derte, als Wohlthäter des Menschengeschlechts und Beförderer alles Edeln, Großen und Schö¬ nen gepriesene Erdengott und Liebling des Volks in der Nähe so klein, so erbärmlich war. Die besten Fürsten sind nicht selten die, von denen am wenigsten geredet wird, so¬ wohl im Guten als im Bösen.
2.
Der Umgang mit Großen und Reichen muß aber sehr verschieden seyn, je nachdem man Ihrer bedarf, oder nicht, von ihnen abhängig, oder frey ist. Im erstern Falle darf man wohl nicht immer so gänzlich seinem Herzen folgen, muß zu Manchem schweigen, sich Manches ge¬ fallen lassen, darf nicht so kühn die Wahrheit sagen, obgleich ein fester, redlicher Mann diese Geschmeidigkeit dennoch nie bis zu niedriger Schmeicheley treiben wird. Indessen verändern kleine Umstände, so wie die feinen Nuancen der Charactere, das Verhältniß, weswegen ich denn in dem Folgenden alle Regeln für den Umgang mit den Großen zusammenfassen, und den Lesern überlassen werde, zu ordnen und auszuwählen, was in jeder Lage anwendbar ist.
3.
derte, als Wohlthaͤter des Menſchengeſchlechts und Befoͤrderer alles Edeln, Großen und Schoͤ¬ nen geprieſene Erdengott und Liebling des Volks in der Naͤhe ſo klein, ſo erbaͤrmlich war. Die beſten Fuͤrſten ſind nicht ſelten die, von denen am wenigſten geredet wird, ſo¬ wohl im Guten als im Boͤſen.
2.
Der Umgang mit Großen und Reichen muß aber ſehr verſchieden ſeyn, je nachdem man Ihrer bedarf, oder nicht, von ihnen abhaͤngig, oder frey iſt. Im erſtern Falle darf man wohl nicht immer ſo gaͤnzlich ſeinem Herzen folgen, muß zu Manchem ſchweigen, ſich Manches ge¬ fallen laſſen, darf nicht ſo kuͤhn die Wahrheit ſagen, obgleich ein feſter, redlicher Mann dieſe Geſchmeidigkeit dennoch nie bis zu niedriger Schmeicheley treiben wird. Indeſſen veraͤndern kleine Umſtaͤnde, ſo wie die feinen Nuancen der Charactere, das Verhaͤltniß, weswegen ich denn in dem Folgenden alle Regeln fuͤr den Umgang mit den Großen zuſammenfaſſen, und den Leſern uͤberlaſſen werde, zu ordnen und auszuwaͤhlen, was in jeder Lage anwendbar iſt.
3.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0026"n="4"/>
derte, als Wohlthaͤter des Menſchengeſchlechts<lb/>
und Befoͤrderer alles Edeln, Großen und Schoͤ¬<lb/>
nen geprieſene Erdengott und Liebling des Volks<lb/>
in der Naͤhe ſo klein, ſo erbaͤrmlich war. <hirendition="#fr">Die<lb/>
beſten Fuͤrſten ſind nicht ſelten die, von<lb/>
denen am wenigſten geredet wird, ſo¬<lb/>
wohl im Guten als im Boͤſen.</hi></p><lb/></div><divn="3"><head>2.<lb/></head><p>Der Umgang mit Großen und Reichen<lb/>
muß aber ſehr verſchieden ſeyn, je nachdem man<lb/>
Ihrer bedarf, oder nicht, von ihnen abhaͤngig,<lb/>
oder frey iſt. Im erſtern Falle darf man wohl<lb/>
nicht immer ſo gaͤnzlich ſeinem Herzen folgen,<lb/>
muß zu Manchem ſchweigen, ſich Manches ge¬<lb/>
fallen laſſen, darf nicht ſo kuͤhn die Wahrheit<lb/>ſagen, obgleich ein feſter, redlicher Mann dieſe<lb/>
Geſchmeidigkeit dennoch nie bis zu niedriger<lb/>
Schmeicheley treiben wird. Indeſſen veraͤndern<lb/>
kleine Umſtaͤnde, ſo wie die feinen Nuancen der<lb/>
Charactere, das Verhaͤltniß, weswegen ich denn<lb/>
in dem Folgenden alle Regeln fuͤr den Umgang<lb/>
mit den Großen zuſammenfaſſen, und den Leſern<lb/>
uͤberlaſſen werde, zu ordnen und auszuwaͤhlen,<lb/>
was in jeder Lage anwendbar iſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">3.<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[4/0026]
derte, als Wohlthaͤter des Menſchengeſchlechts
und Befoͤrderer alles Edeln, Großen und Schoͤ¬
nen geprieſene Erdengott und Liebling des Volks
in der Naͤhe ſo klein, ſo erbaͤrmlich war. Die
beſten Fuͤrſten ſind nicht ſelten die, von
denen am wenigſten geredet wird, ſo¬
wohl im Guten als im Boͤſen.
2.
Der Umgang mit Großen und Reichen
muß aber ſehr verſchieden ſeyn, je nachdem man
Ihrer bedarf, oder nicht, von ihnen abhaͤngig,
oder frey iſt. Im erſtern Falle darf man wohl
nicht immer ſo gaͤnzlich ſeinem Herzen folgen,
muß zu Manchem ſchweigen, ſich Manches ge¬
fallen laſſen, darf nicht ſo kuͤhn die Wahrheit
ſagen, obgleich ein feſter, redlicher Mann dieſe
Geſchmeidigkeit dennoch nie bis zu niedriger
Schmeicheley treiben wird. Indeſſen veraͤndern
kleine Umſtaͤnde, ſo wie die feinen Nuancen der
Charactere, das Verhaͤltniß, weswegen ich denn
in dem Folgenden alle Regeln fuͤr den Umgang
mit den Großen zuſammenfaſſen, und den Leſern
uͤberlaſſen werde, zu ordnen und auszuwaͤhlen,
was in jeder Lage anwendbar iſt.
3.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/26>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.