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Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.

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IX. Die Französische Gesetzgebung. §. 39. Aelteres Recht.
für den Schutz der Rechte des Erfinders bestandenen Normen
und Einrichtungen in ihren allgemeinen Umrissen dargestellt
werden.

In den älteren Zeiten war alles, was zum Schutze der
Erfindungen geschah, ein Ausfluss der Königlichen Willkür.
Das ausschliessliche Recht zur Benutzung neuer Erfindungen
wurde durch Privilegien gewährt, welche als Gesetz für den
einzelnen Fall sowohl die Person des Berechtigten, als auch
den Umfang und die Dauer des Rechtes, als endlich die Strafe
und die Verfolgung der Beeinträchtigungen bestimmten. Es
fehlte an jeder gesetzlichen Regel darüber, wem die aus-
schliessliche Benutzung zustehe und auf wie lange. Die Pri-
vilegien wurden ebenso willkürlich gewährt als zurückgenom-
men und es fehlt nicht an Beispielen, dass das Recht zur
Benutzung neuer Erfindungen mit gänzlicher Umgehung des
Urhebers als eine königliche Gunstbezeugung an Höflinge ver-
geben wurde1).

Die erwähnten Privilegien hatten trotz der Willkürlich-
keit ihrer Vergabung eine grosse Wichtigkeit für die freie
Bewegung der Industrie und für die Realisirung ihrer Fort-
schritte. Der Schutz, welcher den Erfindungen nach der da-
maligen Lage der Gewerbegesetzgebung zu gewähren war,
richtete sich ja nicht sowohl gegen die unbefugte Nachahmung,
als vielmehr gegen die Verbote und Hindernisse, welche jeder
neuen gewerblichen Thätigkeit von Seiten der bestehenden pri-

1) Als ein interessantes Beispiel kann der von Renouard, Traite
des brevets d'invention 3me. ed. p. 67 mitgetheilte Wortlaut eines von
Louis XIV an Mme. de Maintenon ertheilten Patentes für eine neue
Construction von Feuerheerden gelten, welches lautet:
"Aujourdhui, dernier jour de septembre 1674, le roi etant a
Versailles, voulant gratifier et traiter favorablement dame Francoise
d'Aubigne, veuve du feu sieur Scarron, S. M. lui a accorde et fait
don du privilege et faculte de faire des atres a des fourneaux, fours
et cheminees d'une nouvelle invention, sans pouvoir neanmoins obli-
ger les particuliers a s'en servir et prendre plus grande somme que
celle dont il aura convenu, ni pretendre aucun droit de visite. Fait
S. M. defense a toutes personnes de faire et contrefaire lesdits atres
a peine de 1500 livres d'amende, m'ayant S. M. commande d'expedier
a ladite dame Scarron toutes lettres a ce necessaires et ce, pendant
le present brevet, qu'elle a signe de sa main et fait contrasigner par
moi .... Colbert."

IX. Die Französische Gesetzgebung. §. 39. Aelteres Recht.
für den Schutz der Rechte des Erfinders bestandenen Normen
und Einrichtungen in ihren allgemeinen Umrissen dargestellt
werden.

In den älteren Zeiten war alles, was zum Schutze der
Erfindungen geschah, ein Ausfluss der Königlichen Willkür.
Das ausschliessliche Recht zur Benutzung neuer Erfindungen
wurde durch Privilegien gewährt, welche als Gesetz für den
einzelnen Fall sowohl die Person des Berechtigten, als auch
den Umfang und die Dauer des Rechtes, als endlich die Strafe
und die Verfolgung der Beeinträchtigungen bestimmten. Es
fehlte an jeder gesetzlichen Regel darüber, wem die aus-
schliessliche Benutzung zustehe und auf wie lange. Die Pri-
vilegien wurden ebenso willkürlich gewährt als zurückgenom-
men und es fehlt nicht an Beispielen, dass das Recht zur
Benutzung neuer Erfindungen mit gänzlicher Umgehung des
Urhebers als eine königliche Gunstbezeugung an Höflinge ver-
geben wurde1).

Die erwähnten Privilegien hatten trotz der Willkürlich-
keit ihrer Vergabung eine grosse Wichtigkeit für die freie
Bewegung der Industrie und für die Realisirung ihrer Fort-
schritte. Der Schutz, welcher den Erfindungen nach der da-
maligen Lage der Gewerbegesetzgebung zu gewähren war,
richtete sich ja nicht sowohl gegen die unbefugte Nachahmung,
als vielmehr gegen die Verbote und Hindernisse, welche jeder
neuen gewerblichen Thätigkeit von Seiten der bestehenden pri-

1) Als ein interessantes Beispiel kann der von Renouard, Traité
des brevets d’invention 3me. ed. p. 67 mitgetheilte Wortlaut eines von
Louis XIV an Mme. de Maintenon ertheilten Patentes für eine neue
Construction von Feuerheerden gelten, welches lautet:
»Aujourdhui, dernier jour de septembre 1674, le roi étant à
Versailles, voulant gratifier et traiter favorablement dame Françoise
d’Aubigné, veuve du feu sieur Scarron, S. M. lui a accordé et fait
don du privilège et faculté de faire des âtres à des fourneaux, fours
et cheminées d’une nouvelle invention, sans pouvoir néanmoins obli-
ger les particuliers à s’en servir et prendre plus grande somme que
celle dont il aura convenu, ni prétendre aucun droit de visite. Fait
S. M. défense à toutes personnes de faire et contrefaire lesdits âtres
à peine de 1500 livres d’amende, m’ayant S. M. commandé d’expédier
à ladite dame Scarron toutes lettres à ce nécessaires et ce, pendant
le présent brevet, qu’elle a signé de sa main et fait contrasigner par
moi .... Colbert
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[290/0317] IX. Die Französische Gesetzgebung. §. 39. Aelteres Recht. für den Schutz der Rechte des Erfinders bestandenen Normen und Einrichtungen in ihren allgemeinen Umrissen dargestellt werden. In den älteren Zeiten war alles, was zum Schutze der Erfindungen geschah, ein Ausfluss der Königlichen Willkür. Das ausschliessliche Recht zur Benutzung neuer Erfindungen wurde durch Privilegien gewährt, welche als Gesetz für den einzelnen Fall sowohl die Person des Berechtigten, als auch den Umfang und die Dauer des Rechtes, als endlich die Strafe und die Verfolgung der Beeinträchtigungen bestimmten. Es fehlte an jeder gesetzlichen Regel darüber, wem die aus- schliessliche Benutzung zustehe und auf wie lange. Die Pri- vilegien wurden ebenso willkürlich gewährt als zurückgenom- men und es fehlt nicht an Beispielen, dass das Recht zur Benutzung neuer Erfindungen mit gänzlicher Umgehung des Urhebers als eine königliche Gunstbezeugung an Höflinge ver- geben wurde 1). Die erwähnten Privilegien hatten trotz der Willkürlich- keit ihrer Vergabung eine grosse Wichtigkeit für die freie Bewegung der Industrie und für die Realisirung ihrer Fort- schritte. Der Schutz, welcher den Erfindungen nach der da- maligen Lage der Gewerbegesetzgebung zu gewähren war, richtete sich ja nicht sowohl gegen die unbefugte Nachahmung, als vielmehr gegen die Verbote und Hindernisse, welche jeder neuen gewerblichen Thätigkeit von Seiten der bestehenden pri- 1) Als ein interessantes Beispiel kann der von Renouard, Traité des brevets d’invention 3me. ed. p. 67 mitgetheilte Wortlaut eines von Louis XIV an Mme. de Maintenon ertheilten Patentes für eine neue Construction von Feuerheerden gelten, welches lautet: »Aujourdhui, dernier jour de septembre 1674, le roi étant à Versailles, voulant gratifier et traiter favorablement dame Françoise d’Aubigné, veuve du feu sieur Scarron, S. M. lui a accordé et fait don du privilège et faculté de faire des âtres à des fourneaux, fours et cheminées d’une nouvelle invention, sans pouvoir néanmoins obli- ger les particuliers à s’en servir et prendre plus grande somme que celle dont il aura convenu, ni prétendre aucun droit de visite. Fait S. M. défense à toutes personnes de faire et contrefaire lesdits âtres à peine de 1500 livres d’amende, m’ayant S. M. commandé d’expédier à ladite dame Scarron toutes lettres à ce nécessaires et ce, pendant le présent brevet, qu’elle a signé de sa main et fait contrasigner par moi .... Colbert.«

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Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/317>, abgerufen am 26.11.2024.