vortrefflich zu werden. Auch nützen Viele von ihnen alle diese Triebfedern, und es ist ein Glück, an der Seite eines Fürsten zu leben und Einfluß auf ihn zu haben, der die Würde seines Stan¬ des kennt und sich seines hohen Berufs werth zeigt. Ich kenne deren Einige, die es auch ge¬ wiß nicht übel aufnehmen, wenn man ihnen die Klippen zeigt, an welchen so Viele von ihnen scheitern.
20.
Zum Schlusse noch ein Paar Worte über den Umgang der Großen und Reichen unter sich! Sie verderben sich größtentheils Einer den An¬ dern. Die Kleinern beeifern sich, es den Grö¬ ßern nach, ja! es ihnen an Aufwand und übel verstandener Erhabenheit zuvorzuthun, und so verewigen sie ihre Thorheiten, welche von noch kleinern Magnaten bis auf den Geringsten, der nur einen Schuhputzer in seiner Livree herum¬ laufen hat, nach möglichsten Kräften nachgeahmt werden. Lustige Beyspiele von dieser Art sieht man an den kleinen teutschen Höfen; wie sie einander aufpassen, sich wechselseitig controllie¬ ren, beneiden, zu übertreffen suchen; wie, wenn
der
vortrefflich zu werden. Auch nuͤtzen Viele von ihnen alle dieſe Triebfedern, und es iſt ein Gluͤck, an der Seite eines Fuͤrſten zu leben und Einfluß auf ihn zu haben, der die Wuͤrde ſeines Stan¬ des kennt und ſich ſeines hohen Berufs werth zeigt. Ich kenne deren Einige, die es auch ge¬ wiß nicht uͤbel aufnehmen, wenn man ihnen die Klippen zeigt, an welchen ſo Viele von ihnen ſcheitern.
20.
Zum Schluſſe noch ein Paar Worte uͤber den Umgang der Großen und Reichen unter ſich! Sie verderben ſich groͤßtentheils Einer den An¬ dern. Die Kleinern beeifern ſich, es den Groͤ¬ ßern nach, ja! es ihnen an Aufwand und uͤbel verſtandener Erhabenheit zuvorzuthun, und ſo verewigen ſie ihre Thorheiten, welche von noch kleinern Magnaten bis auf den Geringſten, der nur einen Schuhputzer in ſeiner Livree herum¬ laufen hat, nach moͤglichſten Kraͤften nachgeahmt werden. Luſtige Beyſpiele von dieſer Art ſieht man an den kleinen teutſchen Hoͤfen; wie ſie einander aufpaſſen, ſich wechſelſeitig controllie¬ ren, beneiden, zu uͤbertreffen ſuchen; wie, wenn
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0053"n="31"/>
vortrefflich zu werden. Auch nuͤtzen Viele von<lb/>
ihnen alle dieſe Triebfedern, und es iſt ein Gluͤck,<lb/>
an der Seite eines Fuͤrſten zu leben und Einfluß<lb/>
auf ihn zu haben, der die Wuͤrde ſeines Stan¬<lb/>
des kennt und ſich ſeines hohen Berufs werth<lb/>
zeigt. Ich kenne deren Einige, die es auch ge¬<lb/>
wiß nicht uͤbel aufnehmen, wenn man ihnen die<lb/>
Klippen zeigt, an welchen ſo Viele von ihnen<lb/>ſcheitern.</p><lb/></div><divn="3"><head>20.<lb/></head><p>Zum Schluſſe noch ein Paar Worte uͤber<lb/>
den Umgang der Großen und Reichen unter ſich!<lb/>
Sie verderben ſich groͤßtentheils Einer den An¬<lb/>
dern. Die Kleinern beeifern ſich, es den Groͤ¬<lb/>
ßern nach, ja! es ihnen an Aufwand und uͤbel<lb/>
verſtandener Erhabenheit zuvorzuthun, und ſo<lb/>
verewigen ſie ihre Thorheiten, welche von noch<lb/>
kleinern Magnaten bis auf den Geringſten, der<lb/>
nur einen Schuhputzer in ſeiner Livree herum¬<lb/>
laufen hat, nach moͤglichſten Kraͤften nachgeahmt<lb/>
werden. Luſtige Beyſpiele von dieſer Art ſieht<lb/>
man an den kleinen teutſchen Hoͤfen; wie ſie<lb/>
einander aufpaſſen, ſich wechſelſeitig controllie¬<lb/>
ren, beneiden, zu uͤbertreffen ſuchen; wie, wenn<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[31/0053]
vortrefflich zu werden. Auch nuͤtzen Viele von
ihnen alle dieſe Triebfedern, und es iſt ein Gluͤck,
an der Seite eines Fuͤrſten zu leben und Einfluß
auf ihn zu haben, der die Wuͤrde ſeines Stan¬
des kennt und ſich ſeines hohen Berufs werth
zeigt. Ich kenne deren Einige, die es auch ge¬
wiß nicht uͤbel aufnehmen, wenn man ihnen die
Klippen zeigt, an welchen ſo Viele von ihnen
ſcheitern.
20.
Zum Schluſſe noch ein Paar Worte uͤber
den Umgang der Großen und Reichen unter ſich!
Sie verderben ſich groͤßtentheils Einer den An¬
dern. Die Kleinern beeifern ſich, es den Groͤ¬
ßern nach, ja! es ihnen an Aufwand und uͤbel
verſtandener Erhabenheit zuvorzuthun, und ſo
verewigen ſie ihre Thorheiten, welche von noch
kleinern Magnaten bis auf den Geringſten, der
nur einen Schuhputzer in ſeiner Livree herum¬
laufen hat, nach moͤglichſten Kraͤften nachgeahmt
werden. Luſtige Beyſpiele von dieſer Art ſieht
man an den kleinen teutſchen Hoͤfen; wie ſie
einander aufpaſſen, ſich wechſelſeitig controllie¬
ren, beneiden, zu uͤbertreffen ſuchen; wie, wenn
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/53>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.