Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Interesse soll Der wohl an dem Ganzen nehmen, Daß aber diese Bande täglich lockrer wer¬ Lesen G 4
Intereſſe ſoll Der wohl an dem Ganzen nehmen, Daß aber dieſe Bande taͤglich lockrer wer¬ Leſen G 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0133" n="103"/> Intereſſe ſoll Der wohl an dem Ganzen nehmen,<lb/> da Eigenthum, Moralitaͤt, und alles, was den<lb/> Menſchen auf dieſer Erde irgend theuer ſeyn<lb/> kann, doch am Ende auf Erhaltung jener Fa¬<lb/> milien- und Vaterlands-Bande beruht?</p><lb/> <p>Daß aber dieſe Bande taͤglich lockrer wer¬<lb/> den, beweiſet nichts, als daß wir uns taͤglich<lb/> weiter von der edlen Ordnung der Natur und<lb/> deren Geſetzen entfernen; und wenn ein ſchie¬<lb/> fer Kopf, den ſein Vaterland als ein unbrauch¬<lb/> bares Mitglied ausſtoͤßt, weil er ſich den Ge¬<lb/> ſetzen nicht unterwerfen will, unzufrieden mit<lb/> dem Zwange, den ihm Sittlichkeit und Poli¬<lb/> cey auflegen, behauptet, es ſey des Philoſo¬<lb/> phen wuͤrdig, alle engern Verbindungen aufzu¬<lb/> loͤſen, <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> kein anders Band anzuerkennen,<lb/> als das allgemeine Bruderband unter allen<lb/> Erdbewohnern; ſo uͤberzeugt uns das von<lb/> nichts weiter, als daß kein Satz ſo naͤrriſch iſt,<lb/> der nicht in unſern Tagen in irgend einem phi¬<lb/> loſophiſchen Systeme als Grundpfeiler aufge¬<lb/> ſtellt wuͤrde — Gluͤckliches achtzehntes Jahr¬<lb/> hundert, in welchem man ſo große Entdeckun¬<lb/> gen macht, als zum Beyſpiel: daß man, um<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Leſen<lb/></fw> <fw place="bottom" type="sig">G 4<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0133]
Intereſſe ſoll Der wohl an dem Ganzen nehmen,
da Eigenthum, Moralitaͤt, und alles, was den
Menſchen auf dieſer Erde irgend theuer ſeyn
kann, doch am Ende auf Erhaltung jener Fa¬
milien- und Vaterlands-Bande beruht?
Daß aber dieſe Bande taͤglich lockrer wer¬
den, beweiſet nichts, als daß wir uns taͤglich
weiter von der edlen Ordnung der Natur und
deren Geſetzen entfernen; und wenn ein ſchie¬
fer Kopf, den ſein Vaterland als ein unbrauch¬
bares Mitglied ausſtoͤßt, weil er ſich den Ge¬
ſetzen nicht unterwerfen will, unzufrieden mit
dem Zwange, den ihm Sittlichkeit und Poli¬
cey auflegen, behauptet, es ſey des Philoſo¬
phen wuͤrdig, alle engern Verbindungen aufzu¬
loͤſen, und kein anders Band anzuerkennen,
als das allgemeine Bruderband unter allen
Erdbewohnern; ſo uͤberzeugt uns das von
nichts weiter, als daß kein Satz ſo naͤrriſch iſt,
der nicht in unſern Tagen in irgend einem phi¬
loſophiſchen Systeme als Grundpfeiler aufge¬
ſtellt wuͤrde — Gluͤckliches achtzehntes Jahr¬
hundert, in welchem man ſo große Entdeckun¬
gen macht, als zum Beyſpiel: daß man, um
Leſen
G 4
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