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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Dritter Gesang.

Kamen die Brüder; allein sie sahen sie schlummern, und
schwiegen.

Unterdeß schliefen die übrigen Jünger vom Kummer
ermüdet

An den Höhen des Oelberges ein. Der unter dem
Oelbaum,

Wo er sein en bedeckenden Arm am tiefsten herabließ;
Jener im Thal, das sich bey kleinen Hügeln versenkte;
Dieser am Fusse der himmlischen Ceder, die hoch und er-
haben

Stand, und mit leisem Geräusch vom stillen waldigten
Wipfel

Schlummer und Thau auf die Ruhenden träufte. Viel
schliefen im Grabmal,

Welches die Kinder der mördrischen Stadt den Prophe-
ten erbauten.

Petrus und Jakobus bey des hohen Hesekiels Denk-
mal,

Wo er auf dem Marmor mit ernstem entzückten Gesichte
Stand, und um sich herum erwachende Todten er-
blickte.

Judas Jscharioth war, nicht weit vom stillen Lebbäus,
Der sein Verwandter und Freund war, aus Ungeduld
eingeschlafen.

Aber Satan, der seitwärts in einer verborgenen Höle
Alles, was die Engel von ihren Jüngern erzählten,
Angehört hatte, brach zürnend hervor, und ließ voll Ge-
danken

Zum Verderben erhitzt, sich bey Jscharioth nieder.
Also naht sich die Pest im mitternächtlichen Stunden.
Schlum-

Dritter Geſang.

Kamen die Bruͤder; allein ſie ſahen ſie ſchlummern, und
ſchwiegen.

Unterdeß ſchliefen die uͤbrigen Juͤnger vom Kummer
ermuͤdet

An den Hoͤhen des Oelberges ein. Der unter dem
Oelbaum,

Wo er ſein en bedeckenden Arm am tiefſten herabließ;
Jener im Thal, das ſich bey kleinen Huͤgeln verſenkte;
Dieſer am Fuſſe der himmliſchen Ceder, die hoch und er-
haben

Stand, und mit leiſem Geraͤuſch vom ſtillen waldigten
Wipfel

Schlummer und Thau auf die Ruhenden traͤufte. Viel
ſchliefen im Grabmal,

Welches die Kinder der moͤrdriſchen Stadt den Prophe-
ten erbauten.

Petrus und Jakobus bey des hohen Heſekiels Denk-
mal,

Wo er auf dem Marmor mit ernſtem entzuͤckten Geſichte
Stand, und um ſich herum erwachende Todten er-
blickte.

Judas Jſcharioth war, nicht weit vom ſtillen Lebbaͤus,
Der ſein Verwandter und Freund war, aus Ungeduld
eingeſchlafen.

Aber Satan, der ſeitwaͤrts in einer verborgenen Hoͤle
Alles, was die Engel von ihren Juͤngern erzaͤhlten,
Angehoͤrt hatte, brach zuͤrnend hervor, und ließ voll Ge-
danken

Zum Verderben erhitzt, ſich bey Jſcharioth nieder.
Alſo naht ſich die Peſt im mitternaͤchtlichen Stunden.
Schlum-
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[125/0129] Dritter Geſang. Kamen die Bruͤder; allein ſie ſahen ſie ſchlummern, und ſchwiegen. Unterdeß ſchliefen die uͤbrigen Juͤnger vom Kummer ermuͤdet An den Hoͤhen des Oelberges ein. Der unter dem Oelbaum, Wo er ſein en bedeckenden Arm am tiefſten herabließ; Jener im Thal, das ſich bey kleinen Huͤgeln verſenkte; Dieſer am Fuſſe der himmliſchen Ceder, die hoch und er- haben Stand, und mit leiſem Geraͤuſch vom ſtillen waldigten Wipfel Schlummer und Thau auf die Ruhenden traͤufte. Viel ſchliefen im Grabmal, Welches die Kinder der moͤrdriſchen Stadt den Prophe- ten erbauten. Petrus und Jakobus bey des hohen Heſekiels Denk- mal, Wo er auf dem Marmor mit ernſtem entzuͤckten Geſichte Stand, und um ſich herum erwachende Todten er- blickte. Judas Jſcharioth war, nicht weit vom ſtillen Lebbaͤus, Der ſein Verwandter und Freund war, aus Ungeduld eingeſchlafen. Aber Satan, der ſeitwaͤrts in einer verborgenen Hoͤle Alles, was die Engel von ihren Juͤngern erzaͤhlten, Angehoͤrt hatte, brach zuͤrnend hervor, und ließ voll Ge- danken Zum Verderben erhitzt, ſich bey Jſcharioth nieder. Alſo naht ſich die Peſt im mitternaͤchtlichen Stunden. Schlum-

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/129>, abgerufen am 23.11.2024.