Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn. Man begreift diese subsidiarischen Ausnahmenunter dem Namen der KriegsRaison d) (ratio belli, raison de guerre). Das natürliche Völker- recht billigt dieselben, so weit sie dem Zweck des Kriegs angemessen sind, nur von dem gerechten Feind gebraucht werden, und nicht mit Verletzung der Rechte eines Dritten verbunden sind e). a) Schon nach dem allgemeinen Völkerrecht halten für un- erlaubt: die Vergiftung der Quellen, Wolf jur. gent. §. 879; die Vergiftung der Waffen und den Meuchelmord, Vattel, liv. III, ch. 8, §. 156 (dawider s. Titius ad Pufendorf. de officio hominis et civis, obs. 701. p. 469); die Anreizung der Unterthanen des Feindes zum Aufruhr, G. H. Ayrer diss. an hosti liceat cives ad rebellionem vel seditionem sol- licitare? Goett. 1748. 4. Scheid l. infra c. p. 30. J. C. G. de Steck observ. subsec. obs. 14. v. Kamptz neue Lit., §. 104, und unten §. 244 (dawider s. Pufendorf de J. N. et G. lib. VIII. c. 6. §. 18.). b) Zwecklos, wenn die Kraft des Feindes dadurch nicht ge- schwächt, und sein Widerstand nicht entkräftet wird. Solche zwecklose Gewaltthätigkeit wäre übertriebene Grausamkeit (crudelitas bellica). Sie würde das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen. Kant zum ewigen Frieden, Abschn. I, §. 6. c) Grotius lib. III. c. 1. §. 19. c. 18. §. 4. Pufendorf de J. N. et G. lib. II. c. 3. §. 23. Bynkershoek quaest. juris publ. lib. I. c. 3.--7. Moser's Versuch, IX. 1. 111--129. Ebendess. Beyträge, II 1--264. Fred. Henr. Strube dis- sertation sur la raison de guerre et le droit de bienseance; als Anhang bei dessen Recherche nouvelle de l'origine et des fondemens du droit de la nature. a St. Petersb. 1740. 8. Gründl. Nachricht vom KriegsCeremoniel und der Kriegs- manier. 1745. 4. v. Ompteda's Lit. II. 634--636. v. Kamptz neue Lit., §. 282 f. d) Von Grotius auch jus s. titulus necessitatis benannt. Byn- rershoer quaest. juris publ. lib. I. c. 3. C. L. Scheid diss. de ratione belli (Hafniae 1744. 4. rec. ib. 1747. 4.), §. 20. II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn. Man begreift diese subsidiarischen Ausnahmenunter dem Namen der KriegsRaison d) (ratio belli, raison de guerre). Das natürliche Völker- recht billigt dieselben, so weit sie dem Zweck des Kriegs angemessen sind, nur von dem gerechten Feind gebraucht werden, und nicht mit Verletzung der Rechte eines Dritten verbunden sind e). a) Schon nach dem allgemeinen Völkerrecht halten für un- erlaubt: die Vergiftung der Quellen, Wolf jur. gent. §. 879; die Vergiftung der Waffen und den Meuchelmord, Vattel, liv. III, ch. 8, §. 156 (dawider s. Titius ad Pufendorf. de officio hominis et civis, obs. 701. p. 469); die Anreizung der Unterthanen des Feindes zum Aufruhr, G. H. Ayrer diss. an hosti liceat cives ad rebellionem vel seditionem sol- licitare? Goett. 1748. 4. Scheid l. infra c. p. 30. J. C. G. de Steck observ. subsec. obs. 14. v. Kamptz neue Lit., §. 104, und unten §. 244 (dawider s. Pufendorf de J. N. et G. lib. VIII. c. 6. §. 18.). b) Zwecklos, wenn die Kraft des Feindes dadurch nicht ge- schwächt, und sein Widerstand nicht entkräftet wird. Solche zwecklose Gewaltthätigkeit wäre übertriebene Grausamkeit (crudelitas bellica). Sie würde das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen. Kant zum ewigen Frieden, Abschn. I, §. 6. c) Grotius lib. III. c. 1. §. 19. c. 18. §. 4. Pufendorf de J. N. et G. lib. II. c. 3. §. 23. Bynkershoek quaest. juris publ. lib. I. c. 3.—7. Moser’s Versuch, IX. 1. 111—129. Ebendess. Beyträge, II 1—264. Fred. Henr. Strube dis- sertation sur la raison de guerre et le droit de bienséance; als Anhang bei dessen Recherche nouvelle de l’origine et des fondemens du droit de la nature. à St. Petersb. 1740. 8. Gründl. Nachricht vom KriegsCeremoniel und der Kriegs- manier. 1745. 4. v. Ompteda’s Lit. II. 634—636. v. Kamptz neue Lit., §. 282 f. d) Von Grotius auch jus s. titulus necessitatis benannt. Byn- rershoer quaest. juris publ. lib. I. c. 3. C. L. Scheid diss. de ratione belli (Hafniae 1744. 4. rec. ib. 1747. 4.), §. 20. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0028" n="396"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.</hi></fw><lb/> Man begreift diese subsidiarischen Ausnahmen<lb/> unter dem Namen der <hi rendition="#i">KriegsRaison d</hi>) (ratio<lb/> belli, raison de guerre). 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II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
Man begreift diese subsidiarischen Ausnahmen
unter dem Namen der KriegsRaison d) (ratio
belli, raison de guerre). Das natürliche Völker-
recht billigt dieselben, so weit sie dem Zweck des
Kriegs angemessen sind, nur von dem gerechten
Feind gebraucht werden, und nicht mit Verletzung
der Rechte eines Dritten verbunden sind e).
a⁾ Schon nach dem allgemeinen Völkerrecht halten für un-
erlaubt: die Vergiftung der Quellen, Wolf jur. gent. §. 879;
die Vergiftung der Waffen und den Meuchelmord, Vattel,
liv. III, ch. 8, §. 156 (dawider s. Titius ad Pufendorf. de
officio hominis et civis, obs. 701. p. 469); die Anreizung
der Unterthanen des Feindes zum Aufruhr, G. H. Ayrer
diss. an hosti liceat cives ad rebellionem vel seditionem sol-
licitare? Goett. 1748. 4. Scheid l. infra c. p. 30. J. C. G.
de Steck observ. subsec. obs. 14. v. Kamptz neue Lit.,
§. 104, und unten §. 244 (dawider s. Pufendorf de J. N.
et G. lib. VIII. c. 6. §. 18.).
b⁾ Zwecklos, wenn die Kraft des Feindes dadurch nicht ge-
schwächt, und sein Widerstand nicht entkräftet wird. Solche
zwecklose Gewaltthätigkeit wäre übertriebene Grausamkeit
(crudelitas bellica). Sie würde das wechselseitige Zutrauen
im künftigen Frieden unmöglich machen. Kant zum ewigen
Frieden, Abschn. I, §. 6.
c⁾ Grotius lib. III. c. 1. §. 19. c. 18. §. 4. Pufendorf de
J. N. et G. lib. II. c. 3. §. 23. Bynkershoek quaest. juris
publ. lib. I. c. 3.—7. Moser’s Versuch, IX. 1. 111—129.
Ebendess. Beyträge, II 1—264. Fred. Henr. Strube dis-
sertation sur la raison de guerre et le droit de bienséance;
als Anhang bei dessen Recherche nouvelle de l’origine et
des fondemens du droit de la nature. à St. Petersb. 1740. 8.
Gründl. Nachricht vom KriegsCeremoniel und der Kriegs-
manier. 1745. 4. v. Ompteda’s Lit. II. 634—636. v. Kamptz
neue Lit., §. 282 f.
d⁾ Von Grotius auch jus s. titulus necessitatis benannt. Byn-
rershoer quaest. juris publ. lib. I. c. 3. C. L. Scheid diss.
de ratione belli (Hafniae 1744. 4. rec. ib. 1747. 4.), §. 20.
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