Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite
Formelle Requisite. -- Patentfähigkeit.

Wenn also das Patent ertheilt ist, ohne dass dem Patent-
gesuche eine abgesonderte Beschreibung beigefügt war, so
kann dieser Mangel nicht als Nichtigkeitsgrund gegen das er-
Patent geltend gemacht werden, weil Art. 30 denselben nicht
unter den Nichtigkeitsgründen aufführt1).

Ebenso unbedingt sind dagegen die im Art. 30 aufgeführ-
ten Nichtigkeitsgründe von der Prüfung durch die patenter-
theilende Behörde ausgeschlossen.

Während also die Angabe des Titels und der Dauer des
nachgesuchten Patentes, die Sprache des Patentgesuchs, die
Paraphirung, die Anwendung des metrischen Masses in der
Beschreibung und Zeichnung, die Beibringung der Duplicate
u. s. w. Gegenstand der Prüfung vor der Ertheilung des Pa-
tentes sind2), bleibt der Inhalt der Beschreibung, ihre Ueber-
einstimmung mit dem Titel des nachgesuchten Patentes und
dieser Titel selbst von der Prüfung ganz ausgeschlossen.

Nach Französischem Rechte ist also auch die Patentfähigkeit
des bezeichneten Gegenstandes in der Regel keiner Prüfung un-
terworfen. Nur in zwei Ausnahmefällen soll nach Art. 3 und 13
des angeführten Gesetzes die Patentertheilung wegen der Un-
zulässigkeit des Gegenstandes versagt werden, wenn nämlich
entweder für ein Arzneimittel oder für einen Finanzplan die Pa-
tentirung nachgesucht wird3).

In allen übrigen Fällen dagegen soll die Patentfähigkeit

1) Dieser Grundsatz ist durch das Urtheil des Pariser Cassa-
tionshofes vom 12. Juli 1837 auf Grund des Gesetzes vom 7. Januar
1791 angenommen mit der Motivirung: "Attendu que l'article 4 de la
loi du 7 janvier 1791 n'a pas attache la peine de nullite a l'infraction
de ses dispositions, et qu'ainsi le jugement attaque n'a pu violer ledit
article." Renouard, Traite des brevets d'invention. Paris 1865 p. 386.
2) Vgl. die oben S. 91 abgedruckten Artikel §. 6 und 12 des
Französ. Gesetzes.
3) Art. 3. Ne sont pas susceptibles d'etre brevetes:
1. Les compositions pharmaceutiques ou remedes de toute espece
lesdits objets demeurant soumis aux lois et reglements speciaux sur
la matiere et notamment au decret du 18 aoaut relatif aux remedes
secrets.
2. Les plans et combinaisons de credit ou de finances.

Art. 13. Lorsque par application de l'article 3 il n'y aura pas-
lieu a delivrer un brevet
, la taxe sera restituee.
Formelle Requisite. — Patentfähigkeit.

Wenn also das Patent ertheilt ist, ohne dass dem Patent-
gesuche eine abgesonderte Beschreibung beigefügt war, so
kann dieser Mangel nicht als Nichtigkeitsgrund gegen das er-
Patent geltend gemacht werden, weil Art. 30 denselben nicht
unter den Nichtigkeitsgründen aufführt1).

Ebenso unbedingt sind dagegen die im Art. 30 aufgeführ-
ten Nichtigkeitsgründe von der Prüfung durch die patenter-
theilende Behörde ausgeschlossen.

Während also die Angabe des Titels und der Dauer des
nachgesuchten Patentes, die Sprache des Patentgesuchs, die
Paraphirung, die Anwendung des metrischen Masses in der
Beschreibung und Zeichnung, die Beibringung der Duplicate
u. s. w. Gegenstand der Prüfung vor der Ertheilung des Pa-
tentes sind2), bleibt der Inhalt der Beschreibung, ihre Ueber-
einstimmung mit dem Titel des nachgesuchten Patentes und
dieser Titel selbst von der Prüfung ganz ausgeschlossen.

Nach Französischem Rechte ist also auch die Patentfähigkeit
des bezeichneten Gegenstandes in der Regel keiner Prüfung un-
terworfen. Nur in zwei Ausnahmefällen soll nach Art. 3 und 13
des angeführten Gesetzes die Patentertheilung wegen der Un-
zulässigkeit des Gegenstandes versagt werden, wenn nämlich
entweder für ein Arzneimittel oder für einen Finanzplan die Pa-
tentirung nachgesucht wird3).

In allen übrigen Fällen dagegen soll die Patentfähigkeit

1) Dieser Grundsatz ist durch das Urtheil des Pariser Cassa-
tionshofes vom 12. Juli 1837 auf Grund des Gesetzes vom 7. Januar
1791 angenommen mit der Motivirung: »Attendu que l’article 4 de la
loi du 7 janvier 1791 n’a pas attaché la peine de nullité à l’infraction
de ses dispositions, et qu’ainsi le jugement attaqué n’a pu violer ledit
article.« Renouard, Traité des brevets d’invention. Paris 1865 p. 386.
2) Vgl. die oben S. 91 abgedruckten Artikel §. 6 und 12 des
Französ. Gesetzes.
3) Art. 3. Ne sont pas susceptibles d’être brevetés:
1. Les compositions pharmaceutiques ou remèdes de toute espèce
lesdits objets demeurant soumis aux lois et règlements spéciaux sur
la matière et notamment au décret du 18 août relatif aux remèdes
secrets.
2. Les plans et combinaisons de crédit ou de finances.

Art. 13. Lorsque par application de l’article 3 il n’y aura pas-
lieu à délivrer un brevet
, la taxe sera restituée.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0126" n="99"/>
            <fw place="top" type="header">Formelle Requisite. &#x2014; Patentfähigkeit.</fw><lb/>
            <p>Wenn also das Patent ertheilt ist, ohne dass dem Patent-<lb/>
gesuche eine abgesonderte Beschreibung beigefügt war, so<lb/>
kann dieser Mangel nicht als Nichtigkeitsgrund gegen das er-<lb/>
Patent geltend gemacht werden, weil Art. 30 denselben nicht<lb/>
unter den Nichtigkeitsgründen aufführt<note place="foot" n="1)">Dieser Grundsatz ist durch das Urtheil des Pariser Cassa-<lb/>
tionshofes vom 12. Juli 1837 auf Grund des Gesetzes vom 7. Januar<lb/>
1791 angenommen mit der Motivirung: »Attendu que l&#x2019;article 4 de la<lb/>
loi du 7 janvier 1791 n&#x2019;a pas attaché la peine de nullité à l&#x2019;infraction<lb/>
de ses dispositions, et qu&#x2019;ainsi le jugement attaqué n&#x2019;a pu violer ledit<lb/>
article.« Renouard, Traité des brevets d&#x2019;invention. Paris 1865 p. 386.</note>.</p><lb/>
            <p>Ebenso unbedingt sind dagegen die im Art. 30 aufgeführ-<lb/>
ten Nichtigkeitsgründe von der Prüfung durch die patenter-<lb/>
theilende Behörde ausgeschlossen.</p><lb/>
            <p>Während also die Angabe des Titels und der Dauer des<lb/>
nachgesuchten Patentes, die Sprache des Patentgesuchs, die<lb/>
Paraphirung, die Anwendung des metrischen Masses in der<lb/>
Beschreibung und Zeichnung, die Beibringung der Duplicate<lb/>
u. s. w. Gegenstand der Prüfung vor der Ertheilung des Pa-<lb/>
tentes sind<note place="foot" n="2)">Vgl. die oben S. 91 abgedruckten Artikel §. 6 und 12 des<lb/>
Französ. Gesetzes.</note>, bleibt der Inhalt der Beschreibung, ihre Ueber-<lb/>
einstimmung mit dem Titel des nachgesuchten Patentes und<lb/>
dieser Titel selbst von der Prüfung ganz ausgeschlossen.</p><lb/>
            <p>Nach Französischem Rechte ist also auch die Patentfähigkeit<lb/>
des bezeichneten Gegenstandes in der Regel keiner Prüfung un-<lb/>
terworfen. Nur in zwei Ausnahmefällen soll nach Art. 3 und 13<lb/>
des angeführten Gesetzes die Patentertheilung wegen der Un-<lb/>
zulässigkeit des Gegenstandes versagt werden, wenn nämlich<lb/>
entweder für ein Arzneimittel oder für einen Finanzplan die Pa-<lb/>
tentirung nachgesucht wird<note place="foot" n="3)">Art. 3. Ne sont pas susceptibles d&#x2019;être brevetés:<lb/><hi rendition="#et">1. Les compositions pharmaceutiques ou remèdes de toute espèce<lb/>
lesdits objets demeurant soumis aux lois et règlements spéciaux sur<lb/>
la matière et notamment au décret du 18 août relatif aux remèdes<lb/>
secrets.<lb/>
2. Les plans et combinaisons de crédit ou de finances.</hi><lb/>
Art. 13. Lorsque par application de l&#x2019;article 3 <hi rendition="#g">il n&#x2019;y aura pas-<lb/>
lieu à délivrer un brevet</hi>, la taxe sera restituée.</note>.</p><lb/>
            <p>In allen übrigen Fällen dagegen soll die Patentfähigkeit<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0126] Formelle Requisite. — Patentfähigkeit. Wenn also das Patent ertheilt ist, ohne dass dem Patent- gesuche eine abgesonderte Beschreibung beigefügt war, so kann dieser Mangel nicht als Nichtigkeitsgrund gegen das er- Patent geltend gemacht werden, weil Art. 30 denselben nicht unter den Nichtigkeitsgründen aufführt 1). Ebenso unbedingt sind dagegen die im Art. 30 aufgeführ- ten Nichtigkeitsgründe von der Prüfung durch die patenter- theilende Behörde ausgeschlossen. Während also die Angabe des Titels und der Dauer des nachgesuchten Patentes, die Sprache des Patentgesuchs, die Paraphirung, die Anwendung des metrischen Masses in der Beschreibung und Zeichnung, die Beibringung der Duplicate u. s. w. Gegenstand der Prüfung vor der Ertheilung des Pa- tentes sind 2), bleibt der Inhalt der Beschreibung, ihre Ueber- einstimmung mit dem Titel des nachgesuchten Patentes und dieser Titel selbst von der Prüfung ganz ausgeschlossen. Nach Französischem Rechte ist also auch die Patentfähigkeit des bezeichneten Gegenstandes in der Regel keiner Prüfung un- terworfen. Nur in zwei Ausnahmefällen soll nach Art. 3 und 13 des angeführten Gesetzes die Patentertheilung wegen der Un- zulässigkeit des Gegenstandes versagt werden, wenn nämlich entweder für ein Arzneimittel oder für einen Finanzplan die Pa- tentirung nachgesucht wird 3). In allen übrigen Fällen dagegen soll die Patentfähigkeit 1) Dieser Grundsatz ist durch das Urtheil des Pariser Cassa- tionshofes vom 12. Juli 1837 auf Grund des Gesetzes vom 7. Januar 1791 angenommen mit der Motivirung: »Attendu que l’article 4 de la loi du 7 janvier 1791 n’a pas attaché la peine de nullité à l’infraction de ses dispositions, et qu’ainsi le jugement attaqué n’a pu violer ledit article.« Renouard, Traité des brevets d’invention. Paris 1865 p. 386. 2) Vgl. die oben S. 91 abgedruckten Artikel §. 6 und 12 des Französ. Gesetzes. 3) Art. 3. Ne sont pas susceptibles d’être brevetés: 1. Les compositions pharmaceutiques ou remèdes de toute espèce lesdits objets demeurant soumis aux lois et règlements spéciaux sur la matière et notamment au décret du 18 août relatif aux remèdes secrets. 2. Les plans et combinaisons de crédit ou de finances. Art. 13. Lorsque par application de l’article 3 il n’y aura pas- lieu à délivrer un brevet, la taxe sera restituée.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/126
Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/126>, abgerufen am 24.11.2024.