[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Zu Unsterblichen macht? Auge! wem gleich' ich dich? Bist du Bläue der Luft, wenn sie der Abendstern Sanft mit Golde beschimmert? Oder gleichest du jenem Bach, Der dem Quell kaum entfloß? Schöner erblickte nie Seine Rosen der Busch! heller ich selber nie Mich in einem der Bäche, Niederschwankend am Frühlingssproß. O was sprach itzt ihr Blick? Hörtest du, Göttinn, mich? Eine Nachtigall du? Sang ich von Liebe dir? Und was fliesset gelinder Dir vom schmachtenden Aug' herab? Ist das Liebe, was dir zärtlich vom Auge rinnt? Deinen göttlichsten Trieb lockt ihn mein Lied hervor? Welche sanfte Bewegung Hebt dir deine beseelte Brust? Sag, wie heisset der Trieb, welcher dein Herz bewegt? Reitzt ohn' ihn dich Iduns goldene Schaale noch? Ist er himmlische Tugend? Oder Freud' in dem Hain Walhalls? O gefeyert sey mir, blumiger Zwölfter May, Da die Göttinn ich sah! aber gefeyerter Seyst du unter den Mayen, Wenn ich in den Umarmungen Eines F
Zu Unſterblichen macht? Auge! wem gleich’ ich dich? Biſt du Blaͤue der Luft, wenn ſie der Abendſtern Sanft mit Golde beſchimmert? Oder gleicheſt du jenem Bach, Der dem Quell kaum entfloß? Schoͤner erblickte nie Seine Roſen der Buſch! heller ich ſelber nie Mich in einem der Baͤche, Niederſchwankend am Fruͤhlingsſproß. O was ſprach itzt ihr Blick? Hoͤrteſt du, Goͤttinn, mich? Eine Nachtigall du? Sang ich von Liebe dir? Und was flieſſet gelinder Dir vom ſchmachtenden Aug’ herab? Iſt das Liebe, was dir zaͤrtlich vom Auge rinnt? Deinen goͤttlichſten Trieb lockt ihn mein Lied hervor? Welche ſanfte Bewegung Hebt dir deine beſeelte Bruſt? Sag, wie heiſſet der Trieb, welcher dein Herz bewegt? Reitzt ohn’ ihn dich Iduns goldene Schaale noch? Iſt er himmliſche Tugend? Oder Freud’ in dem Hain Walhalls? O gefeyert ſey mir, blumiger Zwoͤlfter May, Da die Goͤttinn ich ſah! aber gefeyerter Seyſt du unter den Mayen, Wenn ich in den Umarmungen Eines F
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0089" n="81"/> <lg n="11"> <l><hi rendition="#in">Z</hi>u Unſterblichen macht? Auge! wem gleich’ ich dich?</l><lb/> <l>Biſt du Blaͤue der Luft, wenn ſie der Abendſtern</l><lb/> <l>Sanft mit Golde beſchimmert?</l><lb/> <l>Oder gleicheſt du jenem Bach,</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er dem Quell kaum entfloß? Schoͤner erblickte nie</l><lb/> <l>Seine Roſen der Buſch! heller ich ſelber nie</l><lb/> <l>Mich in einem der Baͤche,</l><lb/> <l>Niederſchwankend am Fruͤhlingsſproß.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l><hi rendition="#in">O</hi> was ſprach itzt ihr Blick? Hoͤrteſt du, Goͤttinn, mich?</l><lb/> <l>Eine Nachtigall du? Sang ich von Liebe dir?</l><lb/> <l>Und was flieſſet gelinder</l><lb/> <l>Dir vom ſchmachtenden Aug’ herab?</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ſt das Liebe, was dir zaͤrtlich vom Auge rinnt?</l><lb/> <l>Deinen goͤttlichſten Trieb lockt ihn mein Lied hervor?</l><lb/> <l>Welche ſanfte Bewegung</l><lb/> <l>Hebt dir deine beſeelte Bruſt?</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l><hi rendition="#in">S</hi>ag, wie heiſſet der Trieb, welcher dein Herz bewegt?</l><lb/> <l>Reitzt ohn’ ihn dich Iduns goldene Schaale noch?</l><lb/> <l>Iſt er himmliſche Tugend?</l><lb/> <l>Oder Freud’ in dem Hain Walhalls?</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l><hi rendition="#in">O</hi> gefeyert ſey mir, blumiger Zwoͤlfter May,</l><lb/> <l>Da die Goͤttinn ich ſah! aber gefeyerter</l><lb/> <l>Seyſt du unter den Mayen,</l><lb/> <l>Wenn ich in den Umarmungen</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F</fw> <fw place="bottom" type="catch">Eines</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0089]
Zu Unſterblichen macht? Auge! wem gleich’ ich dich?
Biſt du Blaͤue der Luft, wenn ſie der Abendſtern
Sanft mit Golde beſchimmert?
Oder gleicheſt du jenem Bach,
Der dem Quell kaum entfloß? Schoͤner erblickte nie
Seine Roſen der Buſch! heller ich ſelber nie
Mich in einem der Baͤche,
Niederſchwankend am Fruͤhlingsſproß.
O was ſprach itzt ihr Blick? Hoͤrteſt du, Goͤttinn, mich?
Eine Nachtigall du? Sang ich von Liebe dir?
Und was flieſſet gelinder
Dir vom ſchmachtenden Aug’ herab?
Iſt das Liebe, was dir zaͤrtlich vom Auge rinnt?
Deinen goͤttlichſten Trieb lockt ihn mein Lied hervor?
Welche ſanfte Bewegung
Hebt dir deine beſeelte Bruſt?
Sag, wie heiſſet der Trieb, welcher dein Herz bewegt?
Reitzt ohn’ ihn dich Iduns goldene Schaale noch?
Iſt er himmliſche Tugend?
Oder Freud’ in dem Hain Walhalls?
O gefeyert ſey mir, blumiger Zwoͤlfter May,
Da die Goͤttinn ich ſah! aber gefeyerter
Seyſt du unter den Mayen,
Wenn ich in den Umarmungen
Eines
F
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |