ihren Tod aufhören Verbrecher zu sein, da sie ihre Schulden mit ihrem Blut getilgt, und ihre Sünden durch den Tod abgebüßt haben, theils ein todtes Thier begräbt, und seine Haut zum mannigfaltigen Nuzzen des Men- schen abstreift? Andere Völker verrichteten die- ses immer selbst, verrichten es noch an vielen Or- ten, und man wird sie deshalb nicht für ehrlos halten. Und wie wär's, wenn sich niemand zu dieser Beschäftigung fände, würden wir sie nicht selbst verrichten müssen? würden wir nicht auf- hören müssen, ein Vorurteil abzulegen, was viele unserer Nebenmenschen unglüklich macht? Warum müssen sclavische Vorurteile die Men- schen noch immer mit ihrem eisernen Zepter be- herrschen? warum müssen uralte Gewonhei- ten, die ihre Entstehung unter einem andern Himmelsstrich, bei einer andern Verfassung, bei andern Sitten empfingen, noch bei uns geltend sein? und mit einem Eifer, der weit die Stuffe der Menschheit überschreitet, befolget werden? Warum muß die Binde noch immer das Au- ge des Schwachen verhüllen, daß es nicht Warheit von Täuschung unterscheide, daß es sich andere Begriffe bilde, die nicht in der Be-
ihren Tod aufhoͤren Verbrecher zu ſein, da ſie ihre Schulden mit ihrem Blut getilgt, und ihre Suͤnden durch den Tod abgebuͤßt haben, theils ein todtes Thier begraͤbt, und ſeine Haut zum mannigfaltigen Nuzzen des Men- ſchen abſtreift? Andere Voͤlker verrichteten die- ſes immer ſelbſt, verrichten es noch an vielen Or- ten, und man wird ſie deshalb nicht fuͤr ehrlos halten. Und wie waͤr’s, wenn ſich niemand zu dieſer Beſchaͤftigung faͤnde, wuͤrden wir ſie nicht ſelbſt verrichten muͤſſen? wuͤrden wir nicht auf- hoͤren muͤſſen, ein Vorurteil abzulegen, was viele unſerer Nebenmenſchen ungluͤklich macht? Warum muͤſſen ſclaviſche Vorurteile die Men- ſchen noch immer mit ihrem eiſernen Zepter be- herrſchen? warum muͤſſen uralte Gewonhei- ten, die ihre Entſtehung unter einem andern Himmelsſtrich, bei einer andern Verfaſſung, bei andern Sitten empfingen, noch bei uns geltend ſein? und mit einem Eifer, der weit die Stuffe der Menſchheit uͤberſchreitet, befolget werden? Warum muß die Binde noch immer das Au- ge des Schwachen verhuͤllen, daß es nicht Warheit von Taͤuſchung unterſcheide, daß es ſich andere Begriffe bilde, die nicht in der Be-
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ihren Tod aufhoͤren Verbrecher zu ſein, da ſie
ihre Schulden mit ihrem Blut getilgt, und
ihre Suͤnden durch den Tod abgebuͤßt haben,
theils ein todtes Thier begraͤbt, und ſeine
Haut zum mannigfaltigen Nuzzen des Men-
ſchen abſtreift? Andere Voͤlker verrichteten die-
ſes immer ſelbſt, verrichten es noch an vielen Or-
ten, und man wird ſie deshalb nicht fuͤr ehrlos
halten. Und wie waͤr’s, wenn ſich niemand zu
dieſer Beſchaͤftigung faͤnde, wuͤrden wir ſie nicht
ſelbſt verrichten muͤſſen? wuͤrden wir nicht auf-
hoͤren muͤſſen, ein Vorurteil abzulegen, was
viele unſerer Nebenmenſchen ungluͤklich macht?
Warum muͤſſen ſclaviſche Vorurteile die Men-
ſchen noch immer mit ihrem eiſernen Zepter be-
herrſchen? warum muͤſſen uralte Gewonhei-
ten, die ihre Entſtehung unter einem andern
Himmelsſtrich, bei einer andern Verfaſſung, bei
andern Sitten empfingen, noch bei uns geltend
ſein? und mit einem Eifer, der weit die Stuffe
der Menſchheit uͤberſchreitet, befolget werden?
Warum muß die Binde noch immer das Au-
ge des Schwachen verhuͤllen, daß es nicht
Warheit von Taͤuſchung unterſcheide, daß es
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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