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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Zweyter Gesang.

Von ihr sollt ein König entstehn, der die Herrschaften
Davids

Mächtig besitzen und Jsraels Erbe verherrlichen würde.
Er hieß JEsus, so sollte sie ihn, den Göttersohn, nennen.
Ewig sollte die Macht des großen Königreichs dauern.
Dieses vernahmt ihr, Warum erstaunten die Götter der
Hölle,

Da sie dies hörten? Jch selber, ich habe viel mehr noch
gesehen;

Doch mich erschreckt nichts. Jch will euch alles treulich
entdecken.

Nichts will ich euch verschweigen, damit ihr sehet, wie
feurig,

Sich mein Muth in Gefahren erhebt; sinds anders Ge-
fahren,

Wenn sich auf unserer Welt ein sterblicher Träumer ver-
göttert.

Jch war auf Erden, und wartete dort auf des göttlichen
Knabens

Hohe Geburt. Jtzt wird aus deinem Schosse, Maria,
Dacht ich, der Göttliche kommen. Geschwinder als Au-
genblicke,

Schneller noch als die Gedanken der Götter vom Zorne
beflügelt,

Wird er gen Himmel erwachsen. Jtzt deckt er in seiner
Erhöhung

Mit dem einen Fusse das Meer, mit dem andern den Erd-
kreis.

Jtzt wägt er in der erschrecklichen Rechte den Mond und
die Sonne,

Jn der Linken die Morgensterne. Da kömmt er und tödtet!

Mitten
E 4

Zweyter Geſang.

Von ihr ſollt ein Koͤnig entſtehn, der die Herrſchaften
Davids

Maͤchtig beſitzen und Jſraels Erbe verherrlichen wuͤrde.
Er hieß JEſus, ſo ſollte ſie ihn, den Goͤtterſohn, nennen.
Ewig ſollte die Macht des großen Koͤnigreichs dauern.
Dieſes vernahmt ihr, Warum erſtaunten die Goͤtter der
Hoͤlle,

Da ſie dies hoͤrten? Jch ſelber, ich habe viel mehr noch
geſehen;

Doch mich erſchreckt nichts. Jch will euch alles treulich
entdecken.

Nichts will ich euch verſchweigen, damit ihr ſehet, wie
feurig,

Sich mein Muth in Gefahren erhebt; ſinds anders Ge-
fahren,

Wenn ſich auf unſerer Welt ein ſterblicher Traͤumer ver-
goͤttert.

Jch war auf Erden, und wartete dort auf des goͤttlichen
Knabens

Hohe Geburt. Jtzt wird aus deinem Schoſſe, Maria,
Dacht ich, der Goͤttliche kommen. Geſchwinder als Au-
genblicke,

Schneller noch als die Gedanken der Goͤtter vom Zorne
befluͤgelt,

Wird er gen Himmel erwachſen. Jtzt deckt er in ſeiner
Erhoͤhung

Mit dem einen Fuſſe das Meer, mit dem andern den Erd-
kreis.

Jtzt waͤgt er in der erſchrecklichen Rechte den Mond und
die Sonne,

Jn der Linken die Morgenſterne. Da koͤmmt er und toͤdtet!

Mitten
E 4
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[71/0075] Zweyter Geſang. Von ihr ſollt ein Koͤnig entſtehn, der die Herrſchaften Davids Maͤchtig beſitzen und Jſraels Erbe verherrlichen wuͤrde. Er hieß JEſus, ſo ſollte ſie ihn, den Goͤtterſohn, nennen. Ewig ſollte die Macht des großen Koͤnigreichs dauern. Dieſes vernahmt ihr, Warum erſtaunten die Goͤtter der Hoͤlle, Da ſie dies hoͤrten? Jch ſelber, ich habe viel mehr noch geſehen; Doch mich erſchreckt nichts. Jch will euch alles treulich entdecken. Nichts will ich euch verſchweigen, damit ihr ſehet, wie feurig, Sich mein Muth in Gefahren erhebt; ſinds anders Ge- fahren, Wenn ſich auf unſerer Welt ein ſterblicher Traͤumer ver- goͤttert. Jch war auf Erden, und wartete dort auf des goͤttlichen Knabens Hohe Geburt. Jtzt wird aus deinem Schoſſe, Maria, Dacht ich, der Goͤttliche kommen. Geſchwinder als Au- genblicke, Schneller noch als die Gedanken der Goͤtter vom Zorne befluͤgelt, Wird er gen Himmel erwachſen. Jtzt deckt er in ſeiner Erhoͤhung Mit dem einen Fuſſe das Meer, mit dem andern den Erd- kreis. Jtzt waͤgt er in der erſchrecklichen Rechte den Mond und die Sonne, Jn der Linken die Morgenſterne. Da koͤmmt er und toͤdtet! Mitten E 4

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/75>, abgerufen am 21.11.2024.