Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.Fürsten Kaunitz redete, obgleich ich ganz ge¬ Diese Erfahrung macht den frechen Halb¬ Diese C 2
Fuͤrſten Kaunitz redete, obgleich ich ganz ge¬ Dieſe Erfahrung macht den frechen Halb¬ Dieſe C 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0065" n="35"/> Fuͤrſten Kaunitz redete, obgleich ich ganz ge¬<lb/> wiß wuſſte, daß Dieſe ihn kaum dem Namen<lb/> nach, und zwar als einen unruhigen Kopf<lb/> und Pasquillanten kannten. Indeſſen hatte<lb/> er hierdurch, da niemand genauer nachfragte,<lb/> ſich auf eine kurze Zeit in ein ſolches Anſehn<lb/> geſetzt, daß Leute, die bey des Kaiſers Maje¬<lb/> ſtaͤt etwas zu ſuchen hatten, ſich an ihn wen¬<lb/> deten. Dann ſchrieb er auf ſo unverſchaͤmte<lb/> Art an irgend einen Großen in Wien, und<lb/> ſprach in dieſem Briefe von ſeinen uͤbrigen vor¬<lb/> nehmen Freunden daſelbſt, daß er, zwar nicht<lb/> Erlangung ſeines Zwecks, aber doch manche<lb/> hoͤfliche Antwort erſchlich, mit welcher er dann<lb/> weiter wucherte.</p><lb/> <p>Dieſe Erfahrung macht den frechen Halb¬<lb/> gelehrten ſo dreiſt, uͤber Dinge zu entſcheiden,<lb/> wovon er nicht fruͤher als eine Stunde vorher<lb/> das erſte Wort geleſen oder gehoͤrt hat, aber ſo<lb/> zu entſcheiden, daß ſelbſt der anweſende beſchei¬<lb/> denere Literator es nicht wagt, zu wiederſpre¬<lb/> chen, noch Fragen zu thun, die des Schwaͤtzers<lb/> Fahrzeug auf's Trockene werfen koͤnnten.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 2<lb/></fw> <fw place="bottom" type="catch">Dieſe<lb/></fw> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0065]
Fuͤrſten Kaunitz redete, obgleich ich ganz ge¬
wiß wuſſte, daß Dieſe ihn kaum dem Namen
nach, und zwar als einen unruhigen Kopf
und Pasquillanten kannten. Indeſſen hatte
er hierdurch, da niemand genauer nachfragte,
ſich auf eine kurze Zeit in ein ſolches Anſehn
geſetzt, daß Leute, die bey des Kaiſers Maje¬
ſtaͤt etwas zu ſuchen hatten, ſich an ihn wen¬
deten. Dann ſchrieb er auf ſo unverſchaͤmte
Art an irgend einen Großen in Wien, und
ſprach in dieſem Briefe von ſeinen uͤbrigen vor¬
nehmen Freunden daſelbſt, daß er, zwar nicht
Erlangung ſeines Zwecks, aber doch manche
hoͤfliche Antwort erſchlich, mit welcher er dann
weiter wucherte.
Dieſe Erfahrung macht den frechen Halb¬
gelehrten ſo dreiſt, uͤber Dinge zu entſcheiden,
wovon er nicht fruͤher als eine Stunde vorher
das erſte Wort geleſen oder gehoͤrt hat, aber ſo
zu entſcheiden, daß ſelbſt der anweſende beſchei¬
denere Literator es nicht wagt, zu wiederſpre¬
chen, noch Fragen zu thun, die des Schwaͤtzers
Fahrzeug auf's Trockene werfen koͤnnten.
Dieſe
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