knüpfen, die dazu gehören das Bild auszumalen, sehr interessant scheint, jeden Andern aber jäh¬ nen macht und mit Unwillen gegen uns erfüllt. Indem es nun desfalls leicht geschehn kann, daß selbst ein verständiger Mann, von Eitelkeit ge¬ blendet, oder durch jene Gefühle irregeleitet, ein Buch schreibt, das andre Menschen für ein un¬ nützes und langweiliges Buch halten; so kann und darf es doch nie einen verständigen Manne begegnen, etwas öffentlich vor dem Publico zu reden, das gegen Moralität und gesunde Ver¬ nunft stritte, oder wodurch er einem seiner Mit¬ menschen Schaden zufügte. Denn wenn gleich Schriftstellerey nur Unterredung ist; so ist sie doch eine solche Unterredung, auf welche man sich so lange Zeit zu besinnen Muße gehabt hat, als dazu gehört, jeden unsittlichen, ganz schiefen und boshaften Gedanken zu unterdrücken. Ich meine daher, alles was das Publicum von ei¬ nem Schriftsteller, der ohne zu weit getriebene Ansprüche auftritt, fordern kann, ist, daß er durch seine Werke nichts dazu beytrage, Corrup¬ tion, Dummheit und Intoleranz zu verbreiten. Alles Uebrige: Beruf zu schreiben; Wahl des Gegenstands; Einkleidung; Ansprüche auf
Ruhm,
knuͤpfen, die dazu gehoͤren das Bild auszumalen, ſehr intereſſant ſcheint, jeden Andern aber jaͤh¬ nen macht und mit Unwillen gegen uns erfuͤllt. Indem es nun desfalls leicht geſchehn kann, daß ſelbſt ein verſtaͤndiger Mann, von Eitelkeit ge¬ blendet, oder durch jene Gefuͤhle irregeleitet, ein Buch ſchreibt, das andre Menſchen fuͤr ein un¬ nuͤtzes und langweiliges Buch halten; ſo kann und darf es doch nie einen verſtaͤndigen Manne begegnen, etwas oͤffentlich vor dem Publico zu reden, das gegen Moralitaͤt und geſunde Ver¬ nunft ſtritte, oder wodurch er einem ſeiner Mit¬ menſchen Schaden zufuͤgte. Denn wenn gleich Schriftſtellerey nur Unterredung iſt; ſo iſt ſie doch eine ſolche Unterredung, auf welche man ſich ſo lange Zeit zu beſinnen Muße gehabt hat, als dazu gehoͤrt, jeden unſittlichen, ganz ſchiefen und boshaften Gedanken zu unterdruͤcken. Ich meine daher, alles was das Publicum von ei¬ nem Schriftſteller, der ohne zu weit getriebene Anſpruͤche auftritt, fordern kann, iſt, daß er durch ſeine Werke nichts dazu beytrage, Corrup¬ tion, Dummheit und Intoleranz zu verbreiten. Alles Uebrige: Beruf zu ſchreiben; Wahl des Gegenſtands; Einkleidung; Anſpruͤche auf
Ruhm,
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knuͤpfen, die dazu gehoͤren das Bild auszumalen,
ſehr intereſſant ſcheint, jeden Andern aber jaͤh¬
nen macht und mit Unwillen gegen uns erfuͤllt.
Indem es nun desfalls leicht geſchehn kann, daß
ſelbſt ein verſtaͤndiger Mann, von Eitelkeit ge¬
blendet, oder durch jene Gefuͤhle irregeleitet, ein
Buch ſchreibt, das andre Menſchen fuͤr ein un¬
nuͤtzes und langweiliges Buch halten; ſo kann
und darf es doch nie einen verſtaͤndigen Manne
begegnen, etwas oͤffentlich vor dem Publico zu
reden, das gegen Moralitaͤt und geſunde Ver¬
nunft ſtritte, oder wodurch er einem ſeiner Mit¬
menſchen Schaden zufuͤgte. Denn wenn gleich
Schriftſtellerey nur Unterredung iſt; ſo iſt ſie
doch eine ſolche Unterredung, auf welche man
ſich ſo lange Zeit zu beſinnen Muße gehabt hat,
als dazu gehoͤrt, jeden unſittlichen, ganz ſchiefen
und boshaften Gedanken zu unterdruͤcken. Ich
meine daher, alles was das Publicum von ei¬
nem Schriftſteller, der ohne zu weit getriebene
Anſpruͤche auftritt, fordern kann, iſt, daß er
durch ſeine Werke nichts dazu beytrage, Corrup¬
tion, Dummheit und Intoleranz zu verbreiten.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/332>, abgerufen am 21.11.2024.
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