abzufordern, es müsste denn der Mühe werth seyn, ihn bey der Policey zu belangen. Fängt er an aufzuschreiben; so rechnet er immer noch mehr heraus, als er anfangs gefordert, und wer kann denn mit einem solchen Taugenichts über die Preise der Lebensmittel sich herumzanken?
Die Wirthe fragen uns gemeiniglich: was wir zu essen befehlen? -- Das ist ein Kunst¬ griff, durch den man sich nicht fangen zu lassen braucht; Denn bestellt man nun etwas, zum Beyspiel, ein Huhn, einen Pfannekuchen, oder dergleichen; so muß man dies Gericht und noch obendrein eine gewöhnliche Malzeit bezahlen. Man thut da am besten, zu antworten: man verlange nichts, als was grade im Hause, oder schon zubereitet sey. Auch rathe ich, -- ausge¬ nommen in so großen Gasthöfen, als etwa in Frankfurth am Mayn bey meinem ehrlichen Krug, Herrn Dick, Fritsch, und in andern sol¬ chen Häusern -- keine fremde Weine, sondern nur gemeinen Tischwein zu begehren. Es kömmt doch alles aus dem nemlichen Fasse, nur mit dem Unterschiede, daß das, was man uns als alten oder fremden Wein verkauft, kostbare¬
res
abzufordern, es muͤſſte denn der Muͤhe werth ſeyn, ihn bey der Policey zu belangen. Faͤngt er an aufzuſchreiben; ſo rechnet er immer noch mehr heraus, als er anfangs gefordert, und wer kann denn mit einem ſolchen Taugenichts uͤber die Preiſe der Lebensmittel ſich herumzanken?
Die Wirthe fragen uns gemeiniglich: was wir zu eſſen befehlen? — Das iſt ein Kunſt¬ griff, durch den man ſich nicht fangen zu laſſen braucht; Denn beſtellt man nun etwas, zum Beyſpiel, ein Huhn, einen Pfannekuchen, oder dergleichen; ſo muß man dies Gericht und noch obendrein eine gewoͤhnliche Malzeit bezahlen. Man thut da am beſten, zu antworten: man verlange nichts, als was grade im Hauſe, oder ſchon zubereitet ſey. Auch rathe ich, — ausge¬ nommen in ſo großen Gaſthoͤfen, als etwa in Frankfurth am Mayn bey meinem ehrlichen Krug, Herrn Dick, Fritſch, und in andern ſol¬ chen Haͤuſern — keine fremde Weine, ſondern nur gemeinen Tiſchwein zu begehren. Es koͤmmt doch alles aus dem nemlichen Faſſe, nur mit dem Unterſchiede, daß das, was man uns als alten oder fremden Wein verkauft, koſtbare¬
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abzufordern, es muͤſſte denn der Muͤhe werth
ſeyn, ihn bey der Policey zu belangen. Faͤngt
er an aufzuſchreiben; ſo rechnet er immer noch
mehr heraus, als er anfangs gefordert, und wer
kann denn mit einem ſolchen Taugenichts uͤber
die Preiſe der Lebensmittel ſich herumzanken?
Die Wirthe fragen uns gemeiniglich: was
wir zu eſſen befehlen? — Das iſt ein Kunſt¬
griff, durch den man ſich nicht fangen zu laſſen
braucht; Denn beſtellt man nun etwas, zum
Beyſpiel, ein Huhn, einen Pfannekuchen, oder
dergleichen; ſo muß man dies Gericht und noch
obendrein eine gewoͤhnliche Malzeit bezahlen.
Man thut da am beſten, zu antworten: man
verlange nichts, als was grade im Hauſe, oder
ſchon zubereitet ſey. Auch rathe ich, — ausge¬
nommen in ſo großen Gaſthoͤfen, als etwa in
Frankfurth am Mayn bey meinem ehrlichen
Krug, Herrn Dick, Fritſch, und in andern ſol¬
chen Haͤuſern — keine fremde Weine, ſondern
nur gemeinen Tiſchwein zu begehren. Es
koͤmmt doch alles aus dem nemlichen Faſſe, nur
mit dem Unterſchiede, daß das, was man uns
als alten oder fremden Wein verkauft, koſtbare¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/307>, abgerufen am 21.11.2024.
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