Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.II. Th. II. Tit. BedingteRechte; in friedl. Verhältn. des teutschen Bundes, die Cantone der Schweiz, und ehehinunter den einzelnen Provinzen der Vereinigten Niederlande nur Holland und Seeland, welche actives Gesandschaftrecht hatten. Die zweite BundesActe der Vereinigten Staaten von Nordamerika, versagt dieses Recht den einzelnen Provinzen. Bynkershoek qui recte legatos mittant, in s. Quaest. jur. publ. lib. II. c. 3. et 4. und in s. Operib. omn. T. II. p. 243. sqq. Merlin l. c., Sect. II, §. 1, n° 5. T. VIII, p. 240. -- Ist der Usurpator einer Staatsregierung berechtigt Gesandte zu schicken? Fremde Mächte können hier nur den Besitz- stand in Betrachtung ziehen, wenn ihr Staatsinteresse sie dahin führt. Vattel, liv. IV, ch. 5, n. 68. Wicquefort, liv. I, sect. 3. Merlin l. c. n° 6. -- Einem dethronisirten oder aus seinen Staaten vertriebenen Souverain, mag das blosse Recht diesen Vorzug bei solchen Staatsregierungen sichern, die seinen Feind für seinen Nachfolger nicht an- erkennen. b) Beispiele liefern die teutschen reichsständischen Landes- herren, während der teutschen Reichsverfassung, und die ehemaligen Herzoge von Curland. v. Ompteda's Lit., §. 239. v. Kamptz neue Lit., S. 244 ff. Den Hospodaren der Mol- dau und Wallachey ertheilt der Fr. von Kainardgi 1774, Art. 16, Num. 9, jedem bloss das Recht, einen Charge d'af- faires griechischer Religion, unter dem Schutz des Völker- rechtes in Constantinopel zu haben. c) Vergl. Vattel, liv. IV, ch. 5, n° 60, und Merlin l. c. n° 9. -- Den Standesherren in teutschen Bundesstaaten, wird von ihren Souverainen weder actives noch passives Gesandschaftrecht eingeräumt. Vergl. Klüber's Staatsr. des Rheinbundes, §. 198. d) So ehedem in Rom die Charges d'affaires secrets mancher protestantischen Fürsten. Bielfeld a. a. O. II. 173. So auch zuweilen die Abgeordneten ehemaliger teutscher Land- stände auf Congressen und an Höfen, die Agenten mancher Prinzen vom Geblüte, KronPrätendenten, dethronisirter Re- genten, TitularKönige, u. d. m. e) Wie ehehin der römisch-teutsche Kaiser, der König von Polen, u. a. Moser's Versuch, III. 119. -- Statthaltern, ViceKönigen, GeneralGouverneuren u. d., kann ein ein- geschränktes, actives und passives Gesandschaftrecht über- II. Th. II. Tit. BedingteRechte; in friedl. Verhältn. des teutschen Bundes, die Cantone der Schweiz, und ehehinunter den einzelnen Provinzen der Vereinigten Niederlande nur Holland und Seeland, welche actives Gesandschaftrecht hatten. Die zweite BundesActe der Vereinigten Staaten von Nordamerika, versagt dieses Recht den einzelnen Provinzen. Bynkershoek qui recte legatos mittant, in s. Quaest. jur. publ. lib. II. c. 3. et 4. und in s. Operib. omn. T. II. p. 243. sqq. Merlin l. c., Sect. II, §. 1, n° 5. T. VIII, p. 240. — Ist der Usurpator einer Staatsregierung berechtigt Gesandte zu schicken? Fremde Mächte können hier nur den Besitz- stand in Betrachtung ziehen, wenn ihr Staatsinteresse sie dahin führt. Vattel, liv. IV, ch. 5, n. 68. Wicquefort, liv. I, sect. 3. Merlin l. c. n° 6. — Einem dethronisirten oder aus seinen Staaten vertriebenen Souverain, mag das blosse Recht diesen Vorzug bei solchen Staatsregierungen sichern, die seinen Feind für seinen Nachfolger nicht an- erkennen. b) Beispiele liefern die teutschen reichsständischen Landes- herren, während der teutschen Reichsverfassung, und die ehemaligen Herzoge von Curland. v. Ompteda’s Lit., §. 239. v. Kamptz neue Lit., S. 244 ff. Den Hospodaren der Mol- dau und Wallachey ertheilt der Fr. von Kainardgi 1774, Art. 16, Num. 9, jedem bloſs das Recht, einen Chargé d’af- faires griechischer Religion, unter dem Schutz des Völker- rechtes in Constantinopel zu haben. c) Vergl. Vattel, liv. IV, ch. 5, n° 60, und Merlin l. c. n° 9. — Den Standesherren in teutschen Bundesstaaten, wird von ihren Souverainen weder actives noch passives Gesandschaftrecht eingeräumt. Vergl. Klüber’s Staatsr. des Rheinbundes, §. 198. d) So ehedem in Rom die Chargés d’affaires secrets mancher protestantischen Fürsten. Bielfeld a. a. O. II. 173. So auch zuweilen die Abgeordneten ehemaliger teutscher Land- stände auf Congressen und an Höfen, die Agenten mancher Prinzen vom Geblüte, KronPrätendenten, dethronisirter Re- genten, TitularKönige, u. d. m. e) Wie ehehin der römisch-teutsche Kaiser, der König von Polen, u. a. Moser’s Versuch, III. 119. — Statthaltern, ViceKönigen, GeneralGouverneuren u. d., kann ein ein- geschränktes, actives und passives Gesandschaftrecht über- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <note place="end" n="a)"><pb facs="#f0290" n="284"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Th. II. Tit. BedingteRechte; in friedl. 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II. Th. II. Tit. BedingteRechte; in friedl. Verhältn.
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des teutschen Bundes, die Cantone der Schweiz, und ehehin
unter den einzelnen Provinzen der Vereinigten Niederlande
nur Holland und Seeland, welche actives Gesandschaftrecht
hatten. Die zweite BundesActe der Vereinigten Staaten von
Nordamerika, versagt dieses Recht den einzelnen Provinzen.
Bynkershoek qui recte legatos mittant, in s. Quaest. jur.
publ. lib. II. c. 3. et 4. und in s. Operib. omn. T. II. p.
243. sqq. Merlin l. c., Sect. II, §. 1, n° 5. T. VIII, p. 240. —
Ist der Usurpator einer Staatsregierung berechtigt Gesandte
zu schicken? Fremde Mächte können hier nur den Besitz-
stand in Betrachtung ziehen, wenn ihr Staatsinteresse sie
dahin führt. Vattel, liv. IV, ch. 5, n. 68. Wicquefort,
liv. I, sect. 3. Merlin l. c. n° 6. — Einem dethronisirten
oder aus seinen Staaten vertriebenen Souverain, mag das
blosse Recht diesen Vorzug bei solchen Staatsregierungen
sichern, die seinen Feind für seinen Nachfolger nicht an-
erkennen.
b⁾ Beispiele liefern die teutschen reichsständischen Landes-
herren, während der teutschen Reichsverfassung, und die
ehemaligen Herzoge von Curland. v. Ompteda’s Lit., §. 239.
v. Kamptz neue Lit., S. 244 ff. Den Hospodaren der Mol-
dau und Wallachey ertheilt der Fr. von Kainardgi 1774,
Art. 16, Num. 9, jedem bloſs das Recht, einen Chargé d’af-
faires griechischer Religion, unter dem Schutz des Völker-
rechtes in Constantinopel zu haben.
c⁾ Vergl. Vattel, liv. IV, ch. 5, n° 60, und Merlin l. c.
n° 9. — Den Standesherren in teutschen Bundesstaaten,
wird von ihren Souverainen weder actives noch passives
Gesandschaftrecht eingeräumt. Vergl. Klüber’s Staatsr. des
Rheinbundes, §. 198.
d⁾ So ehedem in Rom die Chargés d’affaires secrets mancher
protestantischen Fürsten. Bielfeld a. a. O. II. 173. So
auch zuweilen die Abgeordneten ehemaliger teutscher Land-
stände auf Congressen und an Höfen, die Agenten mancher
Prinzen vom Geblüte, KronPrätendenten, dethronisirter Re-
genten, TitularKönige, u. d. m.
e⁾ Wie ehehin der römisch-teutsche Kaiser, der König von
Polen, u. a. Moser’s Versuch, III. 119. — Statthaltern,
ViceKönigen, GeneralGouverneuren u. d., kann ein ein-
geschränktes, actives und passives Gesandschaftrecht über-
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