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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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Pflichten treulich zu erfüllen, und wenn er kei¬
nen niedrigen Neid, keine närrische Eifersucht
blicken lässt, die ohnehin nie gute, sondern al¬
lemal schlimme Folgen haben. Liebe und Ach¬
tung lassen sich nicht erzwingen, nicht ertrotzen;
ein Herz, das bewacht werden muß, ist, wie
der Mammon eines Geizigen, mehr eine un¬
nütze Last, als ein wahrer Schatz, dessen man
froh wird; Widerstand reizt; keine Wach¬
samkeit ist so groß, daß sie nicht hintergangen
werden könnte, und es liegt in der Natur des
Menschen, daß man ein Gut, das vielleicht
sonst gar keinen Reiz für uns haben würde,
doppelt eifrig wünscht, sobald der Besitz dessel¬
ben mit Schwierigkeiten für uns verbunden
ist.

Man soll auch jene kleinen Künste, die
höchstens unter Verliebten, nicht aber unter
Ehegatten, Statt finden dürfen, verachten,
durch welche man, um die Liebe des andern
Theils mehr anzufeuern, mit Vorsatz Eifer¬
sucht zu erregen sucht. Bey einem Bande, das
auf gegenseitige Hochachtung beruhn muß,
darf man sich durchaus keiner schiefen Mittel
bedienen. Glaubt meine Frau, ich könne in

der

Pflichten treulich zu erfuͤllen, und wenn er kei¬
nen niedrigen Neid, keine naͤrriſche Eiferſucht
blicken laͤſſt, die ohnehin nie gute, ſondern al¬
lemal ſchlimme Folgen haben. Liebe und Ach¬
tung laſſen ſich nicht erzwingen, nicht ertrotzen;
ein Herz, das bewacht werden muß, iſt, wie
der Mammon eines Geizigen, mehr eine un¬
nuͤtze Laſt, als ein wahrer Schatz, deſſen man
froh wird; Widerſtand reizt; keine Wach¬
ſamkeit iſt ſo groß, daß ſie nicht hintergangen
werden koͤnnte, und es liegt in der Natur des
Menſchen, daß man ein Gut, das vielleicht
ſonſt gar keinen Reiz fuͤr uns haben wuͤrde,
doppelt eifrig wuͤnſcht, ſobald der Beſitz deſſel¬
ben mit Schwierigkeiten fuͤr uns verbunden
iſt.

Man ſoll auch jene kleinen Kuͤnſte, die
hoͤchſtens unter Verliebten, nicht aber unter
Ehegatten, Statt finden duͤrfen, verachten,
durch welche man, um die Liebe des andern
Theils mehr anzufeuern, mit Vorſatz Eifer¬
ſucht zu erregen ſucht. Bey einem Bande, das
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bedienen. Glaubt meine Frau, ich koͤnne in

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[126/0156] Pflichten treulich zu erfuͤllen, und wenn er kei¬ nen niedrigen Neid, keine naͤrriſche Eiferſucht blicken laͤſſt, die ohnehin nie gute, ſondern al¬ lemal ſchlimme Folgen haben. Liebe und Ach¬ tung laſſen ſich nicht erzwingen, nicht ertrotzen; ein Herz, das bewacht werden muß, iſt, wie der Mammon eines Geizigen, mehr eine un¬ nuͤtze Laſt, als ein wahrer Schatz, deſſen man froh wird; Widerſtand reizt; keine Wach¬ ſamkeit iſt ſo groß, daß ſie nicht hintergangen werden koͤnnte, und es liegt in der Natur des Menſchen, daß man ein Gut, das vielleicht ſonſt gar keinen Reiz fuͤr uns haben wuͤrde, doppelt eifrig wuͤnſcht, ſobald der Beſitz deſſel¬ ben mit Schwierigkeiten fuͤr uns verbunden iſt. Man ſoll auch jene kleinen Kuͤnſte, die hoͤchſtens unter Verliebten, nicht aber unter Ehegatten, Statt finden duͤrfen, verachten, durch welche man, um die Liebe des andern Theils mehr anzufeuern, mit Vorſatz Eifer¬ ſucht zu erregen ſucht. Bey einem Bande, das auf gegenſeitige Hochachtung beruhn muß, darf man ſich durchaus keiner ſchiefen Mittel bedienen. Glaubt meine Frau, ich koͤnne in der

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/156>, abgerufen am 28.11.2024.