warum man den Leuten nicht in die Rede fal¬ len dürfe; daß wir einen Teller, oder was uns dargereicht wird, auch dann abnehmen müssen, wenn wir nichts davon behalten wollen, damit der Andre nicht die Mühe habe, es unsertwe¬ gen in der Hand zu tragen; daß man so we¬ nig als möglich in einer Gesellschaft den Leu¬ ten den Rücken zukehren, in Titeln und Na¬ men nicht irre werden solle; daß man bey Per¬ sonen, die das genau nehmen, den Vorneh¬ mern immer auf der rechten Seite, oder, wenn Drey beysammen sind, in der Mitte gehn lasse; daß man, wenn man jemand etwas darreicht, es, in so fern dies zu ändern steht, nicht mit der bloßen Hand hingeben müsse; daß es sich nicht schicke, in Gesellschaften in das Ohr zu pflü¬ stern, bey Tafel krumm zu sitzen, unanstän¬ dige Gebehrden zu machen, noch zu leiden, daß ein Frauenzimmer, oder jemand der vorneh¬ mer ist als wir, von einer Speise, die vor uns steht, vorlege; und was dergleichen Re¬ geln mehr sind zu geben, dazu ist hier nicht der Ort. Leuten von gewissem Stande und einer nicht ganz gemeinen Erziehung ist das in der ersten Jugend schon eingeprägt worden; Nur
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warum man den Leuten nicht in die Rede fal¬ len duͤrfe; daß wir einen Teller, oder was uns dargereicht wird, auch dann abnehmen muͤſſen, wenn wir nichts davon behalten wollen, damit der Andre nicht die Muͤhe habe, es unſertwe¬ gen in der Hand zu tragen; daß man ſo we¬ nig als moͤglich in einer Geſellſchaft den Leu¬ ten den Ruͤcken zukehren, in Titeln und Na¬ men nicht irre werden ſolle; daß man bey Per¬ ſonen, die das genau nehmen, den Vorneh¬ mern immer auf der rechten Seite, oder, wenn Drey beyſammen ſind, in der Mitte gehn laſſe; daß man, wenn man jemand etwas darreicht, es, in ſo fern dies zu aͤndern ſteht, nicht mit der bloßen Hand hingeben muͤſſe; daß es ſich nicht ſchicke, in Geſellſchaften in das Ohr zu pfluͤ¬ ſtern, bey Tafel krumm zu ſitzen, unanſtaͤn¬ dige Gebehrden zu machen, noch zu leiden, daß ein Frauenzimmer, oder jemand der vorneh¬ mer iſt als wir, von einer Speiſe, die vor uns ſteht, vorlege; und was dergleichen Re¬ geln mehr ſind zu geben, dazu iſt hier nicht der Ort. Leuten von gewiſſem Stande und einer nicht ganz gemeinen Erziehung iſt das in der erſten Jugend ſchon eingepraͤgt worden; Nur
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warum man den Leuten nicht in die Rede fal¬
len duͤrfe; daß wir einen Teller, oder was uns
dargereicht wird, auch dann abnehmen muͤſſen,
wenn wir nichts davon behalten wollen, damit
der Andre nicht die Muͤhe habe, es unſertwe¬
gen in der Hand zu tragen; daß man ſo we¬
nig als moͤglich in einer Geſellſchaft den Leu¬
ten den Ruͤcken zukehren, in Titeln und Na¬
men nicht irre werden ſolle; daß man bey Per¬
ſonen, die das genau nehmen, den Vorneh¬
mern immer auf der rechten Seite, oder, wenn
Drey beyſammen ſind, in der Mitte gehn laſſe;
daß man, wenn man jemand etwas darreicht,
es, in ſo fern dies zu aͤndern ſteht, nicht mit der
bloßen Hand hingeben muͤſſe; daß es ſich nicht
ſchicke, in Geſellſchaften in das Ohr zu pfluͤ¬
ſtern, bey Tafel krumm zu ſitzen, unanſtaͤn¬
dige Gebehrden zu machen, noch zu leiden, daß
ein Frauenzimmer, oder jemand der vorneh¬
mer iſt als wir, von einer Speiſe, die vor
uns ſteht, vorlege; und was dergleichen Re¬
geln mehr ſind zu geben, dazu iſt hier nicht der
Ort. Leuten von gewiſſem Stande und einer
nicht ganz gemeinen Erziehung iſt das in der
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/100>, abgerufen am 21.11.2024.
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