irgendwo in einer erborgten Gestalt, unter fal¬ schem Namen, oder mit selbst geschaffenen Titeln und Ehrenzeichen geschmückt antriffst, in so fern nicht wichtige Gründe eintreten, oder Du be¬ sondern Beruf dazu hast! Auch würde Dir das nicht immer gelingen, denn seine Unverschämt¬ heit mögte vielleicht Wege finden, das Unan¬ genehme einer solchen Scene auf Dich selbst fal¬ len zu machen. Doch kann es zuweilen nützlich seyn, so einen Herrn unter vier Augen merken zu lassen, daß er von unsrer Bekanntschaft sey, und daß es in unsrer Macht stehen würde, ihn zu entlarven, daß man aber Seiner schonen wolle. Dann wird ihn vielleicht die Furcht vor der Ent¬ deckung zurückhalten, böse Streiche zu spielen. Es giebt aber unter diesen Landläufern äusserst gefährliche Leute, Ausspäher, Verführer, Ver¬ leumder, Diebe und Schelme aller Art. Nicht nur sollte Diesen die Thür jedes ehrlichen Man¬ nes verschlossen bleiben, sondern die kleinern teutschen Fürsten würden auch wohlthun, wenn sie sich weniger mit solchem Gesindel einliessen, welches gewöhnlich mit einer Tasche voll von Planen und Projecten zum Besten des Landes, zu Beförderung des Handels, zum Flor und
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irgendwo in einer erborgten Geſtalt, unter fal¬ ſchem Namen, oder mit ſelbſt geſchaffenen Titeln und Ehrenzeichen geſchmuͤckt antriffſt, in ſo fern nicht wichtige Gruͤnde eintreten, oder Du be¬ ſondern Beruf dazu haſt! Auch wuͤrde Dir das nicht immer gelingen, denn ſeine Unverſchaͤmt¬ heit moͤgte vielleicht Wege finden, das Unan¬ genehme einer ſolchen Scene auf Dich ſelbſt fal¬ len zu machen. Doch kann es zuweilen nuͤtzlich ſeyn, ſo einen Herrn unter vier Augen merken zu laſſen, daß er von unſrer Bekanntſchaft ſey, und daß es in unſrer Macht ſtehen wuͤrde, ihn zu entlarven, daß man aber Seiner ſchonen wolle. Dann wird ihn vielleicht die Furcht vor der Ent¬ deckung zuruͤckhalten, boͤſe Streiche zu ſpielen. Es giebt aber unter dieſen Landlaͤufern aͤuſſerſt gefaͤhrliche Leute, Ausſpaͤher, Verfuͤhrer, Ver¬ leumder, Diebe und Schelme aller Art. Nicht nur ſollte Dieſen die Thuͤr jedes ehrlichen Man¬ nes verſchloſſen bleiben, ſondern die kleinern teutſchen Fuͤrſten wuͤrden auch wohlthun, wenn ſie ſich weniger mit ſolchem Geſindel einlieſſen, welches gewoͤhnlich mit einer Taſche voll von Planen und Projecten zum Beſten des Landes, zu Befoͤrderung des Handels, zum Flor und
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irgendwo in einer erborgten Geſtalt, unter fal¬
ſchem Namen, oder mit ſelbſt geſchaffenen Titeln
und Ehrenzeichen geſchmuͤckt antriffſt, in ſo fern
nicht wichtige Gruͤnde eintreten, oder Du be¬
ſondern Beruf dazu haſt! Auch wuͤrde Dir das
nicht immer gelingen, denn ſeine Unverſchaͤmt¬
heit moͤgte vielleicht Wege finden, das Unan¬
genehme einer ſolchen Scene auf Dich ſelbſt fal¬
len zu machen. Doch kann es zuweilen nuͤtzlich
ſeyn, ſo einen Herrn unter vier Augen merken zu
laſſen, daß er von unſrer Bekanntſchaft ſey, und
daß es in unſrer Macht ſtehen wuͤrde, ihn zu
entlarven, daß man aber Seiner ſchonen wolle.
Dann wird ihn vielleicht die Furcht vor der Ent¬
deckung zuruͤckhalten, boͤſe Streiche zu ſpielen.
Es giebt aber unter dieſen Landlaͤufern aͤuſſerſt
gefaͤhrliche Leute, Ausſpaͤher, Verfuͤhrer, Ver¬
leumder, Diebe und Schelme aller Art. Nicht
nur ſollte Dieſen die Thuͤr jedes ehrlichen Man¬
nes verſchloſſen bleiben, ſondern die kleinern
teutſchen Fuͤrſten wuͤrden auch wohlthun, wenn
ſie ſich weniger mit ſolchem Geſindel einlieſſen,
welches gewoͤhnlich mit einer Taſche voll von
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/176>, abgerufen am 23.11.2024.
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