Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 1. Berlin, 1867.Buchdruckerkunst. -- Privilegien. soziale Macht lieh, legte auch den ersten Grund zu der recht-lichen Geltung des geistigen Eigenthumes. Die Buchdruckerkunst gewährte das Mittel, Schriften in Da es an einem allgemeinen Gesetze fehlte, welches die 1) Beiträge zum deutschen Staats- und Fürstenrecht. Th. I S. 251: Nemo audeat in haec urbe Venetiarum et in tota ditione illustrissimi dominii nostri imprimere seu impressa vendere volumina dicti operis, nuncupati Phoenix, sub poena omittendi illa et insuper libros viginti- quinque pro quolibet volumine. Et huicmet poenae subjaceant illi, qui hujuscemodi libros alibi impressos vendere praesumerent in ditione praedicti illustrissimi dominii, excepto duntaxat illo impressore quem praefatus doctor praelegerit. 2) Wächter (Das Verlagsrecht Th. I S. 8) führt ein älteres vene-
tianisches Privilegium vom Jahre 1469 auf. Allein der von ihm mit- getheilte Wortlaut: "ut per annos quinque proxime futuros nemo om- nino sit qui velit, possit valeat audeatve exercere dictam artem impri- mendorum librorum in hac inclyta civitate Venetiarum et districtu suo, nisi ipse Mag. Johannes." beweist deutlich, dass hier kein Verlagspri- vilegium, sondern ein Privileg zum ausschliesslichen Betriebe der Buch- druckerkunst, also gewissermassen ein Einführungspatent vorliegt. Buchdruckerkunst. — Privilegien. soziale Macht lieh, legte auch den ersten Grund zu der recht-lichen Geltung des geistigen Eigenthumes. Die Buchdruckerkunst gewährte das Mittel, Schriften in Da es an einem allgemeinen Gesetze fehlte, welches die 1) Beiträge zum deutschen Staats- und Fürstenrecht. Th. I S. 251: Nemo audeat in haec urbe Venetiarum et in tota ditione illustrissimi dominii nostri imprimere seu impressa vendere volumina dicti operis, nuncupati Phoenix, sub poena omittendi illa et insuper libros viginti- quinque pro quolibet volumine. Et huicmet poenae subjaceant illi, qui hujuscemodi libros alibi impressos vendere praesumerent in ditione praedicti illustrissimi dominii, excepto duntaxat illo impressore quem praefatus doctor praelegerit. 2) Wächter (Das Verlagsrecht Th. I S. 8) führt ein älteres vene-
tianisches Privilegium vom Jahre 1469 auf. Allein der von ihm mit- getheilte Wortlaut: »ut per annos quinque proxime futuros nemo om- nino sit qui velit, possit valeat audeatve exercere dictam artem impri- mendorum librorum in hac inclyta civitate Venetiarum et districtu suo, nisi ipse Mag. Johannes.« beweist deutlich, dass hier kein Verlagspri- vilegium, sondern ein Privileg zum ausschliesslichen Betriebe der Buch- druckerkunst, also gewissermassen ein Einführungspatent vorliegt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0057" n="41"/><fw place="top" type="header">Buchdruckerkunst. — Privilegien.</fw><lb/> soziale Macht lieh, legte auch den ersten Grund zu der recht-<lb/> lichen Geltung des geistigen Eigenthumes.</p><lb/> <p>Die Buchdruckerkunst gewährte das Mittel, Schriften in<lb/> einer grossen Zahl von Exemplaren und zu einem wohlfeilen<lb/> Preise zu vervielfältigen und aus der Verwerthung derselben<lb/> einen pecuniären Gewinn zu ziehen, welcher entweder dem<lb/> Schriftsteller zufiel, oder dem Verleger, wenn der Autor es<lb/> vorzog, einem solchen den Druck seines Werkes zu überlassen.<lb/> Die Realisirung dieses Gewinnes wurde gefährdet, wenn ein<lb/> nicht autorisirter Drucker sich anmasste, das Werk nachzu-<lb/> drucken. Ja der Verleger lief Gefahr, die bedeutenden Kosten<lb/> seines Unternehmens einzubüssen, wenn durch schlechte und<lb/> wohlfeile Nachdrucke der Absatz seiner Exemplare verhindert<lb/> wurde.</p><lb/> <p>Da es an einem allgemeinen Gesetze fehlte, welches die<lb/> Ausbeutung eines fremden Geistesproductes durch Nachdruck<lb/> untersagte, so suchten die Schriftsteller und Verleger gegen<lb/> diese Beeinträchtigung durch besondere <hi rendition="#g">Privilegien</hi> Schutz<lb/> zu erlangen, durch welche ihnen das ausschliessliche Recht<lb/> zum Verlage der von ihnen verfassten oder erworbenen Schrif-<lb/> ten beigelegt wurde. Das älteste Privilegium dieser Art ist<lb/> das von Pütter<note place="foot" n="1)">Beiträge zum deutschen Staats- und Fürstenrecht. Th. I S. 251:<lb/> Nemo audeat in haec urbe Venetiarum et in tota ditione illustrissimi<lb/> dominii nostri imprimere seu impressa vendere volumina dicti operis,<lb/> nuncupati Phoenix, sub poena omittendi illa et insuper libros viginti-<lb/> quinque pro quolibet volumine. Et huicmet poenae subjaceant illi, qui<lb/> hujuscemodi libros alibi impressos vendere praesumerent in ditione<lb/> praedicti illustrissimi dominii, excepto duntaxat illo impressore quem<lb/> praefatus doctor praelegerit.</note> mitgetheilte Privilegium der Republik Venedig<lb/> vom 3. Januar 1491,<note place="foot" n="2)">Wächter (Das Verlagsrecht Th. I S. 8) führt ein älteres vene-<lb/> tianisches Privilegium vom Jahre 1469 auf. Allein der von ihm mit-<lb/> getheilte Wortlaut: »ut per annos quinque proxime futuros nemo om-<lb/> nino sit qui velit, possit valeat audeatve exercere dictam artem impri-<lb/> mendorum librorum in hac inclyta civitate Venetiarum et districtu suo,<lb/> nisi ipse Mag. Johannes.« beweist deutlich, dass hier kein Verlagspri-<lb/> vilegium, sondern ein Privileg zum ausschliesslichen Betriebe der Buch-<lb/> druckerkunst, also gewissermassen ein Einführungspatent vorliegt.</note> durch welches dem Juristen Peter von<lb/> Ravenna, Magister des kanonischen Rechtes, für sich und den<lb/> von ihm zu wählenden Verleger das ausschliessliche Recht<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0057]
Buchdruckerkunst. — Privilegien.
soziale Macht lieh, legte auch den ersten Grund zu der recht-
lichen Geltung des geistigen Eigenthumes.
Die Buchdruckerkunst gewährte das Mittel, Schriften in
einer grossen Zahl von Exemplaren und zu einem wohlfeilen
Preise zu vervielfältigen und aus der Verwerthung derselben
einen pecuniären Gewinn zu ziehen, welcher entweder dem
Schriftsteller zufiel, oder dem Verleger, wenn der Autor es
vorzog, einem solchen den Druck seines Werkes zu überlassen.
Die Realisirung dieses Gewinnes wurde gefährdet, wenn ein
nicht autorisirter Drucker sich anmasste, das Werk nachzu-
drucken. Ja der Verleger lief Gefahr, die bedeutenden Kosten
seines Unternehmens einzubüssen, wenn durch schlechte und
wohlfeile Nachdrucke der Absatz seiner Exemplare verhindert
wurde.
Da es an einem allgemeinen Gesetze fehlte, welches die
Ausbeutung eines fremden Geistesproductes durch Nachdruck
untersagte, so suchten die Schriftsteller und Verleger gegen
diese Beeinträchtigung durch besondere Privilegien Schutz
zu erlangen, durch welche ihnen das ausschliessliche Recht
zum Verlage der von ihnen verfassten oder erworbenen Schrif-
ten beigelegt wurde. Das älteste Privilegium dieser Art ist
das von Pütter 1) mitgetheilte Privilegium der Republik Venedig
vom 3. Januar 1491, 2) durch welches dem Juristen Peter von
Ravenna, Magister des kanonischen Rechtes, für sich und den
von ihm zu wählenden Verleger das ausschliessliche Recht
1) Beiträge zum deutschen Staats- und Fürstenrecht. Th. I S. 251:
Nemo audeat in haec urbe Venetiarum et in tota ditione illustrissimi
dominii nostri imprimere seu impressa vendere volumina dicti operis,
nuncupati Phoenix, sub poena omittendi illa et insuper libros viginti-
quinque pro quolibet volumine. Et huicmet poenae subjaceant illi, qui
hujuscemodi libros alibi impressos vendere praesumerent in ditione
praedicti illustrissimi dominii, excepto duntaxat illo impressore quem
praefatus doctor praelegerit.
2) Wächter (Das Verlagsrecht Th. I S. 8) führt ein älteres vene-
tianisches Privilegium vom Jahre 1469 auf. Allein der von ihm mit-
getheilte Wortlaut: »ut per annos quinque proxime futuros nemo om-
nino sit qui velit, possit valeat audeatve exercere dictam artem impri-
mendorum librorum in hac inclyta civitate Venetiarum et districtu suo,
nisi ipse Mag. Johannes.« beweist deutlich, dass hier kein Verlagspri-
vilegium, sondern ein Privileg zum ausschliesslichen Betriebe der Buch-
druckerkunst, also gewissermassen ein Einführungspatent vorliegt.
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