verehre ihren Geist, der Mut genug hat, Steine vom Felde wegzuwälzen, und sich durch Wüste- neien glatte und ebene Steige zu banen; ich schäzze ihre Schriften, die Beweise ihres Edel- muts sind; ja ich messe einen jeden Schriftsteller meines Vaterlandes nach ihnen ab, und denke, so sollten sie alle sein! könte gleich nicht ein jeder ein so grosses Maas zum allgemeinen Wol bei- tragen, nun so leiste er so viel, als seine Kräfte erlauben, streue wenigstens einige gute Körner aus, die den vaterländischen Boden befruchten. Ein Jselin, der uns|schon entrükt ist -- Moser, Schlözer, Möser, Wekhrlin und Salzmann sind mir verehrungswürdige Namen! Mit heisser Begierde verschlinge ich ihre Schriften, und fühle oft ein Sehnen, ihrem Geist in der Nähe zu folgen; Dies ward mir nicht, aber die stille Bewunderung, die Achtung für ihre Ver- dienste bleibt mir, und ich lege gern das Be- kenntnis ab, daß Deutschland auf solche Män- ner stolz sein kan; und wer von meinen Lesern, unterschriebe dies nicht gern? Unter den vielen Ar- ten von grausamen und entehrenden Handlungen, so in unserm Zeitalter, und in unserm Vater- laude begangen sind, und noch immer begangen
verehre ihren Geiſt, der Mut genug hat, Steine vom Felde wegzuwaͤlzen, und ſich durch Wuͤſte- neien glatte und ebene Steige zu banen; ich ſchaͤzze ihre Schriften, die Beweiſe ihres Edel- muts ſind; ja ich meſſe einen jeden Schriftſteller meines Vaterlandes nach ihnen ab, und denke, ſo ſollten ſie alle ſein! koͤnte gleich nicht ein jeder ein ſo groſſes Maas zum allgemeinen Wol bei- tragen, nun ſo leiſte er ſo viel, als ſeine Kraͤfte erlauben, ſtreue wenigſtens einige gute Koͤrner aus, die den vaterlaͤndiſchen Boden befruchten. Ein Jſelin, der uns|ſchon entruͤkt iſt — Moſer, Schloͤzer, Moͤſer, Wekhrlin und Salzmann ſind mir verehrungswuͤrdige Namen! Mit heiſſer Begierde verſchlinge ich ihre Schriften, und fuͤhle oft ein Sehnen, ihrem Geiſt in der Naͤhe zu folgen; Dies ward mir nicht, aber die ſtille Bewunderung, die Achtung fuͤr ihre Ver- dienſte bleibt mir, und ich lege gern das Be- kenntnis ab, daß Deutſchland auf ſolche Maͤn- ner ſtolz ſein kan; und wer von meinen Leſern, unterſchriebe dies nicht gern? Unter den vielen Ar- ten von grauſamen und entehrenden Handlungen, ſo in unſerm Zeitalter, und in unſerm Vater- laude begangen ſind, und noch immer begangen
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verehre ihren Geiſt, der Mut genug hat, Steine
vom Felde wegzuwaͤlzen, und ſich durch Wuͤſte-
neien glatte und ebene Steige zu banen; ich
ſchaͤzze ihre Schriften, die Beweiſe ihres Edel-
muts ſind; ja ich meſſe einen jeden Schriftſteller
meines Vaterlandes nach ihnen ab, und denke,
ſo ſollten ſie alle ſein! koͤnte gleich nicht ein jeder
ein ſo groſſes Maas zum allgemeinen Wol bei-
tragen, nun ſo leiſte er ſo viel, als ſeine Kraͤfte
erlauben, ſtreue wenigſtens einige gute Koͤrner
aus, die den vaterlaͤndiſchen Boden befruchten.
Ein Jſelin, der uns|ſchon entruͤkt iſt — Moſer,
Schloͤzer, Moͤſer, Wekhrlin und Salzmann
ſind mir verehrungswuͤrdige Namen! Mit
heiſſer Begierde verſchlinge ich ihre Schriften,
und fuͤhle oft ein Sehnen, ihrem Geiſt in der
Naͤhe zu folgen; Dies ward mir nicht, aber die
ſtille Bewunderung, die Achtung fuͤr ihre Ver-
dienſte bleibt mir, und ich lege gern das Be-
kenntnis ab, daß Deutſchland auf ſolche Maͤn-
ner ſtolz ſein kan; und wer von meinen Leſern,
unterſchriebe dies nicht gern? Unter den vielen Ar-
ten von grauſamen und entehrenden Handlungen,
ſo in unſerm Zeitalter, und in unſerm Vater-
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/158>, abgerufen am 25.11.2024.
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