Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
gegengesetzte Grundsätze angenommen b): frei
Schiff, frei Gut; unfrei Schiff, unfrei Gut (ver-
fallenes Schiff, verfallenes Gut), oder mit an-
dern Worten: das Schiff oder die Flagge deckt
die Ladung oder Waare, und das Schiff macht
die Ladung confiscabel (le pavillon ou le na-
vire couvre la cargaison ou la marchandise,
oder auch, pavillon ami sauve marchandise en-
nemie, und, le navire confisque la cargaison),
das heisst, ein neutrales Schiff kann feindliches
Eigenthum (KriegsContrebande ausgenommen)
frei transportiren, hingegen neutrales Eigenthum
auf einem feindlichen Schiff, wird mit diesem
confiscirt.

a) Eine Aufzählung und Vergleichung der die beiden entgegen-
gesetzten Grundsätze enthaltenden Verträge, haben geliefert,
Büsch über die durch den jetzigen Krieg veranlasste Zer-
rüttung des Seehandels. Hamb. 1793. 8. Ebenders. in d.
Bestreben der Völker, sich im Seehandel recht wehe zu
thun (Hamb. 1800. 8.), Cap. 2; Kluit hist. federum Belgii
federati, II. 430--434. u. im Register, v. merx. Flassan l. c.
III. 200. und Schlegel über die Visitation der neutralen Schiffe,
S. 55 ff. -- Von 1642 bis 1780 sprechen 36 Verträge für den
Grundsatz: frei Schiff, frei Gut, und 15 dawider -- Vergl. auch
Hubner a. a. O. T. II. P. 2. ch. 4. Lampredi, I. 125. La
liberte de la navigation, §. 97. 100. sqq. Galiani, B. I.
Cap. 10. Schmidlin diss. cit. §. 59.
b) Zuerst in einem Vertrag Englands mit den spanischen Han-
delsstädten von 1351. Du Mont corps dipl. T. I. P. 2. p. 265.
Dann von Frankreich, in einer Capitulation mit der osma-
nischen Pforte v. 1604, wiederholt 1740, Art. 4--6. Wenck
cod. juris gent. I. 595. Nachher abermal von Grossbritan-
nien in Verträgen mit Portugal 1654, Art. 23 (bei Du Mont
T. VI. P. 2. p. 84.); mit Frankreich 1655, Art. 15 (bei
Leonard, T. V. p. 53) 1667, Art. 8, zu Utrecht 1713, Art. 17 ff.

II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
gegengesetzte Grundsätze angenommen b): frei
Schiff, frei Gut; unfrei Schiff, unfrei Gut (ver-
fallenes Schiff, verfallenes Gut), oder mit an-
dern Worten: das Schiff oder die Flagge deckt
die Ladung oder Waare, und das Schiff macht
die Ladung confiscabel (le pavillon ou le na-
vire couvre la cargaison ou la marchandise,
oder auch, pavillon ami sauve marchandise en-
nemie, und, le navire confisque la cargaison),
das heiſst, ein neutrales Schiff kann feindliches
Eigenthum (KriegsContrebande ausgenommen)
frei transportiren, hingegen neutrales Eigenthum
auf einem feindlichen Schiff, wird mit diesem
confiscirt.

a) Eine Aufzählung und Vergleichung der die beiden entgegen-
gesetzten Grundsätze enthaltenden Verträge, haben geliefert,
Büsch über die durch den jetzigen Krieg veranlaſste Zer-
rüttung des Seehandels. Hamb. 1793. 8. Ebenders. in d.
Bestreben der Völker, sich im Seehandel recht wehe zu
thun (Hamb. 1800. 8.), Cap. 2; Kluit hist. federum Belgii
federati, II. 430—434. u. im Register, v. merx. Flassan l. c.
III. 200. und Schlegel über die Visitation der neutralen Schiffe,
S. 55 ff. — Von 1642 bis 1780 sprechen 36 Verträge für den
Grundsatz: frei Schiff, frei Gut, und 15 dawider — Vergl. auch
Hubner a. a. O. T. II. P. 2. ch. 4. Lampredi, I. 125. La
liberté de la navigation, §. 97. 100. sqq. Galiani, B. I.
Cap. 10. Schmidlin diss. cit. §. 59.
b) Zuerst in einem Vertrag Englands mit den spanischen Han-
delsstädten von 1351. Du Mont corps dipl. T. I. P. 2. p. 265.
Dann von Frankreich, in einer Capitulation mit der osma-
nischen Pforte v. 1604, wiederholt 1740, Art. 4—6. Wenck
cod. juris gent. I. 595. Nachher abermal von Groſsbritan-
nien in Verträgen mit Portugal 1654, Art. 23 (bei Du Mont
T. VI. P. 2. p. 84.); mit Frankreich 1655, Art. 15 (bei
Léonard, T. V. p. 53) 1667, Art. 8, zu Utrecht 1713, Art. 17 ff.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0116" n="484"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.</hi></fw><lb/>
gegengesetzte Grundsätze angenommen <hi rendition="#i">b</hi>): frei<lb/>
Schiff, frei Gut; unfrei Schiff, unfrei Gut (ver-<lb/>
fallenes Schiff, verfallenes Gut), oder mit an-<lb/>
dern Worten: das Schiff oder die Flagge deckt<lb/>
die Ladung oder Waare, und das Schiff macht<lb/>
die Ladung confiscabel (le pavillon ou le na-<lb/>
vire couvre la cargaison ou la marchandise,<lb/>
oder auch, pavillon ami sauve marchandise en-<lb/>
nemie, und, le navire confisque la cargaison),<lb/>
das hei&#x017F;st, ein neutrales Schiff kann feindliches<lb/>
Eigenthum (KriegsContrebande ausgenommen)<lb/>
frei transportiren, hingegen neutrales Eigenthum<lb/>
auf einem feindlichen Schiff, wird mit diesem<lb/>
confiscirt.</p><lb/>
                <note place="end" n="a)">Eine Aufzählung und Vergleichung der die beiden entgegen-<lb/>
gesetzten Grundsätze enthaltenden Verträge, haben geliefert,<lb/><hi rendition="#k">Büsch</hi> über die durch den jetzigen Krieg veranla&#x017F;ste Zer-<lb/>
rüttung des Seehandels. Hamb. 1793. 8. <hi rendition="#i">Ebenders</hi>. in d.<lb/>
Bestreben der Völker, sich im Seehandel recht wehe zu<lb/>
thun (Hamb. 1800. 8.), Cap. 2; <hi rendition="#k">Kluit</hi> hist. federum Belgii<lb/>
federati, II. 430&#x2014;434. u. im Register, v. <hi rendition="#i">merx</hi>. <hi rendition="#k">Flassan</hi> l. c.<lb/>
III. 200. und <hi rendition="#k">Schlegel</hi> über die Visitation der neutralen Schiffe,<lb/>
S. 55 ff. &#x2014; Von 1642 bis 1780 sprechen 36 Verträge für den<lb/>
Grundsatz: frei Schiff, frei Gut, und 15 dawider &#x2014; Vergl. auch<lb/><hi rendition="#k">Hubner</hi> a. a. O. T. II. P. 2. ch. 4. <hi rendition="#k">Lampredi</hi>, I. 125. La<lb/>
liberté de la navigation, §. 97. 100. sqq. <hi rendition="#k">Galiani</hi>, B. I.<lb/>
Cap. 10. <hi rendition="#k">Schmidlin</hi> diss. cit. §. 59.</note><lb/>
                <note place="end" n="b)">Zuerst in einem Vertrag Englands mit den spanischen Han-<lb/>
delsstädten von 1351. <hi rendition="#k">Du Mont</hi> corps dipl. T. I. P. 2. p. 265.<lb/>
Dann von Frankreich, in einer Capitulation mit der osma-<lb/>
nischen Pforte v. 1604, wiederholt 1740, Art. 4&#x2014;6. <hi rendition="#k">Wenck</hi><lb/>
cod. juris gent. I. 595. Nachher abermal von Gro&#x017F;sbritan-<lb/>
nien in Verträgen mit Portugal 1654, Art. 23 (bei <hi rendition="#k">Du Mont</hi><lb/>
T. VI. P. 2. p. 84.); mit Frankreich 1655, Art. 15 (bei<lb/><hi rendition="#k">Léonard</hi>, T. V. p. 53) 1667, Art. 8, zu Utrecht 1713, Art. 17 ff.<lb/></note>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[484/0116] II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn. gegengesetzte Grundsätze angenommen b): frei Schiff, frei Gut; unfrei Schiff, unfrei Gut (ver- fallenes Schiff, verfallenes Gut), oder mit an- dern Worten: das Schiff oder die Flagge deckt die Ladung oder Waare, und das Schiff macht die Ladung confiscabel (le pavillon ou le na- vire couvre la cargaison ou la marchandise, oder auch, pavillon ami sauve marchandise en- nemie, und, le navire confisque la cargaison), das heiſst, ein neutrales Schiff kann feindliches Eigenthum (KriegsContrebande ausgenommen) frei transportiren, hingegen neutrales Eigenthum auf einem feindlichen Schiff, wird mit diesem confiscirt. a⁾ Eine Aufzählung und Vergleichung der die beiden entgegen- gesetzten Grundsätze enthaltenden Verträge, haben geliefert, Büsch über die durch den jetzigen Krieg veranlaſste Zer- rüttung des Seehandels. Hamb. 1793. 8. Ebenders. in d. Bestreben der Völker, sich im Seehandel recht wehe zu thun (Hamb. 1800. 8.), Cap. 2; Kluit hist. federum Belgii federati, II. 430—434. u. im Register, v. merx. Flassan l. c. III. 200. und Schlegel über die Visitation der neutralen Schiffe, S. 55 ff. — Von 1642 bis 1780 sprechen 36 Verträge für den Grundsatz: frei Schiff, frei Gut, und 15 dawider — Vergl. auch Hubner a. a. O. T. II. P. 2. ch. 4. Lampredi, I. 125. La liberté de la navigation, §. 97. 100. sqq. Galiani, B. I. Cap. 10. Schmidlin diss. cit. §. 59. b⁾ Zuerst in einem Vertrag Englands mit den spanischen Han- delsstädten von 1351. Du Mont corps dipl. T. I. P. 2. p. 265. Dann von Frankreich, in einer Capitulation mit der osma- nischen Pforte v. 1604, wiederholt 1740, Art. 4—6. Wenck cod. juris gent. I. 595. Nachher abermal von Groſsbritan- nien in Verträgen mit Portugal 1654, Art. 23 (bei Du Mont T. VI. P. 2. p. 84.); mit Frankreich 1655, Art. 15 (bei Léonard, T. V. p. 53) 1667, Art. 8, zu Utrecht 1713, Art. 17 ff.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/116
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/116>, abgerufen am 21.11.2024.