Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Diesen Trost habt ihr unglükliche Ge-
schöpfe,
die man ausstieß aus der menschlichen
Gesellschaft, und die verworfen trostlos einher
wanken. O! ich wünschte, ich könnte euch die-
sen Trost
auf der mühsamen Wallfart eures
Lebens zum Geleitsmann geben, damit ihr über
die Mühseligkeiten hinweg schlüpfen, und mutig
hindurch kämpfen könnt; aber ich wünsche auch,
meine Stimme schallte zu den Ohren der Gesez-
geber -- der Ersten im Volk,
daß sie das
unglükliche Loos, das Vorurteil und
Wahn des Pöbels
über viele Menschen aus-
warf, zu zernichten trachteten. Nehmt doch
(bedarf es deshalb noch Bitte und Vorstellung?)
solche Menschen, die zum Nuzzeu der Gesellschaft
da sein müssen, unter die Zahl eurer Bürger auf!
Was haben euch die Unglüklichen gethan, daß ihr
sie ausschliesset aus der Musterrolle eurer Bür-
ger, daß ihr ihnen die Vorrechte der bürger-
lichen Gesellschaft, ja selbst die ehrwürdigen Vor-
rechte der Menschheit entzieht, daß ihr sie so tief
herabwürdigt? Nehmt doch immer den Gehül-
fen
der zürnenden Themis, der das Schwerd
über Verbrecher zukt, in euren Kreis auf, laßt
ihn immer die Rechte der Menschheit geniessen,

schließt

Dieſen Troſt habt ihr ungluͤkliche Ge-
ſchoͤpfe,
die man ausſtieß aus der menſchlichen
Geſellſchaft, und die verworfen troſtlos einher
wanken. O! ich wuͤnſchte, ich koͤnnte euch die-
ſen Troſt
auf der muͤhſamen Wallfart eures
Lebens zum Geleitsmann geben, damit ihr uͤber
die Muͤhſeligkeiten hinweg ſchluͤpfen, und mutig
hindurch kaͤmpfen koͤnnt; aber ich wuͤnſche auch,
meine Stimme ſchallte zu den Ohren der Geſez-
geber — der Erſten im Volk,
daß ſie das
ungluͤkliche Loos, das Vorurteil und
Wahn des Poͤbels
uͤber viele Menſchen aus-
warf, zu zernichten trachteten. Nehmt doch
(bedarf es deshalb noch Bitte und Vorſtellung?)
ſolche Menſchen, die zum Nuzzeu der Geſellſchaft
da ſein muͤſſen, unter die Zahl eurer Buͤrger auf!
Was haben euch die Ungluͤklichen gethan, daß ihr
ſie ausſchlieſſet aus der Muſterrolle eurer Buͤr-
ger, daß ihr ihnen die Vorrechte der buͤrger-
lichen Geſellſchaft, ja ſelbſt die ehrwuͤrdigen Vor-
rechte der Menſchheit entzieht, daß ihr ſie ſo tief
herabwuͤrdigt? Nehmt doch immer den Gehuͤl-
fen
der zuͤrnenden Themis, der das Schwerd
uͤber Verbrecher zukt, in euren Kreis auf, laßt
ihn immer die Rechte der Menſchheit genieſſen,

ſchließt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0152" n="144"/>
        <p>Die&#x017F;en Tro&#x017F;t habt ihr <hi rendition="#fr">unglu&#x0364;kliche Ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfe,</hi> die man aus&#x017F;tieß aus der men&#x017F;chlichen<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, und die verworfen tro&#x017F;tlos einher<lb/>
wanken. O! ich wu&#x0364;n&#x017F;chte, ich ko&#x0364;nnte <hi rendition="#fr">euch die-<lb/>
&#x017F;en Tro&#x017F;t</hi> auf der mu&#x0364;h&#x017F;amen Wallfart eures<lb/>
Lebens zum Geleitsmann geben, damit ihr u&#x0364;ber<lb/>
die Mu&#x0364;h&#x017F;eligkeiten hinweg &#x017F;chlu&#x0364;pfen, und mutig<lb/>
hindurch ka&#x0364;mpfen ko&#x0364;nnt; aber ich wu&#x0364;n&#x017F;che auch,<lb/>
meine Stimme &#x017F;challte zu den Ohren der <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ez-<lb/>
geber &#x2014; der Er&#x017F;ten im Volk,</hi> daß <hi rendition="#fr">&#x017F;ie</hi> das<lb/><hi rendition="#fr">unglu&#x0364;kliche Loos, das Vorurteil und<lb/>
Wahn des Po&#x0364;bels</hi> u&#x0364;ber viele Men&#x017F;chen aus-<lb/>
warf, zu zernichten trachteten. Nehmt doch<lb/>
(bedarf es deshalb noch Bitte und Vor&#x017F;tellung?)<lb/>
&#x017F;olche Men&#x017F;chen, die zum Nuzzeu der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
da &#x017F;ein mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, unter die Zahl eurer Bu&#x0364;rger auf!<lb/>
Was haben euch die Unglu&#x0364;klichen gethan, daß ihr<lb/>
&#x017F;ie aus&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et aus der Mu&#x017F;terrolle eurer Bu&#x0364;r-<lb/>
ger, daß ihr ihnen die Vorrechte der bu&#x0364;rger-<lb/>
lichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, ja &#x017F;elb&#x017F;t die ehrwu&#x0364;rdigen Vor-<lb/>
rechte der Men&#x017F;chheit entzieht, daß ihr &#x017F;ie &#x017F;o tief<lb/>
herabwu&#x0364;rdigt? Nehmt doch immer den <hi rendition="#fr">Gehu&#x0364;l-<lb/>
fen</hi> der <hi rendition="#fr">zu&#x0364;rnenden Themis,</hi> der das Schwerd<lb/>
u&#x0364;ber Verbrecher zukt, in euren Kreis auf, laßt<lb/>
ihn immer die Rechte der Men&#x017F;chheit genie&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chließt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0152] Dieſen Troſt habt ihr ungluͤkliche Ge- ſchoͤpfe, die man ausſtieß aus der menſchlichen Geſellſchaft, und die verworfen troſtlos einher wanken. O! ich wuͤnſchte, ich koͤnnte euch die- ſen Troſt auf der muͤhſamen Wallfart eures Lebens zum Geleitsmann geben, damit ihr uͤber die Muͤhſeligkeiten hinweg ſchluͤpfen, und mutig hindurch kaͤmpfen koͤnnt; aber ich wuͤnſche auch, meine Stimme ſchallte zu den Ohren der Geſez- geber — der Erſten im Volk, daß ſie das ungluͤkliche Loos, das Vorurteil und Wahn des Poͤbels uͤber viele Menſchen aus- warf, zu zernichten trachteten. Nehmt doch (bedarf es deshalb noch Bitte und Vorſtellung?) ſolche Menſchen, die zum Nuzzeu der Geſellſchaft da ſein muͤſſen, unter die Zahl eurer Buͤrger auf! Was haben euch die Ungluͤklichen gethan, daß ihr ſie ausſchlieſſet aus der Muſterrolle eurer Buͤr- ger, daß ihr ihnen die Vorrechte der buͤrger- lichen Geſellſchaft, ja ſelbſt die ehrwuͤrdigen Vor- rechte der Menſchheit entzieht, daß ihr ſie ſo tief herabwuͤrdigt? Nehmt doch immer den Gehuͤl- fen der zuͤrnenden Themis, der das Schwerd uͤber Verbrecher zukt, in euren Kreis auf, laßt ihn immer die Rechte der Menſchheit genieſſen, ſchließt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/152
Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/152>, abgerufen am 24.11.2024.