Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.

Die, wie ein Wetter, auf einmal sie blenden und nieder-
schlagen!

Komm! Labyrinthe verborgener List, zum Verderben ver-
wirret,

Zeigen sich mir! der Tod ist darinn. Kein öffnender Aus-
gang

Und kein Führer soll ihn den Labyrinthen entreissen.
Doch entflöh er auch unserer List, gäbst du im Olym-
pus,

Uns zu entrinnen, ihm Götterverstand: so sollen im Grim-
me

Feurige Wetter ihn schnell vor unsern Augen verderben!
Wie die Wetter, womit wir vordem den Geliebtesten
GOttes,

Seinen glückseligen Job, vorm Antlitz des Himmels be-
stritten.

Fleuch, fleuch, Erde, wir kommen mit Tod und Hölle
bewaffnet!

Wehe dem, der auf unserer Welt sich wider uns auf-
lehnt!

Also sprach Adramelech. Nun fiel die ganze Versamm-
lung

Satan auf einmal mit Ungestüm bey. Gleich stürzenden
Felsen

Stampft ihr gewaltiger Fuß, daß die Tiefe davon er-
bebte,

Jauchzend und stolz auf künftigen Sieg erregten sie um
sich

Ein entsetzlich Getöse von Stimmen. Die giengen vom
Aufgang
Bis

Der Meſſias.

Die, wie ein Wetter, auf einmal ſie blenden und nieder-
ſchlagen!

Komm! Labyrinthe verborgener Liſt, zum Verderben ver-
wirret,

Zeigen ſich mir! der Tod iſt darinn. Kein oͤffnender Aus-
gang

Und kein Fuͤhrer ſoll ihn den Labyrinthen entreiſſen.
Doch entfloͤh er auch unſerer Liſt, gaͤbſt du im Olym-
pus,

Uns zu entrinnen, ihm Goͤtterverſtand: ſo ſollen im Grim-
me

Feurige Wetter ihn ſchnell vor unſern Augen verderben!
Wie die Wetter, womit wir vordem den Geliebteſten
GOttes,

Seinen gluͤckſeligen Job, vorm Antlitz des Himmels be-
ſtritten.

Fleuch, fleuch, Erde, wir kommen mit Tod und Hoͤlle
bewaffnet!

Wehe dem, der auf unſerer Welt ſich wider uns auf-
lehnt!

Alſo ſprach Adramelech. Nun fiel die ganze Verſamm-
lung

Satan auf einmal mit Ungeſtuͤm bey. Gleich ſtuͤrzenden
Felſen

Stampft ihr gewaltiger Fuß, daß die Tiefe davon er-
bebte,

Jauchzend und ſtolz auf kuͤnftigen Sieg erregten ſie um
ſich

Ein entſetzlich Getoͤſe von Stimmen. Die giengen vom
Aufgang
Bis
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg n="24">
          <l>
            <pb facs="#f0088" n="84"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Die, wie ein Wetter, auf einmal &#x017F;ie blenden und nieder-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chlagen!</hi></l><lb/>
          <l>Komm! Labyrinthe verborgener Li&#x017F;t, zum Verderben ver-<lb/><hi rendition="#et">wirret,</hi></l><lb/>
          <l>Zeigen &#x017F;ich mir! der Tod i&#x017F;t darinn. Kein o&#x0364;ffnender Aus-<lb/><hi rendition="#et">gang</hi></l><lb/>
          <l>Und kein Fu&#x0364;hrer &#x017F;oll ihn den Labyrinthen entrei&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Doch entflo&#x0364;h er auch un&#x017F;erer Li&#x017F;t, ga&#x0364;b&#x017F;t du im Olym-<lb/><hi rendition="#et">pus,</hi></l><lb/>
          <l>Uns zu entrinnen, ihm Go&#x0364;tterver&#x017F;tand: &#x017F;o &#x017F;ollen im Grim-<lb/><hi rendition="#et">me</hi></l><lb/>
          <l>Feurige Wetter ihn &#x017F;chnell vor un&#x017F;ern Augen verderben!</l><lb/>
          <l>Wie die Wetter, womit wir vordem den Geliebte&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">GOttes,</hi></l><lb/>
          <l>Seinen glu&#x0364;ck&#x017F;eligen Job, vorm Antlitz des Himmels be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tritten.</hi></l><lb/>
          <l>Fleuch, fleuch, Erde, wir kommen mit Tod und Ho&#x0364;lle<lb/><hi rendition="#et">bewaffnet!</hi></l><lb/>
          <l>Wehe dem, der auf un&#x017F;erer Welt &#x017F;ich wider uns auf-<lb/><hi rendition="#et">lehnt!</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg n="25">
          <l>Al&#x017F;o &#x017F;prach Adramelech. Nun fiel die ganze Ver&#x017F;amm-<lb/><hi rendition="#et">lung</hi></l><lb/>
          <l>Satan auf einmal mit Unge&#x017F;tu&#x0364;m bey. Gleich &#x017F;tu&#x0364;rzenden<lb/><hi rendition="#et">Fel&#x017F;en</hi></l><lb/>
          <l>Stampft ihr gewaltiger Fuß, daß die Tiefe davon er-<lb/><hi rendition="#et">bebte,</hi></l><lb/>
          <l>Jauchzend und &#x017F;tolz auf ku&#x0364;nftigen Sieg erregten &#x017F;ie um<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich</hi></l><lb/>
          <l>Ein ent&#x017F;etzlich Geto&#x0364;&#x017F;e von Stimmen. Die giengen vom<lb/><hi rendition="#et">Aufgang</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bis</fw><lb/></l>
        </lg>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0088] Der Meſſias. Die, wie ein Wetter, auf einmal ſie blenden und nieder- ſchlagen! Komm! Labyrinthe verborgener Liſt, zum Verderben ver- wirret, Zeigen ſich mir! der Tod iſt darinn. Kein oͤffnender Aus- gang Und kein Fuͤhrer ſoll ihn den Labyrinthen entreiſſen. Doch entfloͤh er auch unſerer Liſt, gaͤbſt du im Olym- pus, Uns zu entrinnen, ihm Goͤtterverſtand: ſo ſollen im Grim- me Feurige Wetter ihn ſchnell vor unſern Augen verderben! Wie die Wetter, womit wir vordem den Geliebteſten GOttes, Seinen gluͤckſeligen Job, vorm Antlitz des Himmels be- ſtritten. Fleuch, fleuch, Erde, wir kommen mit Tod und Hoͤlle bewaffnet! Wehe dem, der auf unſerer Welt ſich wider uns auf- lehnt! Alſo ſprach Adramelech. Nun fiel die ganze Verſamm- lung Satan auf einmal mit Ungeſtuͤm bey. Gleich ſtuͤrzenden Felſen Stampft ihr gewaltiger Fuß, daß die Tiefe davon er- bebte, Jauchzend und ſtolz auf kuͤnftigen Sieg erregten ſie um ſich Ein entſetzlich Getoͤſe von Stimmen. Die giengen vom Aufgang Bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/88
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/88>, abgerufen am 21.11.2024.