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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Der Messias.
Zitterten, und empfanden zuerst. Ein gewaltiger
Schauer

Faßte den Seraph, ihm schlug sein Herz, und um ihn lag
wartend,

Wie vorm nahen Gewitter die Erde, sein furchtsamer
Weltkreis.

Nur in die Seelen zukünftiger Christen kam sanftes Ent-
zücken,

Und ein süßbetäubend Gefühl des ewigen Lebens.
Aber sinnlos, und nur zur Verzweiflung allein noch em-
pfindlich,

Sinnlos, wider GOtt was zu denken, entstürzten im Ab-
grund

Jhren Thronen die höllischen Geister. Als jeder dahin-
sank,

Stürzt auf jeden ein Fels, brach unter jedem die Tiefe
Ungestüm ein, und donnernd erklang die unterste Hölle.

JEsus stand noch vor GOtt, und die Leiden seiner
Erlösung

Fiengen itzt an. Und Gabriel lag auf seinem Gesichte
Fern und anbetend, von neuen Gedanken gewaltig er-
hoben.

Seit den Jahrhunderten, die er durchlebt, (so lang als
die Seele

Sich die Unendlichkeit denkt, wenn sie sich in feurigem
Fluge

Wie aus dem Körper verliert,) seit diesen Jahrhunderten
hatt er

So erhabne Gedanken noch nie empfunden. Die Gott-
heit

Jhre

Der Meſſias.
Zitterten, und empfanden zuerſt. Ein gewaltiger
Schauer

Faßte den Seraph, ihm ſchlug ſein Herz, und um ihn lag
wartend,

Wie vorm nahen Gewitter die Erde, ſein furchtſamer
Weltkreis.

Nur in die Seelen zukuͤnftiger Chriſten kam ſanftes Ent-
zuͤcken,

Und ein ſuͤßbetaͤubend Gefuͤhl des ewigen Lebens.
Aber ſinnlos, und nur zur Verzweiflung allein noch em-
pfindlich,

Sinnlos, wider GOtt was zu denken, entſtuͤrzten im Ab-
grund

Jhren Thronen die hoͤlliſchen Geiſter. Als jeder dahin-
ſank,

Stuͤrzt auf jeden ein Fels, brach unter jedem die Tiefe
Ungeſtuͤm ein, und donnernd erklang die unterſte Hoͤlle.

JEſus ſtand noch vor GOtt, und die Leiden ſeiner
Erloͤſung

Fiengen itzt an. Und Gabriel lag auf ſeinem Geſichte
Fern und anbetend, von neuen Gedanken gewaltig er-
hoben.

Seit den Jahrhunderten, die er durchlebt, (ſo lang als
die Seele

Sich die Unendlichkeit denkt, wenn ſie ſich in feurigem
Fluge

Wie aus dem Koͤrper verliert,) ſeit dieſen Jahrhunderten
hatt er

So erhabne Gedanken noch nie empfunden. Die Gott-
heit

Jhre
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[12/0016] Der Meſſias. Zitterten, und empfanden zuerſt. Ein gewaltiger Schauer Faßte den Seraph, ihm ſchlug ſein Herz, und um ihn lag wartend, Wie vorm nahen Gewitter die Erde, ſein furchtſamer Weltkreis. Nur in die Seelen zukuͤnftiger Chriſten kam ſanftes Ent- zuͤcken, Und ein ſuͤßbetaͤubend Gefuͤhl des ewigen Lebens. Aber ſinnlos, und nur zur Verzweiflung allein noch em- pfindlich, Sinnlos, wider GOtt was zu denken, entſtuͤrzten im Ab- grund Jhren Thronen die hoͤlliſchen Geiſter. Als jeder dahin- ſank, Stuͤrzt auf jeden ein Fels, brach unter jedem die Tiefe Ungeſtuͤm ein, und donnernd erklang die unterſte Hoͤlle. JEſus ſtand noch vor GOtt, und die Leiden ſeiner Erloͤſung Fiengen itzt an. Und Gabriel lag auf ſeinem Geſichte Fern und anbetend, von neuen Gedanken gewaltig er- hoben. Seit den Jahrhunderten, die er durchlebt, (ſo lang als die Seele Sich die Unendlichkeit denkt, wenn ſie ſich in feurigem Fluge Wie aus dem Koͤrper verliert,) ſeit dieſen Jahrhunderten hatt er So erhabne Gedanken noch nie empfunden. Die Gott- heit Jhre

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/16>, abgerufen am 21.11.2024.