keit wir nun einmal nicht ganz aus dem Wege räumen können, seinen Zustand so leidlich als möglich zu machen, ohne dazu solche Mittel zu ergreifen, die unsern innern Werth auf das Spiel setzen. Dieser innere Werth aber, der, wie ein Schatz unter der Erde, immer, auch verborgen, Gold bleibt, kann doch Witwen und Waisen nähren, und Monarchen und Reiche zum Wohl der Welt in Würksamkeit setzen, wenn er hervorgeholt und durch den Stempel der Convention in Umlauf gebracht, wenn er all¬ gemein anerkannt wird -- anerkannt von Denen, die sich auf reines Gold verstehen, und anerkannt von Denen, die nur auf das Gepräge achten -- Also dächte ich, man eiferte nicht so heftig gegen den wahren feinen Weltton. Er lehrt uns, die kleinen Gefälligkeiten nicht ausser Acht zu lassen, die das Leben süß und leicht machen. Er er¬ weckt in uns Aufmerksamkeit auf den Gang des menschlichen Herzens, schärft unsern Beobach¬ tungsgeist, gewöhnt uns daran, ohne zu kränken und ohne gekränkt zu werden, mit Menschen al¬ ler Art leben zu können. Der ächte und zugleich redliche alte Hofmann verdient wahrlich Vereh¬ rung, und man braucht nicht in die Wüsten zu
fliehn,
(Zweiter Th.) E
keit wir nun einmal nicht ganz aus dem Wege raͤumen koͤnnen, ſeinen Zuſtand ſo leidlich als moͤglich zu machen, ohne dazu ſolche Mittel zu ergreifen, die unſern innern Werth auf das Spiel ſetzen. Dieſer innere Werth aber, der, wie ein Schatz unter der Erde, immer, auch verborgen, Gold bleibt, kann doch Witwen und Waiſen naͤhren, und Monarchen und Reiche zum Wohl der Welt in Wuͤrkſamkeit ſetzen, wenn er hervorgeholt und durch den Stempel der Convention in Umlauf gebracht, wenn er all¬ gemein anerkannt wird — anerkannt von Denen, die ſich auf reines Gold verſtehen, und anerkannt von Denen, die nur auf das Gepraͤge achten — Alſo daͤchte ich, man eiferte nicht ſo heftig gegen den wahren feinen Weltton. Er lehrt uns, die kleinen Gefaͤlligkeiten nicht auſſer Acht zu laſſen, die das Leben ſuͤß und leicht machen. Er er¬ weckt in uns Aufmerkſamkeit auf den Gang des menſchlichen Herzens, ſchaͤrft unſern Beobach¬ tungsgeiſt, gewoͤhnt uns daran, ohne zu kraͤnken und ohne gekraͤnkt zu werden, mit Menſchen al¬ ler Art leben zu koͤnnen. Der aͤchte und zugleich redliche alte Hofmann verdient wahrlich Vereh¬ rung, und man braucht nicht in die Wuͤſten zu
fliehn,
(Zweiter Th.) E
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keit wir nun einmal nicht ganz aus dem Wege
raͤumen koͤnnen, ſeinen Zuſtand ſo leidlich als
moͤglich zu machen, ohne dazu ſolche Mittel zu
ergreifen, die unſern innern Werth auf das
Spiel ſetzen. Dieſer innere Werth aber, der,
wie ein Schatz unter der Erde, immer, auch
verborgen, Gold bleibt, kann doch Witwen und
Waiſen naͤhren, und Monarchen und Reiche
zum Wohl der Welt in Wuͤrkſamkeit ſetzen,
wenn er hervorgeholt und durch den Stempel
der Convention in Umlauf gebracht, wenn er all¬
gemein anerkannt wird — anerkannt von Denen,
die ſich auf reines Gold verſtehen, und anerkannt
von Denen, die nur auf das Gepraͤge achten —
Alſo daͤchte ich, man eiferte nicht ſo heftig gegen
den wahren feinen Weltton. Er lehrt uns, die
kleinen Gefaͤlligkeiten nicht auſſer Acht zu laſſen,
die das Leben ſuͤß und leicht machen. Er er¬
weckt in uns Aufmerkſamkeit auf den Gang des
menſchlichen Herzens, ſchaͤrft unſern Beobach¬
tungsgeiſt, gewoͤhnt uns daran, ohne zu kraͤnken
und ohne gekraͤnkt zu werden, mit Menſchen al¬
ler Art leben zu koͤnnen. Der aͤchte und zugleich
redliche alte Hofmann verdient wahrlich Vereh¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/87>, abgerufen am 22.02.2025.
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