Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Neben dir schattet der Sachsen Wald,
Ihr Schwert war entscheidend, und kurz ihr Wort!
Und um dich glänzeten nie Schilde Roms,
Sein Tyrann sendete nie Adler dir zu!
Ruhiger wandelt' in deinem Thal
Der Göttinnen Beste, die sanfte Hlyn.
Es erscholl freudigen Klangs Braga's Lied
Um dich her, mischte nicht ein Rufe der Schlacht.
Ueber dem stolzeren Strome nur,
Der Ham sich vorüber ins Meer ergießt,
Da umgab Blut den Bardiet, ließ den Speer
Mit des Lieds schreckendem Drohn fliegen der
Gott!
Aber wenn Hertha zum Bade zog,
So eilete Braga zu dir zurück,
So begann Lenzmelodie, ließ der Gott
Bey des Lieds Tanze dahin sinken den Speer.
Seines Gesanges erschallet noch;
Mich lehret er älteren deutschen Ton,
Wenn entwölkt wallet der Mond, und es sanft
Um das Grab derer ertönt, welchen er sang.
Horchend dem lehrenden Liede, säng
Ich deinen Besitzer, o Insel, nähm
Ich des Hains Flügel, und eilt', heilig Laub
In der Hand, Ihm, wo der Ruhm ewiget,
nach!

Aber

Neben dir ſchattet der Sachſen Wald,
Ihr Schwert war entſcheidend, und kurz ihr Wort!
Und um dich glaͤnzeten nie Schilde Roms,
Sein Tyrann ſendete nie Adler dir zu!
Ruhiger wandelt’ in deinem Thal
Der Goͤttinnen Beſte, die ſanfte Hlyn.
Es erſcholl freudigen Klangs Braga’s Lied
Um dich her, miſchte nicht ein Rufe der Schlacht.
Ueber dem ſtolzeren Strome nur,
Der Ham ſich voruͤber ins Meer ergießt,
Da umgab Blut den Bardiet, ließ den Speer
Mit des Lieds ſchreckendem Drohn fliegen der
Gott!
Aber wenn Hertha zum Bade zog,
So eilete Braga zu dir zuruͤck,
So begann Lenzmelodie, ließ der Gott
Bey des Lieds Tanze dahin ſinken den Speer.
Seines Geſanges erſchallet noch;
Mich lehret er aͤlteren deutſchen Ton,
Wenn entwoͤlkt wallet der Mond, und es ſanft
Um das Grab derer ertoͤnt, welchen er ſang.
Horchend dem lehrenden Liede, ſaͤng
Ich deinen Beſitzer, o Inſel, naͤhm
Ich des Hains Fluͤgel, und eilt’, heilig Laub
In der Hand, Ihm, wo der Ruhm ewiget,
nach!

Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg>
            <pb facs="#f0190" n="182"/>
            <lg n="265">
              <l><hi rendition="#in">N</hi>eben dir &#x017F;chattet der Sach&#x017F;en Wald,</l><lb/>
              <l>Ihr Schwert war ent&#x017F;cheidend, und kurz ihr Wort!</l><lb/>
              <l>Und um dich gla&#x0364;nzeten nie Schilde Roms,</l><lb/>
              <l>Sein Tyrann &#x017F;endete nie Adler dir zu!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="266">
              <l><hi rendition="#in">R</hi>uhiger wandelt&#x2019; in deinem Thal</l><lb/>
              <l>Der Go&#x0364;ttinnen Be&#x017F;te, die &#x017F;anfte Hlyn.</l><lb/>
              <l>Es er&#x017F;choll freudigen Klangs Braga&#x2019;s Lied</l><lb/>
              <l>Um dich her, mi&#x017F;chte nicht ein Rufe der Schlacht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="267">
              <l><hi rendition="#in">U</hi>eber dem &#x017F;tolzeren Strome nur,</l><lb/>
              <l>Der Ham &#x017F;ich voru&#x0364;ber ins Meer ergießt,</l><lb/>
              <l>Da umgab Blut den Bardiet, ließ den Speer</l><lb/>
              <l>Mit des Lieds &#x017F;chreckendem Drohn fliegen der<lb/><hi rendition="#et">Gott!</hi></l>
            </lg><lb/>
            <lg n="268">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ber wenn Hertha zum Bade zog,</l><lb/>
              <l>So eilete Braga zu dir zuru&#x0364;ck,</l><lb/>
              <l>So begann Lenzmelodie, ließ der Gott</l><lb/>
              <l>Bey des Lieds Tanze dahin &#x017F;inken den Speer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="269">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>eines Ge&#x017F;anges er&#x017F;challet noch;</l><lb/>
              <l>Mich lehret er a&#x0364;lteren deut&#x017F;chen Ton,</l><lb/>
              <l>Wenn entwo&#x0364;lkt wallet der Mond, und es &#x017F;anft</l><lb/>
              <l>Um das Grab derer erto&#x0364;nt, welchen er &#x017F;ang.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="270">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>orchend dem lehrenden Liede, &#x017F;a&#x0364;ng</l><lb/>
              <l>Ich deinen Be&#x017F;itzer, o In&#x017F;el, na&#x0364;hm</l><lb/>
              <l>Ich des Hains Flu&#x0364;gel, und eilt&#x2019;, heilig Laub</l><lb/>
              <l>In der Hand, Ihm, wo der Ruhm ewiget,<lb/><hi rendition="#et">nach!</hi></l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0190] Neben dir ſchattet der Sachſen Wald, Ihr Schwert war entſcheidend, und kurz ihr Wort! Und um dich glaͤnzeten nie Schilde Roms, Sein Tyrann ſendete nie Adler dir zu! Ruhiger wandelt’ in deinem Thal Der Goͤttinnen Beſte, die ſanfte Hlyn. Es erſcholl freudigen Klangs Braga’s Lied Um dich her, miſchte nicht ein Rufe der Schlacht. Ueber dem ſtolzeren Strome nur, Der Ham ſich voruͤber ins Meer ergießt, Da umgab Blut den Bardiet, ließ den Speer Mit des Lieds ſchreckendem Drohn fliegen der Gott! Aber wenn Hertha zum Bade zog, So eilete Braga zu dir zuruͤck, So begann Lenzmelodie, ließ der Gott Bey des Lieds Tanze dahin ſinken den Speer. Seines Geſanges erſchallet noch; Mich lehret er aͤlteren deutſchen Ton, Wenn entwoͤlkt wallet der Mond, und es ſanft Um das Grab derer ertoͤnt, welchen er ſang. Horchend dem lehrenden Liede, ſaͤng Ich deinen Beſitzer, o Inſel, naͤhm Ich des Hains Fluͤgel, und eilt’, heilig Laub In der Hand, Ihm, wo der Ruhm ewiget, nach! Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/190
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/190>, abgerufen am 22.12.2024.