so lehrreich und unterhaltend ist der Umgang mit einem Manne, der philosophischen Geist, Ge¬ lehrsamkeit und Witz mit seiner Kunst verbindet. Es ist ein Glück an der Seite eines solchen Künstlers zu leben, dessen Geist durch Kenntnisse gebildet, dessen Blick durch Studium der Natur und der Menschen geschärft, bey dem, durch die milden Einwürkungen der Musen, das Herz zu Liebe, Freundschaft und Wohlwollen gestimmt und die Sitten gereinigt worden. Seine freund¬ liche Beredsamkeit wird uns in trüben Stunden aufheitern, sein Umgang wird uns wieder mit der Welt aussöhnen, wenn Mismuth und Un¬ zufriedenheit uns plagen; Er wird uns Erho¬ lung gewähren von verdrießlichen, mühsamen, trocknen Berufs-Geschäften, wird uns erwär¬ men, wird uns neue Federkraft geben, wenn wir durch lange Anstrengung herabgespannt sind; Er wird uns die mäßigste Kost zu einem Götter¬ male, unsre Hütte zu einem Heiligthume, zu einem Tempel, unsern Heerd zu einem Altar der Musen erhöhn.
Fünf¬
ſo lehrreich und unterhaltend iſt der Umgang mit einem Manne, der philoſophiſchen Geiſt, Ge¬ lehrſamkeit und Witz mit ſeiner Kunſt verbindet. Es iſt ein Gluͤck an der Seite eines ſolchen Kuͤnſtlers zu leben, deſſen Geiſt durch Kenntniſſe gebildet, deſſen Blick durch Studium der Natur und der Menſchen geſchaͤrft, bey dem, durch die milden Einwuͤrkungen der Muſen, das Herz zu Liebe, Freundſchaft und Wohlwollen geſtimmt und die Sitten gereinigt worden. Seine freund¬ liche Beredſamkeit wird uns in truͤben Stunden aufheitern, ſein Umgang wird uns wieder mit der Welt ausſoͤhnen, wenn Mismuth und Un¬ zufriedenheit uns plagen; Er wird uns Erho¬ lung gewaͤhren von verdrießlichen, muͤhſamen, trocknen Berufs-Geſchaͤften, wird uns erwaͤr¬ men, wird uns neue Federkraft geben, wenn wir durch lange Anſtrengung herabgeſpannt ſind; Er wird uns die maͤßigſte Koſt zu einem Goͤtter¬ male, unſre Huͤtte zu einem Heiligthume, zu einem Tempel, unſern Heerd zu einem Altar der Muſen erhoͤhn.
Fuͤnf¬
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ſo lehrreich und unterhaltend iſt der Umgang mit
einem Manne, der philoſophiſchen Geiſt, Ge¬
lehrſamkeit und Witz mit ſeiner Kunſt verbindet.
Es iſt ein Gluͤck an der Seite eines ſolchen
Kuͤnſtlers zu leben, deſſen Geiſt durch Kenntniſſe
gebildet, deſſen Blick durch Studium der Natur
und der Menſchen geſchaͤrft, bey dem, durch die
milden Einwuͤrkungen der Muſen, das Herz zu
Liebe, Freundſchaft und Wohlwollen geſtimmt
und die Sitten gereinigt worden. Seine freund¬
liche Beredſamkeit wird uns in truͤben Stunden
aufheitern, ſein Umgang wird uns wieder mit
der Welt ausſoͤhnen, wenn Mismuth und Un¬
zufriedenheit uns plagen; Er wird uns Erho¬
lung gewaͤhren von verdrießlichen, muͤhſamen,
trocknen Berufs-Geſchaͤften, wird uns erwaͤr¬
men, wird uns neue Federkraft geben, wenn
wir durch lange Anſtrengung herabgeſpannt ſind;
Er wird uns die maͤßigſte Koſt zu einem Goͤtter¬
male, unſre Huͤtte zu einem Heiligthume, zu
einem Tempel, unſern Heerd zu einem Altar
der Muſen erhoͤhn.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/118>, abgerufen am 24.11.2024.
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