aufzulegen; erwiesene Wohlthaten weder auf feine, noch auf grobe Art vorzuwerfen; dem beschämenden Danke auszuweichen; nicht Dank zu erbetteln, und dennoch dem dankbaren Her¬ zen nicht die Gelegenheit zu rauben, sich sei¬ ner Pflicht zu entledigen. Gieb gern! Es ist seliger Genuß, es ist Wohlthat, geben, zur Freude Andrer etwas beytragen zu dürfen. Gieb also gern, aber verschwende nicht Deine Wohlthaten! Sey dienstfertig, bereitwillig; aber dringe niemand Deine Dienste auf! Cal¬ culiere nicht, ob es erkannt und belohnt wer¬ den wird! Brauche doppelte Schonung im Umgange mit Denen, welchen Du Gutes er¬ wiesen, aus Furcht, sie mögten argwöhnen, Du wolltest Dich für Deine Mühe bezahlt machen, sie Dein Uebergewicht fühlen lassen, Dir größere Freyheit gegen sie erlauben, weil sie aus Dankbarkeit schweigen müssen! Weise nicht die Bittenden von Deiner Thür zurück! Wenn Dich jemand um Rath, Hülfe, Wohl¬ that anspricht; so höre ihm freundlich, theil¬ nehmend und aufmerksam zu! Laß ihn ausre¬ den. Dir seine Sache deutlich vorstellen, ohne ihm in die Rede zu fallen! Und kannst Du
ihm
aufzulegen; erwieſene Wohlthaten weder auf feine, noch auf grobe Art vorzuwerfen; dem beſchaͤmenden Danke auszuweichen; nicht Dank zu erbetteln, und dennoch dem dankbaren Her¬ zen nicht die Gelegenheit zu rauben, ſich ſei¬ ner Pflicht zu entledigen. Gieb gern! Es iſt ſeliger Genuß, es iſt Wohlthat, geben, zur Freude Andrer etwas beytragen zu duͤrfen. Gieb alſo gern, aber verſchwende nicht Deine Wohlthaten! Sey dienſtfertig, bereitwillig; aber dringe niemand Deine Dienſte auf! Cal¬ culiere nicht, ob es erkannt und belohnt wer¬ den wird! Brauche doppelte Schonung im Umgange mit Denen, welchen Du Gutes er¬ wieſen, aus Furcht, ſie moͤgten argwoͤhnen, Du wollteſt Dich fuͤr Deine Muͤhe bezahlt machen, ſie Dein Uebergewicht fuͤhlen laſſen, Dir groͤßere Freyheit gegen ſie erlauben, weil ſie aus Dankbarkeit ſchweigen muͤſſen! Weiſe nicht die Bittenden von Deiner Thuͤr zuruͤck! Wenn Dich jemand um Rath, Huͤlfe, Wohl¬ that anſpricht; ſo hoͤre ihm freundlich, theil¬ nehmend und aufmerkſam zu! Laß ihn ausre¬ den. Dir ſeine Sache deutlich vorſtellen, ohne ihm in die Rede zu fallen! Und kannſt Du
ihm
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aufzulegen; erwieſene Wohlthaten weder auf
feine, noch auf grobe Art vorzuwerfen; dem
beſchaͤmenden Danke auszuweichen; nicht Dank
zu erbetteln, und dennoch dem dankbaren Her¬
zen nicht die Gelegenheit zu rauben, ſich ſei¬
ner Pflicht zu entledigen. Gieb gern! Es iſt
ſeliger Genuß, es iſt Wohlthat, geben, zur
Freude Andrer etwas beytragen zu duͤrfen.
Gieb alſo gern, aber verſchwende nicht Deine
Wohlthaten! Sey dienſtfertig, bereitwillig;
aber dringe niemand Deine Dienſte auf! Cal¬
culiere nicht, ob es erkannt und belohnt wer¬
den wird! Brauche doppelte Schonung im
Umgange mit Denen, welchen Du Gutes er¬
wieſen, aus Furcht, ſie moͤgten argwoͤhnen,
Du wollteſt Dich fuͤr Deine Muͤhe bezahlt
machen, ſie Dein Uebergewicht fuͤhlen laſſen,
Dir groͤßere Freyheit gegen ſie erlauben, weil
ſie aus Dankbarkeit ſchweigen muͤſſen! Weiſe
nicht die Bittenden von Deiner Thuͤr zuruͤck!
Wenn Dich jemand um Rath, Huͤlfe, Wohl¬
that anſpricht; ſo hoͤre ihm freundlich, theil¬
nehmend und aufmerkſam zu! Laß ihn ausre¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/296>, abgerufen am 24.11.2024.
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