Ich will, gleich zu Anfange dieses Capittels, fey¬ erlich erklären -- Zwar sollte es billig einer sol¬ chen Erklärung nicht bedürfen, weil schon der ge¬ sunde Menschen-Verstand das lehrt, und ich kühn sagen darf, daß meine Schriften nicht Gelegen¬ heit geben, mich für einen Lästerer des schönen Geschlechts zu halten; doch, der Schwachen we¬ gen füge ich es hinzu -- daß, was ich hier etwa im Allgemeinen zum Nachtheile des weiblichen Charakters sagen mögte, der Verehrung ohnbe¬ schadet gesagt seyn soll, die nicht nur jedes ein¬ zelne edle Weib und Mädgen, sondern die auch das Geschlecht, im Ganzen genommen, von so manchen Seiten, nur nicht grade von der fehler¬ haften, verdient. Diese zu verschweigen, um jene zu erheben, das ist das Handwerk eines feilen Schmeichlers, und der bin ich nicht, der mag ich nicht seyn. Die mehrsten Schriftsteller
aber,
Sechſtes Capittel.
Ueber den Umgang mit Frauenzim¬ mern.
1.
Ich will, gleich zu Anfange dieſes Capittels, fey¬ erlich erklaͤren — Zwar ſollte es billig einer ſol¬ chen Erklaͤrung nicht beduͤrfen, weil ſchon der ge¬ ſunde Menſchen-Verſtand das lehrt, und ich kuͤhn ſagen darf, daß meine Schriften nicht Gelegen¬ heit geben, mich fuͤr einen Laͤſterer des ſchoͤnen Geſchlechts zu halten; doch, der Schwachen we¬ gen fuͤge ich es hinzu — daß, was ich hier etwa im Allgemeinen zum Nachtheile des weiblichen Charakters ſagen moͤgte, der Verehrung ohnbe¬ ſchadet geſagt ſeyn ſoll, die nicht nur jedes ein¬ zelne edle Weib und Maͤdgen, ſondern die auch das Geſchlecht, im Ganzen genommen, von ſo manchen Seiten, nur nicht grade von der fehler¬ haften, verdient. Dieſe zu verſchweigen, um jene zu erheben, das iſt das Handwerk eines feilen Schmeichlers, und der bin ich nicht, der mag ich nicht ſeyn. Die mehrſten Schriftſteller
aber,
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Sechſtes Capittel.
Ueber den Umgang mit Frauenzim¬
mern.
1.
Ich will, gleich zu Anfange dieſes Capittels, fey¬
erlich erklaͤren — Zwar ſollte es billig einer ſol¬
chen Erklaͤrung nicht beduͤrfen, weil ſchon der ge¬
ſunde Menſchen-Verſtand das lehrt, und ich kuͤhn
ſagen darf, daß meine Schriften nicht Gelegen¬
heit geben, mich fuͤr einen Laͤſterer des ſchoͤnen
Geſchlechts zu halten; doch, der Schwachen we¬
gen fuͤge ich es hinzu — daß, was ich hier etwa
im Allgemeinen zum Nachtheile des weiblichen
Charakters ſagen moͤgte, der Verehrung ohnbe¬
ſchadet geſagt ſeyn ſoll, die nicht nur jedes ein¬
zelne edle Weib und Maͤdgen, ſondern die auch
das Geſchlecht, im Ganzen genommen, von ſo
manchen Seiten, nur nicht grade von der fehler¬
haften, verdient. Dieſe zu verſchweigen, um
jene zu erheben, das iſt das Handwerk eines
feilen Schmeichlers, und der bin ich nicht, der
mag ich nicht ſeyn. Die mehrſten Schriftſteller
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/203>, abgerufen am 16.02.2025.
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