Drohungen gegen andre Religions-Verwandte und gegen Jeden, der das Unglück hat, nicht glauben zu können, was sie -- oft selbst nicht glauben, sondern nur lehren, weil es Geld ein¬ bringt. Sie lauschen auf die Fehler ihrer Ne¬ benmenschen, schreyen dieselben vergrößert aus, oder wo sie das alles nicht öffentlich thun dürfen, da würken sie durch Andre im Verborgenen, oder hängen die Maske der Demuth, der Heucheley, des Eifers für Gottseligkeit und gute Sitten vor, um mit sanfter Stimme, mit Klagen und Winseln, die Schwachen auf ihre Seite zu brin¬ gen, und den Weisern und Bessern bey dem Volke verdächtig zu machen -- Ja! solche Un¬ geheuer giebt es unter den Dienern der Kirchen, und nicht etwa nur in Mönchs-Kutten und Je¬ suiten-Mänteln -- nein! mancher protestantische Pfaffe würde ein zweyter Hildebrand seyn, wenn ihm nicht die Flügel beschnitten wären.
2.
Da nun aber hie und da, auch unter den weniger boshaften, ja! unter den redlichen Geist¬ lichen, Einige doch einen kleinen Anstrich von manchen dieser Fehler, zum Beyspiel von geist¬
lichem
Drohungen gegen andre Religions-Verwandte und gegen Jeden, der das Ungluͤck hat, nicht glauben zu koͤnnen, was ſie — oft ſelbſt nicht glauben, ſondern nur lehren, weil es Geld ein¬ bringt. Sie lauſchen auf die Fehler ihrer Ne¬ benmenſchen, ſchreyen dieſelben vergroͤßert aus, oder wo ſie das alles nicht oͤffentlich thun duͤrfen, da wuͤrken ſie durch Andre im Verborgenen, oder haͤngen die Maske der Demuth, der Heucheley, des Eifers fuͤr Gottſeligkeit und gute Sitten vor, um mit ſanfter Stimme, mit Klagen und Winſeln, die Schwachen auf ihre Seite zu brin¬ gen, und den Weiſern und Beſſern bey dem Volke verdaͤchtig zu machen — Ja! ſolche Un¬ geheuer giebt es unter den Dienern der Kirchen, und nicht etwa nur in Moͤnchs-Kutten und Je¬ ſuiten-Maͤnteln — nein! mancher proteſtantiſche Pfaffe wuͤrde ein zweyter Hildebrand ſeyn, wenn ihm nicht die Fluͤgel beſchnitten waͤren.
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Da nun aber hie und da, auch unter den weniger boshaften, ja! unter den redlichen Geiſt¬ lichen, Einige doch einen kleinen Anſtrich von manchen dieſer Fehler, zum Beyſpiel von geiſt¬
lichem
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Drohungen gegen andre Religions-Verwandte
und gegen Jeden, der das Ungluͤck hat, nicht
glauben zu koͤnnen, was ſie — oft ſelbſt nicht
glauben, ſondern nur lehren, weil es Geld ein¬
bringt. Sie lauſchen auf die Fehler ihrer Ne¬
benmenſchen, ſchreyen dieſelben vergroͤßert aus,
oder wo ſie das alles nicht oͤffentlich thun duͤrfen,
da wuͤrken ſie durch Andre im Verborgenen, oder
haͤngen die Maske der Demuth, der Heucheley,
des Eifers fuͤr Gottſeligkeit und gute Sitten
vor, um mit ſanfter Stimme, mit Klagen und
Winſeln, die Schwachen auf ihre Seite zu brin¬
gen, und den Weiſern und Beſſern bey dem
Volke verdaͤchtig zu machen — Ja! ſolche Un¬
geheuer giebt es unter den Dienern der Kirchen,
und nicht etwa nur in Moͤnchs-Kutten und Je¬
ſuiten-Maͤnteln — nein! mancher proteſtantiſche
Pfaffe wuͤrde ein zweyter Hildebrand ſeyn, wenn
ihm nicht die Fluͤgel beſchnitten waͤren.
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Da nun aber hie und da, auch unter den
weniger boshaften, ja! unter den redlichen Geiſt¬
lichen, Einige doch einen kleinen Anſtrich von
manchen dieſer Fehler, zum Beyſpiel von geiſt¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/122>, abgerufen am 24.11.2024.
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