Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Friedensburg.
[Abbildung]
Selbst der Engel entschwebt Wonnegefilden, läßt
Seine Krone voll Glanz unter den Himmlischen,
Wandelt, unter den Menschen
Mensch, in Jünglingsgestalt umher.
Laß denn, Muse, den Hain, wo du das Weltgericht,
Und die Könige singst, welche verworfen sind!
Komm, hier winken dich Thäler
In ihr Tempe zur Erd' herab.
Komm, es hoffet ihr Wink! Wo du der Ceder Haupt
Durch den steigenden Schall deines Gesangs bewegst,
Nicht nur jene Gefilde
Sind mit lachendem Reiz bekränzt;
Auch hier stand die Natur, da sie aus reicher Hand
Ueber Hügel und Thal lebende Schönheit goß,
Mit verweilendem Tritte,
Diese Thäler zu schmücken, still.
Sieh den ruhenden See, wie sein Gestade sich,
Dicht vom Walde bedeckt, sanfter erhoben hat,
Und den schimmernden Abend
In der grünlichen Dämmrung birgt.
Sieh
G 2
Friedensburg.
[Abbildung]
Selbſt der Engel entſchwebt Wonnegefilden, laͤßt
Seine Krone voll Glanz unter den Himmliſchen,
Wandelt, unter den Menſchen
Menſch, in Juͤnglingsgeſtalt umher.
Laß denn, Muſe, den Hain, wo du das Weltgericht,
Und die Koͤnige ſingſt, welche verworfen ſind!
Komm, hier winken dich Thaͤler
In ihr Tempe zur Erd’ herab.
Komm, es hoffet ihr Wink! Wo du der Ceder Haupt
Durch den ſteigenden Schall deines Geſangs bewegſt,
Nicht nur jene Gefilde
Sind mit lachendem Reiz bekraͤnzt;
Auch hier ſtand die Natur, da ſie aus reicher Hand
Ueber Huͤgel und Thal lebende Schoͤnheit goß,
Mit verweilendem Tritte,
Dieſe Thaͤler zu ſchmuͤcken, ſtill.
Sieh den ruhenden See, wie ſein Geſtade ſich,
Dicht vom Walde bedeckt, ſanfter erhoben hat,
Und den ſchimmernden Abend
In der gruͤnlichen Daͤmmrung birgt.
Sieh
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0107" n="99"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Friedensburg.</hi> </head><lb/>
          <figure/>
          <lg>
            <lg n="9">
              <l>Selb&#x017F;t der Engel ent&#x017F;chwebt Wonnegefilden, la&#x0364;ßt</l><lb/>
              <l>Seine Krone voll Glanz unter den Himmli&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Wandelt, unter den Men&#x017F;chen</l><lb/>
              <l>Men&#x017F;ch, in Ju&#x0364;nglingsge&#x017F;talt umher.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Laß denn, Mu&#x017F;e, den Hain, wo du das Weltgericht,</l><lb/>
              <l>Und die Ko&#x0364;nige &#x017F;ing&#x017F;t, welche verworfen &#x017F;ind!</l><lb/>
              <l>Komm, hier winken dich Tha&#x0364;ler</l><lb/>
              <l>In ihr Tempe zur Erd&#x2019; herab.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Komm, es hoffet ihr Wink! Wo du der Ceder Haupt</l><lb/>
              <l>Durch den &#x017F;teigenden Schall deines Ge&#x017F;angs beweg&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Nicht nur jene Gefilde</l><lb/>
              <l>Sind mit lachendem Reiz bekra&#x0364;nzt;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Auch hier &#x017F;tand die Natur, da &#x017F;ie aus reicher Hand</l><lb/>
              <l>Ueber Hu&#x0364;gel und Thal lebende Scho&#x0364;nheit goß,</l><lb/>
              <l>Mit verweilendem Tritte,</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;e Tha&#x0364;ler zu &#x017F;chmu&#x0364;cken, &#x017F;till.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Sieh den ruhenden See, wie &#x017F;ein Ge&#x017F;tade &#x017F;ich,</l><lb/>
              <l>Dicht vom Walde bedeckt, &#x017F;anfter erhoben hat,</l><lb/>
              <l>Und den &#x017F;chimmernden Abend</l><lb/>
              <l>In der gru&#x0364;nlichen Da&#x0364;mmrung birgt.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Sieh</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0107] Friedensburg. [Abbildung] Selbſt der Engel entſchwebt Wonnegefilden, laͤßt Seine Krone voll Glanz unter den Himmliſchen, Wandelt, unter den Menſchen Menſch, in Juͤnglingsgeſtalt umher. Laß denn, Muſe, den Hain, wo du das Weltgericht, Und die Koͤnige ſingſt, welche verworfen ſind! Komm, hier winken dich Thaͤler In ihr Tempe zur Erd’ herab. Komm, es hoffet ihr Wink! Wo du der Ceder Haupt Durch den ſteigenden Schall deines Geſangs bewegſt, Nicht nur jene Gefilde Sind mit lachendem Reiz bekraͤnzt; Auch hier ſtand die Natur, da ſie aus reicher Hand Ueber Huͤgel und Thal lebende Schoͤnheit goß, Mit verweilendem Tritte, Dieſe Thaͤler zu ſchmuͤcken, ſtill. Sieh den ruhenden See, wie ſein Geſtade ſich, Dicht vom Walde bedeckt, ſanfter erhoben hat, Und den ſchimmernden Abend In der gruͤnlichen Daͤmmrung birgt. Sieh G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/107
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/107>, abgerufen am 22.12.2024.