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Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.

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II. Verfahren §. 13. Aufhebung.
durch die Patentertheilung endgültig über die gehörig erfolgte
Anmeldung und Beschreibung entschieden wird.

Die Angabe eines unrichtigen Titels wird nach den Vor-
schriften der Französischen und Nordamerikanischen Gesetzge-
bung nur dann als ein Nichtigkeitsgrund betrachtet, wenn da-
bei die Absicht der Täuschung obgewaltet hat1).

Der Mangel der vollständigen Beschreibung hat eine dop-
pelte rechtliche Bedeutung. Zunächst soll die Beschreibung
dazu dienen, den Gegenstand des Erfindungspatentes fest-
zustellen und die Grundlage für die Beurtheilung der Identität
des Gegenstandes bei Patentstreitigkeiten abzugeben. Die Be-
schreibung soll ferner dem gewerbtreibenden Publicum den
vollen Besitz der Erfindung sichern, damit dieselbe nach Ab-
lauf des Patentes zum Gemeingut werde und schon während
der Dauer des Patentes theoretisch verwendet werden könne.
Aus dieser doppelten Bestimmung der Beschreibung ergibt sich
das Mass der an die Vollständigkeit derselben zu stellenden
Anforderung. Sie soll nach den Vorschriften der meisten Pa-
tentgesetze so beschaffen sein, dass dem Sachverständigen die
Ausführung der Erfindung nach der gegebenen Beschreibung
ohne weitere Erläuterungen möglich ist2).

Singulärer Natur ist der Nichtigkeitsgrund, welchen das

1) Französ. Gesetz v. 5. Juli 1844 Art. 30 Nr. 5. Si le titre sous
lequel le brevet a ete demande indique frauduleusement un ob-
jet autre que le veritable objet de l'invention.
Nordamerikan. Statut v. 4. März 1836 sect. 15. That the defen-
dant in any such action shall be permitted to plead -- that the descri-
ption and specification filed by the plaintiff does not contain the whole
truth relative to his invention or discovery, or that it contains more
than is necessaryto produce the described effect, which concealment or
addition shall fully appear to have been made for the purpose of
deceiving the public
.
2) Franz. Gesetz v. 5. Juli 1844 Art. 30 Nr. 4. Seront nuls et
de nul effet les brevets delivres dans les cas suivants savoir:
6. Si la description jointe au brevet n'est pas suffisante pour
l'execution de l'invention --.

Vergl. Oestereich. Gesetz v. 15. August 1852 §. 12. -- Russ. Di-
gesten h. t. Art. 148 Nr. 4. -- Belg. Gesetz v. 24. Mai 1854 Art. 24 b.
-- Italien. Gesetz v. 30. October 1859 Art. 57 Nr. 4. -- Schwed. Ge-
setz v. 19. August 1856 §. 12.

II. Verfahren §. 13. Aufhebung.
durch die Patentertheilung endgültig über die gehörig erfolgte
Anmeldung und Beschreibung entschieden wird.

Die Angabe eines unrichtigen Titels wird nach den Vor-
schriften der Französischen und Nordamerikanischen Gesetzge-
bung nur dann als ein Nichtigkeitsgrund betrachtet, wenn da-
bei die Absicht der Täuschung obgewaltet hat1).

Der Mangel der vollständigen Beschreibung hat eine dop-
pelte rechtliche Bedeutung. Zunächst soll die Beschreibung
dazu dienen, den Gegenstand des Erfindungspatentes fest-
zustellen und die Grundlage für die Beurtheilung der Identität
des Gegenstandes bei Patentstreitigkeiten abzugeben. Die Be-
schreibung soll ferner dem gewerbtreibenden Publicum den
vollen Besitz der Erfindung sichern, damit dieselbe nach Ab-
lauf des Patentes zum Gemeingut werde und schon während
der Dauer des Patentes theoretisch verwendet werden könne.
Aus dieser doppelten Bestimmung der Beschreibung ergibt sich
das Mass der an die Vollständigkeit derselben zu stellenden
Anforderung. Sie soll nach den Vorschriften der meisten Pa-
tentgesetze so beschaffen sein, dass dem Sachverständigen die
Ausführung der Erfindung nach der gegebenen Beschreibung
ohne weitere Erläuterungen möglich ist2).

Singulärer Natur ist der Nichtigkeitsgrund, welchen das

1) Französ. Gesetz v. 5. Juli 1844 Art. 30 Nr. 5. Si le titre sous
lequel le brevet a été demandé indique frauduleusement un ob-
jet autre que le véritable objet de l’invention.
Nordamerikan. Statut v. 4. März 1836 sect. 15. That the defen-
dant in any such action shall be permitted to plead — that the descri-
ption and specification filed by the plaintiff does not contain the whole
truth relative to his invention or discovery, or that it contains more
than is necessaryto produce the described effect, which concealment or
addition shall fully appear to have been made for the purpose of
deceiving the public
.
2) Franz. Gesetz v. 5. Juli 1844 Art. 30 Nr. 4. Seront nuls et
de nul effet les brevets délivrés dans les cas suivants savoir:
6. Si la description jointe au brevet n’est pas suffisante pour
l’execution de l’invention —.

Vergl. Oestereich. Gesetz v. 15. August 1852 §. 12. — Russ. Di-
gesten h. t. Art. 148 Nr. 4. — Belg. Gesetz v. 24. Mai 1854 Art. 24 b.
— Italien. Gesetz v. 30. October 1859 Art. 57 Nr. 4. — Schwed. Ge-
setz v. 19. August 1856 §. 12.
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[132/0159] II. Verfahren §. 13. Aufhebung. durch die Patentertheilung endgültig über die gehörig erfolgte Anmeldung und Beschreibung entschieden wird. Die Angabe eines unrichtigen Titels wird nach den Vor- schriften der Französischen und Nordamerikanischen Gesetzge- bung nur dann als ein Nichtigkeitsgrund betrachtet, wenn da- bei die Absicht der Täuschung obgewaltet hat 1). Der Mangel der vollständigen Beschreibung hat eine dop- pelte rechtliche Bedeutung. Zunächst soll die Beschreibung dazu dienen, den Gegenstand des Erfindungspatentes fest- zustellen und die Grundlage für die Beurtheilung der Identität des Gegenstandes bei Patentstreitigkeiten abzugeben. Die Be- schreibung soll ferner dem gewerbtreibenden Publicum den vollen Besitz der Erfindung sichern, damit dieselbe nach Ab- lauf des Patentes zum Gemeingut werde und schon während der Dauer des Patentes theoretisch verwendet werden könne. Aus dieser doppelten Bestimmung der Beschreibung ergibt sich das Mass der an die Vollständigkeit derselben zu stellenden Anforderung. Sie soll nach den Vorschriften der meisten Pa- tentgesetze so beschaffen sein, dass dem Sachverständigen die Ausführung der Erfindung nach der gegebenen Beschreibung ohne weitere Erläuterungen möglich ist 2). Singulärer Natur ist der Nichtigkeitsgrund, welchen das 1) Französ. Gesetz v. 5. Juli 1844 Art. 30 Nr. 5. Si le titre sous lequel le brevet a été demandé indique frauduleusement un ob- jet autre que le véritable objet de l’invention. Nordamerikan. Statut v. 4. März 1836 sect. 15. That the defen- dant in any such action shall be permitted to plead — that the descri- ption and specification filed by the plaintiff does not contain the whole truth relative to his invention or discovery, or that it contains more than is necessaryto produce the described effect, which concealment or addition shall fully appear to have been made for the purpose of deceiving the public. 2) Franz. Gesetz v. 5. Juli 1844 Art. 30 Nr. 4. Seront nuls et de nul effet les brevets délivrés dans les cas suivants savoir: 6. Si la description jointe au brevet n’est pas suffisante pour l’execution de l’invention —. Vergl. Oestereich. Gesetz v. 15. August 1852 §. 12. — Russ. Di- gesten h. t. Art. 148 Nr. 4. — Belg. Gesetz v. 24. Mai 1854 Art. 24 b. — Italien. Gesetz v. 30. October 1859 Art. 57 Nr. 4. — Schwed. Ge- setz v. 19. August 1856 §. 12.

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Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/159>, abgerufen am 21.11.2024.