[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.Der Messias. Steh, und schaue freudig hinab, und höre die WogeTod herrauschen, und fürchte nicht mehr die wütende Woge! Aber ihm ward der Gnade noch mehr. Der verschwundene Todte Kam in seiner Herrlichkeit wieder. Es sah in den Schatten Einer Palme den Strahlenden Sebida kommen, darauf ihn Näher schweben, zuletzt in Glanze gemilderten Lichtes Gegen ihn über, als wollt' er daselbst der Ruhe geniessen, Nieder auf einen Felsen sich setzen. Frey, wie der Heitre Lüfte, gelöst von allen Banden der Zweifel, von allen Jhren Bürden entlastet, befragte jezt die Erscheinung Sebida, hörte von ihr die süße Stimme der Antwort Ueber vieles von diesem, und jenem Leben, und beyder Nahem Verhalt, und wie Gott es Alles mit Herrlichkeit ende! Endlich rief er: Wer aber bist du, Erscheinung vom Himmel? Ja, Erscheinung vom hohen Himmel, doch auch aus dem Grabe! Jch bin Joseph. Dir lebt dein alter Vater noch. Eile Und erzähl's ihm, damit der redliche Greis, auf des Sohnes Wange, fühle die Freudenthräne des Sohns, und ihn segne! Unterdeß stand der Versöhner auf Tabors Höhen, und sahe, Welche Seligkeit denen ward, die bey Lazarus weilten. Lazarus redte mit Ernst, und unwiderstehlicher Anmuth, Von den Lehren des Mittlers, wie er jezt tiefere Weisheit, Nahrung sie, und Leben des Menschen, enthüllet mit Einfalt, Jezt von fern nur gezeigt dem Auge des Sterblichen hätte. Sind, so sagt er, die kenntnißbegierigen Wandrer hinüber Ueber das Grab gegangen; so wird die Ferne zur Nähe, Und sie lernen zugleich, warum dieß nicht früher geschahe. Viele
Der Meſſias. Steh, und ſchaue freudig hinab, und hoͤre die WogeTod herrauſchen, und fuͤrchte nicht mehr die wuͤtende Woge! Aber ihm ward der Gnade noch mehr. Der verſchwundene Todte Kam in ſeiner Herrlichkeit wieder. Es ſah in den Schatten Einer Palme den Strahlenden Sebida kommen, darauf ihn Naͤher ſchweben, zuletzt in Glanze gemilderten Lichtes Gegen ihn uͤber, als wollt’ er daſelbſt der Ruhe genieſſen, Nieder auf einen Felſen ſich ſetzen. Frey, wie der Heitre Luͤfte, geloͤſt von allen Banden der Zweifel, von allen Jhren Buͤrden entlaſtet, befragte jezt die Erſcheinung Sebida, hoͤrte von ihr die ſuͤße Stimme der Antwort Ueber vieles von dieſem, und jenem Leben, und beyder Nahem Verhalt, und wie Gott es Alles mit Herrlichkeit ende! Endlich rief er: Wer aber biſt du, Erſcheinung vom Himmel? Ja, Erſcheinung vom hohen Himmel, doch auch aus dem Grabe! Jch bin Joſeph. Dir lebt dein alter Vater noch. Eile Und erzaͤhl’s ihm, damit der redliche Greis, auf des Sohnes Wange, fuͤhle die Freudenthraͤne des Sohns, und ihn ſegne! Unterdeß ſtand der Verſoͤhner auf Tabors Hoͤhen, und ſahe, Welche Seligkeit denen ward, die bey Lazarus weilten. Lazarus redte mit Ernſt, und unwiderſtehlicher Anmuth, Von den Lehren des Mittlers, wie er jezt tiefere Weisheit, Nahrung ſie, und Leben des Menſchen, enthuͤllet mit Einfalt, Jezt von fern nur gezeigt dem Auge des Sterblichen haͤtte. Sind, ſo ſagt er, die kenntnißbegierigen Wandrer hinuͤber Ueber das Grab gegangen; ſo wird die Ferne zur Naͤhe, Und ſie lernen zugleich, warum dieß nicht fruͤher geſchahe. Viele
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Der Meſſias.
Steh, und ſchaue freudig hinab, und hoͤre die Woge
Tod herrauſchen, und fuͤrchte nicht mehr die wuͤtende Woge!
Aber ihm ward der Gnade noch mehr. Der verſchwundene Todte
Kam in ſeiner Herrlichkeit wieder. Es ſah in den Schatten
Einer Palme den Strahlenden Sebida kommen, darauf ihn
Naͤher ſchweben, zuletzt in Glanze gemilderten Lichtes
Gegen ihn uͤber, als wollt’ er daſelbſt der Ruhe genieſſen,
Nieder auf einen Felſen ſich ſetzen. Frey, wie der Heitre
Luͤfte, geloͤſt von allen Banden der Zweifel, von allen
Jhren Buͤrden entlaſtet, befragte jezt die Erſcheinung
Sebida, hoͤrte von ihr die ſuͤße Stimme der Antwort
Ueber vieles von dieſem, und jenem Leben, und beyder
Nahem Verhalt, und wie Gott es Alles mit Herrlichkeit ende!
Endlich rief er: Wer aber biſt du, Erſcheinung vom Himmel?
Ja, Erſcheinung vom hohen Himmel, doch auch aus dem Grabe!
Jch bin Joſeph. Dir lebt dein alter Vater noch. Eile
Und erzaͤhl’s ihm, damit der redliche Greis, auf des Sohnes
Wange, fuͤhle die Freudenthraͤne des Sohns, und ihn ſegne!
Unterdeß ſtand der Verſoͤhner auf Tabors Hoͤhen, und ſahe,
Welche Seligkeit denen ward, die bey Lazarus weilten.
Lazarus redte mit Ernſt, und unwiderſtehlicher Anmuth,
Von den Lehren des Mittlers, wie er jezt tiefere Weisheit,
Nahrung ſie, und Leben des Menſchen, enthuͤllet mit Einfalt,
Jezt von fern nur gezeigt dem Auge des Sterblichen haͤtte.
Sind, ſo ſagt er, die kenntnißbegierigen Wandrer hinuͤber
Ueber das Grab gegangen; ſo wird die Ferne zur Naͤhe,
Und ſie lernen zugleich, warum dieß nicht fruͤher geſchahe.
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