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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Der Messias.
Jtzt wollt er reden, allein kaum kont er von Freuden
erschüttert

Bebend stammeln. Doch breitet er sich mit sehnlichen
Armen

Nach dem Ewigen aus, und sah mit getrösteten Augen,
Voll von Entzückung, nach ihm von seinem Felsen herun-
ter.

Wie die Seele trübsinniger Weisen, die, in sich gekehret,
An der Unsterblichkeit ihrer zukünftigen Dauer verzwei-
felt,

Jnnerlich bebt; der Ewigen schauert vor ihrer Zernich-
tung;

Aber itzt nahet sich ihr der weisern Freundinnen eine,
Jhrer Unsterblichkeit sicher, und stolz auf GOttes Ver-
heissung,

Kömmt sie zu ihr mit tröstendem Blick. Die trübe Ver-
laßne

Heitert sich auf, und windet mit Macht von jammerndem
Kummer

Ungestüm freudig sich los; nun jauchzt die ewige segnend,
Wie im Triumph, über ihrer verneuten unsterblichen
Grösse.

Also empfand der besessene Mann die Beruhigung GOt-
tes.

Und drauf sprach der Messias mit mächtiger Stimme zu
Satan:

Geist des Verderbens, wer bist du, der du vor meinem
Gesichte

Dies zur Erlösung erwählte Geschlecht, die Menschen, so
quälest?

Jch bin Satan, antwortet ein zorniges tiefes Gebrülle,

König

Der Meſſias.
Jtzt wollt er reden, allein kaum kont er von Freuden
erſchuͤttert

Bebend ſtammeln. Doch breitet er ſich mit ſehnlichen
Armen

Nach dem Ewigen aus, und ſah mit getroͤſteten Augen,
Voll von Entzuͤckung, nach ihm von ſeinem Felſen herun-
ter.

Wie die Seele truͤbſinniger Weiſen, die, in ſich gekehret,
An der Unſterblichkeit ihrer zukuͤnftigen Dauer verzwei-
felt,

Jnnerlich bebt; der Ewigen ſchauert vor ihrer Zernich-
tung;

Aber itzt nahet ſich ihr der weiſern Freundinnen eine,
Jhrer Unſterblichkeit ſicher, und ſtolz auf GOttes Ver-
heiſſung,

Koͤmmt ſie zu ihr mit troͤſtendem Blick. Die truͤbe Ver-
laßne

Heitert ſich auf, und windet mit Macht von jammerndem
Kummer

Ungeſtuͤm freudig ſich los; nun jauchzt die ewige ſegnend,
Wie im Triumph, uͤber ihrer verneuten unſterblichen
Groͤſſe.

Alſo empfand der beſeſſene Mann die Beruhigung GOt-
tes.

Und drauf ſprach der Meſſias mit maͤchtiger Stimme zu
Satan:

Geiſt des Verderbens, wer biſt du, der du vor meinem
Geſichte

Dies zur Erloͤſung erwaͤhlte Geſchlecht, die Menſchen, ſo
quaͤleſt?

Jch bin Satan, antwortet ein zorniges tiefes Gebruͤlle,

Koͤnig
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[52/0056] Der Meſſias. Jtzt wollt er reden, allein kaum kont er von Freuden erſchuͤttert Bebend ſtammeln. Doch breitet er ſich mit ſehnlichen Armen Nach dem Ewigen aus, und ſah mit getroͤſteten Augen, Voll von Entzuͤckung, nach ihm von ſeinem Felſen herun- ter. Wie die Seele truͤbſinniger Weiſen, die, in ſich gekehret, An der Unſterblichkeit ihrer zukuͤnftigen Dauer verzwei- felt, Jnnerlich bebt; der Ewigen ſchauert vor ihrer Zernich- tung; Aber itzt nahet ſich ihr der weiſern Freundinnen eine, Jhrer Unſterblichkeit ſicher, und ſtolz auf GOttes Ver- heiſſung, Koͤmmt ſie zu ihr mit troͤſtendem Blick. Die truͤbe Ver- laßne Heitert ſich auf, und windet mit Macht von jammerndem Kummer Ungeſtuͤm freudig ſich los; nun jauchzt die ewige ſegnend, Wie im Triumph, uͤber ihrer verneuten unſterblichen Groͤſſe. Alſo empfand der beſeſſene Mann die Beruhigung GOt- tes. Und drauf ſprach der Meſſias mit maͤchtiger Stimme zu Satan: Geiſt des Verderbens, wer biſt du, der du vor meinem Geſichte Dies zur Erloͤſung erwaͤhlte Geſchlecht, die Menſchen, ſo quaͤleſt? Jch bin Satan, antwortet ein zorniges tiefes Gebruͤlle, Koͤnig

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/56>, abgerufen am 21.11.2024.