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Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867.

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Literarisch-artistisches Eigenthum.
nen beschränkt. Ausserdem ist das dem Bayerischen Rechte
eigenthümliche Verlagsrecht des Herausgebers bisher unge-
druckter, nicht im geistigen Eigenthume befindlicher Werke (der
sogenannten Inedita) auf fünfzehn Jahre nach der ersten Ver-
öffentlichung beschränkt 1).

In Frankreich steht das ausschliessliche Recht der Ver-
vielfältigung:

1. dem Autor für seine Lebenszeit,

2. nach seinem Tode der überlebenden Wittwe für ihre
Lebenszeit zu, wenn der Ehevertrag 2) ihr dieses Recht gibt,

3. nach dem Tode des Autors und seiner berechtigten
Wittwe steht das geistige Eigenthum ferner den Descen-
denten
des Autors für weitere dreissig Jahre zu, die von
dem Tode des zuletzt Verstorbenen an
gerechnet
werden 3).

4. Hinterlässt der Autor keine berechtigte Wittwe und
keine Descendenten oder sterben beide vor Ablauf von zehn
Jahren nach dem Tode des Autors, so steht seinen Erben
das geistige Eigenthum noch zehn Jahre vom Tode des
Autors an
gerechnet, zu 4).

Streitig ist, ob die zu Gunsten der Wittwe und der Des-
cendenten des Autors bestimmten Schutzfristen auch dann An-

1) Gesetz vom 28. Juni 1865 Art. 17. 18.
2) Decret du 5. fevrier 1810. Art. 39. Le droit de propriete
est garanti a l'auteur et a sa veuve pendant leur vie, si les conventions
matrimoniales de celle ci lui en donnent le droit --.
Nach der Entscheidung des Pariser Appelhofes vom 8. April 1854
(Pataille et Huguet Code international p. 40) ist diese Bestimmung so
zu verstehen, dass nicht bloss der Ehevertrag, sondern auch die ge-
setzliche Gütergemeinschaft
das Recht der Wittwe begründet,
weil das geistige Eigenthum als Mobiliargegenstand in die Güterge-
meinschaft fällt und als untheilbares Object nicht bloss zur Hälfte nach
dem Tode des Autors fortbestehen kann. Es muss folglich für die
Lebensdauer der Wittwe in seinem ganzen Umfange bestehen bleiben
und zu diesem Zwecke die Vorschrift des Art. 39 auch auf die gesetz-
liche Gütergemeinschaft angewendet werden.
3) Loi du 5 avril 1859: La duree de la jouissance accordee aux
enfants -- est portee a trente ans a partir soit du deces de l'auteur,
compositeur ou artiste, soit de l'exstinction des droits de la veuve.
4) Loi du 19 juillet 1793. Art. 2. Leurs heritiers ou cessionai-
res jouiront du meme droit durant l'espace de dix ans apres la mort
des auteurs.
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Literarisch-artistisches Eigenthum.
nen beschränkt. Ausserdem ist das dem Bayerischen Rechte
eigenthümliche Verlagsrecht des Herausgebers bisher unge-
druckter, nicht im geistigen Eigenthume befindlicher Werke (der
sogenannten Inedita) auf fünfzehn Jahre nach der ersten Ver-
öffentlichung beschränkt 1).

In Frankreich steht das ausschliessliche Recht der Ver-
vielfältigung:

1. dem Autor für seine Lebenszeit,

2. nach seinem Tode der überlebenden Wittwe für ihre
Lebenszeit zu, wenn der Ehevertrag 2) ihr dieses Recht gibt,

3. nach dem Tode des Autors und seiner berechtigten
Wittwe steht das geistige Eigenthum ferner den Descen-
denten
des Autors für weitere dreissig Jahre zu, die von
dem Tode des zuletzt Verstorbenen an
gerechnet
werden 3).

4. Hinterlässt der Autor keine berechtigte Wittwe und
keine Descendenten oder sterben beide vor Ablauf von zehn
Jahren nach dem Tode des Autors, so steht seinen Erben
das geistige Eigenthum noch zehn Jahre vom Tode des
Autors an
gerechnet, zu 4).

Streitig ist, ob die zu Gunsten der Wittwe und der Des-
cendenten des Autors bestimmten Schutzfristen auch dann An-

1) Gesetz vom 28. Juni 1865 Art. 17. 18.
2) Décret du 5. février 1810. Art. 39. Le droit de propriété
est garanti à l’auteur et à sa veuve pendant leur vie, si les conventions
matrimoniales de celle ci lui en donnent le droit —.
Nach der Entscheidung des Pariser Appelhofes vom 8. April 1854
(Pataille et Huguet Code international p. 40) ist diese Bestimmung so
zu verstehen, dass nicht bloss der Ehevertrag, sondern auch die ge-
setzliche Gütergemeinschaft
das Recht der Wittwe begründet,
weil das geistige Eigenthum als Mobiliargegenstand in die Güterge-
meinschaft fällt und als untheilbares Object nicht bloss zur Hälfte nach
dem Tode des Autors fortbestehen kann. Es muss folglich für die
Lebensdauer der Wittwe in seinem ganzen Umfange bestehen bleiben
und zu diesem Zwecke die Vorschrift des Art. 39 auch auf die gesetz-
liche Gütergemeinschaft angewendet werden.
3) Loi du 5 avril 1859: La durée de la jouissance accordée aux
enfants — est portée à trente ans à partir soit du décès de l’auteur,
compositeur ou artiste, soit de l’exstinction des droits de la veuve.
4) Loi du 19 juillet 1793. Art. 2. Leurs héritiers ou cessionai-
res jouiront du même droit durant l’espace de dix ans après la mort
des auteurs.
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[273/0289] Literarisch-artistisches Eigenthum. nen beschränkt. Ausserdem ist das dem Bayerischen Rechte eigenthümliche Verlagsrecht des Herausgebers bisher unge- druckter, nicht im geistigen Eigenthume befindlicher Werke (der sogenannten Inedita) auf fünfzehn Jahre nach der ersten Ver- öffentlichung beschränkt 1). In Frankreich steht das ausschliessliche Recht der Ver- vielfältigung: 1. dem Autor für seine Lebenszeit, 2. nach seinem Tode der überlebenden Wittwe für ihre Lebenszeit zu, wenn der Ehevertrag 2) ihr dieses Recht gibt, 3. nach dem Tode des Autors und seiner berechtigten Wittwe steht das geistige Eigenthum ferner den Descen- denten des Autors für weitere dreissig Jahre zu, die von dem Tode des zuletzt Verstorbenen an gerechnet werden 3). 4. Hinterlässt der Autor keine berechtigte Wittwe und keine Descendenten oder sterben beide vor Ablauf von zehn Jahren nach dem Tode des Autors, so steht seinen Erben das geistige Eigenthum noch zehn Jahre vom Tode des Autors an gerechnet, zu 4). Streitig ist, ob die zu Gunsten der Wittwe und der Des- cendenten des Autors bestimmten Schutzfristen auch dann An- 1) Gesetz vom 28. Juni 1865 Art. 17. 18. 2) Décret du 5. février 1810. Art. 39. Le droit de propriété est garanti à l’auteur et à sa veuve pendant leur vie, si les conventions matrimoniales de celle ci lui en donnent le droit —. Nach der Entscheidung des Pariser Appelhofes vom 8. April 1854 (Pataille et Huguet Code international p. 40) ist diese Bestimmung so zu verstehen, dass nicht bloss der Ehevertrag, sondern auch die ge- setzliche Gütergemeinschaft das Recht der Wittwe begründet, weil das geistige Eigenthum als Mobiliargegenstand in die Güterge- meinschaft fällt und als untheilbares Object nicht bloss zur Hälfte nach dem Tode des Autors fortbestehen kann. Es muss folglich für die Lebensdauer der Wittwe in seinem ganzen Umfange bestehen bleiben und zu diesem Zwecke die Vorschrift des Art. 39 auch auf die gesetz- liche Gütergemeinschaft angewendet werden. 3) Loi du 5 avril 1859: La durée de la jouissance accordée aux enfants — est portée à trente ans à partir soit du décès de l’auteur, compositeur ou artiste, soit de l’exstinction des droits de la veuve. 4) Loi du 19 juillet 1793. Art. 2. Leurs héritiers ou cessionai- res jouiront du même droit durant l’espace de dix ans après la mort des auteurs. 18

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Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum01_1867/289>, abgerufen am 21.11.2024.