Erste, bey welchem sich der Cirkel versammlet, wird ein Paar Flaschen Wein und kalte Küche hergeben; der Andre fügt einen Punsch hinzu; und ehe ein Vierteljahr vergeht, ist die Anstalt in eine kostspielige Fresserey ausgeartet. Das sollte nun unter verständigen vornehmen und reichen Leuten nicht also seyn. Sie solten den Niedern Beyspiel geben von Ordnung, Einfalt, Hinwegsetzung über steife Etikette und Mäßig¬ keit in Speise, Kleidung, Pracht, Bedienung, Hausrath und allen solchen Dingen. Sie soll¬ ten das Vorurtheil vernichten, daß die Herzen der Großen zu keinen dauerhaften Freundschaf¬ ten fähig seyen -- mit Einem Worte! sie soll¬ ten nicht vergessen, daß die Augen so Vieler auf sie gerichtet sind.
Zwey¬
(Zweiter Th.) C
Erſte, bey welchem ſich der Cirkel verſammlet, wird ein Paar Flaſchen Wein und kalte Kuͤche hergeben; der Andre fuͤgt einen Punſch hinzu; und ehe ein Vierteljahr vergeht, iſt die Anſtalt in eine koſtſpielige Freſſerey ausgeartet. Das ſollte nun unter verſtaͤndigen vornehmen und reichen Leuten nicht alſo ſeyn. Sie ſolten den Niedern Beyſpiel geben von Ordnung, Einfalt, Hinwegſetzung uͤber ſteife Etikette und Maͤßig¬ keit in Speiſe, Kleidung, Pracht, Bedienung, Hausrath und allen ſolchen Dingen. Sie ſoll¬ ten das Vorurtheil vernichten, daß die Herzen der Großen zu keinen dauerhaften Freundſchaf¬ ten faͤhig ſeyen — mit Einem Worte! ſie ſoll¬ ten nicht vergeſſen, daß die Augen ſo Vieler auf ſie gerichtet ſind.
Zwey¬
(Zweiter Th.) C
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Erſte, bey welchem ſich der Cirkel verſammlet,
wird ein Paar Flaſchen Wein und kalte Kuͤche
hergeben; der Andre fuͤgt einen Punſch hinzu;
und ehe ein Vierteljahr vergeht, iſt die Anſtalt
in eine koſtſpielige Freſſerey ausgeartet. Das
ſollte nun unter verſtaͤndigen vornehmen und
reichen Leuten nicht alſo ſeyn. Sie ſolten den
Niedern Beyſpiel geben von Ordnung, Einfalt,
Hinwegſetzung uͤber ſteife Etikette und Maͤßig¬
keit in Speiſe, Kleidung, Pracht, Bedienung,
Hausrath und allen ſolchen Dingen. Sie ſoll¬
ten das Vorurtheil vernichten, daß die Herzen
der Großen zu keinen dauerhaften Freundſchaf¬
ten faͤhig ſeyen — mit Einem Worte! ſie ſoll¬
ten nicht vergeſſen, daß die Augen ſo Vieler auf
ſie gerichtet ſind.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/55>, abgerufen am 09.11.2024.
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