zweckloser Geschäftigkeit leiten: weil sie bald der Sammelplatz von Abentheurern und Tagedieben werden; weil sie allerley Gattung von politischer, religiöser und philosophischer Schwärmerey be¬ günstigen; weil mönchischer esprit de corps bey ihnen einreisst, und viel Unheil stiftet; end¬ lich, weil sie Gelegenheit zu Cabalen, Zwist, Verfolgung, Intoleranz und Ungerechtigkeit ge¬ gen gute Männer geben, die keine Mitglieder eines solchen, oder wenigstens nicht des nemli¬ chen Ordens sind.
Dies ist mein Glaubens-Bekenntniß über geheime Verbindungen! Giebt es eine unter ihnen, die manche dieser Gebrechen nicht hat -- ey nun! so mag sie denn als Ausnahme gelten! -- ich kenne keine, die nicht wenigstens an eini¬ gen derselben krank läge.
2.
Ich rathe daher nochmals, sich auf diese Mode-Thorheit nicht einzulassen; sich so wenig als möglich um die Systeme, um das Perso¬ nale und um die Schritte geheimer Verbindungen zu bekümmern; seine Zeit nicht mit Lesung ihrer Streitschriften zu verschwenden; vorsichtig im Reden über diesen Gegenstand zu seyn, um sich
Ver¬
zweckloſer Geſchaͤftigkeit leiten: weil ſie bald der Sammelplatz von Abentheurern und Tagedieben werden; weil ſie allerley Gattung von politiſcher, religioͤſer und philoſophiſcher Schwaͤrmerey be¬ guͤnſtigen; weil moͤnchiſcher eſprit de corps bey ihnen einreiſſt, und viel Unheil ſtiftet; end¬ lich, weil ſie Gelegenheit zu Cabalen, Zwiſt, Verfolgung, Intoleranz und Ungerechtigkeit ge¬ gen gute Maͤnner geben, die keine Mitglieder eines ſolchen, oder wenigſtens nicht des nemli¬ chen Ordens ſind.
Dies iſt mein Glaubens-Bekenntniß uͤber geheime Verbindungen! Giebt es eine unter ihnen, die manche dieſer Gebrechen nicht hat — ey nun! ſo mag ſie denn als Ausnahme gelten! — ich kenne keine, die nicht wenigſtens an eini¬ gen derſelben krank laͤge.
2.
Ich rathe daher nochmals, ſich auf dieſe Mode-Thorheit nicht einzulaſſen; ſich ſo wenig als moͤglich um die Syſteme, um das Perſo¬ nale und um die Schritte geheimer Verbindungen zu bekuͤmmern; ſeine Zeit nicht mit Leſung ihrer Streitſchriften zu verſchwenden; vorſichtig im Reden uͤber dieſen Gegenſtand zu ſeyn, um ſich
Ver¬
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zweckloſer Geſchaͤftigkeit leiten: weil ſie bald der
Sammelplatz von Abentheurern und Tagedieben
werden; weil ſie allerley Gattung von politiſcher,
religioͤſer und philoſophiſcher Schwaͤrmerey be¬
guͤnſtigen; weil moͤnchiſcher eſprit de corps
bey ihnen einreiſſt, und viel Unheil ſtiftet; end¬
lich, weil ſie Gelegenheit zu Cabalen, Zwiſt,
Verfolgung, Intoleranz und Ungerechtigkeit ge¬
gen gute Maͤnner geben, die keine Mitglieder
eines ſolchen, oder wenigſtens nicht des nemli¬
chen Ordens ſind.
Dies iſt mein Glaubens-Bekenntniß uͤber
geheime Verbindungen! Giebt es eine unter
ihnen, die manche dieſer Gebrechen nicht hat —
ey nun! ſo mag ſie denn als Ausnahme gelten!
— ich kenne keine, die nicht wenigſtens an eini¬
gen derſelben krank laͤge.
2.
Ich rathe daher nochmals, ſich auf dieſe
Mode-Thorheit nicht einzulaſſen; ſich ſo wenig
als moͤglich um die Syſteme, um das Perſo¬
nale und um die Schritte geheimer Verbindungen
zu bekuͤmmern; ſeine Zeit nicht mit Leſung ihrer
Streitſchriften zu verſchwenden; vorſichtig im
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/193>, abgerufen am 09.11.2024.
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