ist, dem entfernter wohnenden vor! Man be¬ zahle ordentlich, pünctlich, baar, und dinge ihm nicht über die Grenzen der Billigkeit ab! Unverantwortlich ist das Verfahren so vieler Vornehmen und selbst Reichen, die, bey allem Aufwande, den sie machen, nur zuletzt daran denken, die Handwerksleute, welche für sie ar¬ beiten, zu befriedigen. Sie verliehren vielleicht in Einem Abende Tausende im Spiel, und ma¬ chen es sich zu einem Ehrenpuncte, diese Schuld ohne Aufschub zu tilgen; ihr armer Schuster hingegen muß, um eine Rechnung von zehn Thalern, worunter mehr als die Hälfte in baa¬ ren Auslagen von seiner Armuth besteht, be¬ zahlt zu erhalten, Jahre lang manchen sauren Weg vergebens thun, und sich von einem gro¬ ben Haushofmeister abweisen lassen. Dies stürzt so manchen ehrlichen, sonst wohlhabenden Bürger in Mangel, oder verleitet ihn, ein Be¬ trüger zu werden.
Es herrscht aber unter den Handwerksleu¬ ten die unartige Gewohnheit des Lügens. Sie versprechen, was sie weder halten können, noch halten wollen, und übernehmen mehr Arbeit,
als
iſt, dem entfernter wohnenden vor! Man be¬ zahle ordentlich, puͤnctlich, baar, und dinge ihm nicht uͤber die Grenzen der Billigkeit ab! Unverantwortlich iſt das Verfahren ſo vieler Vornehmen und ſelbſt Reichen, die, bey allem Aufwande, den ſie machen, nur zuletzt daran denken, die Handwerksleute, welche fuͤr ſie ar¬ beiten, zu befriedigen. Sie verliehren vielleicht in Einem Abende Tauſende im Spiel, und ma¬ chen es ſich zu einem Ehrenpuncte, dieſe Schuld ohne Aufſchub zu tilgen; ihr armer Schuſter hingegen muß, um eine Rechnung von zehn Thalern, worunter mehr als die Haͤlfte in baa¬ ren Auslagen von ſeiner Armuth beſteht, be¬ zahlt zu erhalten, Jahre lang manchen ſauren Weg vergebens thun, und ſich von einem gro¬ ben Haushofmeiſter abweiſen laſſen. Dies ſtuͤrzt ſo manchen ehrlichen, ſonſt wohlhabenden Buͤrger in Mangel, oder verleitet ihn, ein Be¬ truͤger zu werden.
Es herrſcht aber unter den Handwerksleu¬ ten die unartige Gewohnheit des Luͤgens. Sie verſprechen, was ſie weder halten koͤnnen, noch halten wollen, und uͤbernehmen mehr Arbeit,
als
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Unverantwortlich iſt das Verfahren ſo vieler
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Aufwande, den ſie machen, nur zuletzt daran
denken, die Handwerksleute, welche fuͤr ſie ar¬
beiten, zu befriedigen. Sie verliehren vielleicht
in Einem Abende Tauſende im Spiel, und ma¬
chen es ſich zu einem Ehrenpuncte, dieſe Schuld
ohne Aufſchub zu tilgen; ihr armer Schuſter
hingegen muß, um eine Rechnung von zehn
Thalern, worunter mehr als die Haͤlfte in baa¬
ren Auslagen von ſeiner Armuth beſteht, be¬
zahlt zu erhalten, Jahre lang manchen ſauren
Weg vergebens thun, und ſich von einem gro¬
ben Haushofmeiſter abweiſen laſſen. Dies
ſtuͤrzt ſo manchen ehrlichen, ſonſt wohlhabenden
Buͤrger in Mangel, oder verleitet ihn, ein Be¬
truͤger zu werden.
Es herrſcht aber unter den Handwerksleu¬
ten die unartige Gewohnheit des Luͤgens. Sie
verſprechen, was ſie weder halten koͤnnen, noch
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/161>, abgerufen am 27.11.2024.
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