Mengen erlagen, aber ihn rührte sanft deine Hand nur. So sanft, daß wir sogar, wer kann hier danken? Nicht einmal erschracken! Zu viel, zu viel Barmherzigkeit, o Vater, Gab uns die Stunde deiner Errettung!
Ach, den wir lieben, Vater, er lebet! und auch wir leben! Der in der Stunde deiner reichen Gnade, Da du ihn erhieltest, Da rührtest du auch uns mit sanfter Hand an. Vater, die Erde bebt', und wir leben!
Herr! da die Erde unter uns bebte, scholl deine Stimme, Nicht deines Zornes, deiner Liebe Stimme Scholl, uns aus dem Staube Zu rufen, und gen Himmel schaun zu lehren, Auf zu des Lebens Herrn, und des Todes!
Noch mit Entzückung hör' ich der Erde gelindes Rauschen! Des Richters Arm, der über andre Völker Fürchterlich sich ausstreckt, Die Städt' erschüttert, daß sie voll Entsetzens Donnern, und fallen, unterzugehen!
Der itzt die Völker, daß es sie würge, dem Schwerte zuführt, Der Arm wird über unserm Haupt erhoben, Ach, damit er segne! Und daß wir auf des Segens Fülle merken, Wecket er sanft uns auf von dem Schlummer.
Fallet
C 4
Mengen erlagen, aber ihn ruͤhrte ſanft deine Hand nur. So ſanft, daß wir ſogar, wer kann hier danken? Nicht einmal erſchracken! Zu viel, zu viel Barmherzigkeit, o Vater, Gab uns die Stunde deiner Errettung!
Ach, den wir lieben, Vater, er lebet! und auch wir leben! Der in der Stunde deiner reichen Gnade, Da du ihn erhielteſt, Da ruͤhrteſt du auch uns mit ſanfter Hand an. Vater, die Erde bebt’, und wir leben!
Herr! da die Erde unter uns bebte, ſcholl deine Stimme, Nicht deines Zornes, deiner Liebe Stimme Scholl, uns aus dem Staube Zu rufen, und gen Himmel ſchaun zu lehren, Auf zu des Lebens Herrn, und des Todes!
Noch mit Entzuͤckung hoͤr’ ich der Erde gelindes Rauſchen! Des Richters Arm, der uͤber andre Voͤlker Fuͤrchterlich ſich ausſtreckt, Die Staͤdt’ erſchuͤttert, daß ſie voll Entſetzens Donnern, und fallen, unterzugehen!
Der itzt die Voͤlker, daß es ſie wuͤrge, dem Schwerte zufuͤhrt, Der Arm wird uͤber unſerm Haupt erhoben, Ach, damit er ſegne! Und daß wir auf des Segens Fuͤlle merken, Wecket er ſanft uns auf von dem Schlummer.
Fallet
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Mengen erlagen, aber ihn ruͤhrte ſanft deine Hand nur.
So ſanft, daß wir ſogar, wer kann hier danken?
Nicht einmal erſchracken!
Zu viel, zu viel Barmherzigkeit, o Vater,
Gab uns die Stunde deiner Errettung!
Ach, den wir lieben, Vater, er lebet! und auch wir leben!
Der in der Stunde deiner reichen Gnade,
Da du ihn erhielteſt,
Da ruͤhrteſt du auch uns mit ſanfter Hand an.
Vater, die Erde bebt’, und wir leben!
Herr! da die Erde unter uns bebte, ſcholl deine Stimme,
Nicht deines Zornes, deiner Liebe Stimme
Scholl, uns aus dem Staube
Zu rufen, und gen Himmel ſchaun zu lehren,
Auf zu des Lebens Herrn, und des Todes!
Noch mit Entzuͤckung hoͤr’ ich der Erde gelindes Rauſchen!
Des Richters Arm, der uͤber andre Voͤlker
Fuͤrchterlich ſich ausſtreckt,
Die Staͤdt’ erſchuͤttert, daß ſie voll Entſetzens
Donnern, und fallen, unterzugehen!
Der itzt die Voͤlker, daß es ſie wuͤrge, dem Schwerte
zufuͤhrt,
Der Arm wird uͤber unſerm Haupt erhoben,
Ach, damit er ſegne!
Und daß wir auf des Segens Fuͤlle merken,
Wecket er ſanft uns auf von dem Schlummer.
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/47>, abgerufen am 09.01.2025.
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