezo ſah auf Einmal Elkanan den Goͤttlichen ſtehen
Unter den weinenden Zeugen, und rufend ſank er zur Erde;
Richtete wie vom Tode ſich auf! Noch ſagte der Mittler:
Ja, wir werden ihn lieben der Vater, und ich, und kommen
Und bey ihm wohnen. Jch bin der Weinſtock, und Weingaͤrtner
Jſt der Vater, ihr ſeyd die Reben, jede der Reben,
Die nicht Frucht traͤgt, ſchneidet er ab, und jede, die Frucht traͤgt,
Reiniget er, daß der Fruͤchte noch mehr die herrliche trage.
Jhr erkohrt mich nicht; ich aber hab’ euch erkohren,
Euch Gedeyen gegeben, daß Frucht ihr truͤget, und wuͤchſet
Jn die Ewigkeit! Hoͤrt mein großes Gebot, und ein Labſal
Sey es euch; denn die Welt wird, wie mich ſie gehaßt hat, euch haſſen:
Liebet euch unter einander! Jch laß euch meinen Frieden,
Meinen
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