Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.schwerlich in so schlechtem Wetter eine so weite In Reichsstädten ist diese Anhänglichkeit mir¬
ſchwerlich in ſo ſchlechtem Wetter eine ſo weite In Reichsſtaͤdten iſt dieſe Anhaͤnglichkeit mir¬
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0046" n="16"/> ſchwerlich in ſo ſchlechtem Wetter eine ſo weite<lb/> Reiſe werth ſeyn koͤnnte: „O!“ ſagte er „Sie<lb/> „kommen gewiß, um unſern General begraben<lb/> „zu ſehn; ja! es wird ſich ſchoͤn ausnehmen.“<lb/> — Nun! zu ſo etwas kann ich kaum laͤcheln;<lb/> Moͤchten alle Menſchen das am ſchoͤnſten fin¬<lb/> den, <hi rendition="#fr">was ſie haben</hi>! Doch geſtehe ich auch,<lb/> daß dies oft zu Intoleranz fuͤhrt; daß die<lb/> Anhaͤnglichkeit an einheimiſche Sitten zuwei¬<lb/> len ungerecht, ungeſchliffen gegen Menſchen<lb/> macht, die ſich durch kleine Verſchiedenheiten,<lb/> waͤre es auch nur in Anſtand, Kleidung, Ton,<lb/> Mundart oder Gebaͤrden, unſchuldigerweiſe<lb/> auszeichnen.</p><lb/> <p>In Reichsſtaͤdten iſt dieſe Anhaͤnglichkeit<lb/> an vaͤterliche Sitten, Kleidertrachten u. d. gl.<lb/> ſehr auffallend, und hat nicht ſelten Einfluß<lb/> auf Regierungs-Verfaſſung, Religions-Ver¬<lb/> traͤglichkeit und andre wichtige Dinge. So<lb/> legen z. B. alle calviniſtiſchen Kaufleute in<lb/> *** ihre Gaͤrten nach hollaͤndiſchem Geſchmack<lb/> an; Nun hoͤrte ich einſtens einen Solchen von<lb/> einem andern Negocianten dieſes Bekenntniſ¬<lb/> ſes, der aber in ſeinen Garten einige der refor¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mir¬<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0046]
ſchwerlich in ſo ſchlechtem Wetter eine ſo weite
Reiſe werth ſeyn koͤnnte: „O!“ ſagte er „Sie
„kommen gewiß, um unſern General begraben
„zu ſehn; ja! es wird ſich ſchoͤn ausnehmen.“
— Nun! zu ſo etwas kann ich kaum laͤcheln;
Moͤchten alle Menſchen das am ſchoͤnſten fin¬
den, was ſie haben! Doch geſtehe ich auch,
daß dies oft zu Intoleranz fuͤhrt; daß die
Anhaͤnglichkeit an einheimiſche Sitten zuwei¬
len ungerecht, ungeſchliffen gegen Menſchen
macht, die ſich durch kleine Verſchiedenheiten,
waͤre es auch nur in Anſtand, Kleidung, Ton,
Mundart oder Gebaͤrden, unſchuldigerweiſe
auszeichnen.
In Reichsſtaͤdten iſt dieſe Anhaͤnglichkeit
an vaͤterliche Sitten, Kleidertrachten u. d. gl.
ſehr auffallend, und hat nicht ſelten Einfluß
auf Regierungs-Verfaſſung, Religions-Ver¬
traͤglichkeit und andre wichtige Dinge. So
legen z. B. alle calviniſtiſchen Kaufleute in
*** ihre Gaͤrten nach hollaͤndiſchem Geſchmack
an; Nun hoͤrte ich einſtens einen Solchen von
einem andern Negocianten dieſes Bekenntniſ¬
ſes, der aber in ſeinen Garten einige der refor¬
mir¬
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