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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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mit dem wir zu kämpfen haben, stark, da er in
allen Adern herrschet, furchtbar, da er, wenn
gleich einmal besiegt, seinen Angriff verdoppelt,
und dann um so gefährlicher wird, wenn die
Kräfte ermatten, ihm Widerstand zu thun.

Du stehst am Scheidewege, Jüngling! un-
entschlossen, welchen du betreten sollst; der eine
ist mit Dornen und Disteln umschattet, und
sparsam blüht hier die Rose, sparsam duftet hier
das Veilchen -- Berge sind zu erklimmen, und
steil ist der schmale Pfad, der zum Tempel der
Tugend führt, und derer, die ihn betreten, sind
eine kleine Zal, denn sie haben den Mut nicht,
und lassen sich durch die Sirenenstimme ver-
leiten, den blumigten Pfad der Wollust zu be-
treten, wo alles so lieblich den Geist des Ver-
gnügens haucht, und jedes Blatt dem, der es
bricht, das geniesset, zu zu rauschen scheinet.

Schmeichelnd winken dir die Dirnen der Un-
zucht, und bulen im leichten seidenen Gewande um
dich her; der Geruch ihrer Narden erfüllt den
Dunstkreis, uud wehe deiner Uuschuld, wenn
du ihn begierigst einathmest, wenn du die Schlin-
gen berührest, die sie dir legen. Entzükt fühlst
du den weichen elastischen Arm der ausgearteten

O

mit dem wir zu kaͤmpfen haben, ſtark, da er in
allen Adern herrſchet, furchtbar, da er, wenn
gleich einmal beſiegt, ſeinen Angriff verdoppelt,
und dann um ſo gefaͤhrlicher wird, wenn die
Kraͤfte ermatten, ihm Widerſtand zu thun.

Du ſtehſt am Scheidewege, Juͤngling! un-
entſchloſſen, welchen du betreten ſollſt; der eine
iſt mit Dornen und Diſteln umſchattet, und
ſparſam bluͤht hier die Roſe, ſparſam duftet hier
das Veilchen — Berge ſind zu erklimmen, und
ſteil iſt der ſchmale Pfad, der zum Tempel der
Tugend fuͤhrt, und derer, die ihn betreten, ſind
eine kleine Zal, denn ſie haben den Mut nicht,
und laſſen ſich durch die Sirenenſtimme ver-
leiten, den blumigten Pfad der Wolluſt zu be-
treten, wo alles ſo lieblich den Geiſt des Ver-
gnuͤgens haucht, und jedes Blatt dem, der es
bricht, das genieſſet, zu zu rauſchen ſcheinet.

Schmeichelnd winken dir die Dirnen der Un-
zucht, und bulen im leichten ſeidenen Gewande um
dich her; der Geruch ihrer Narden erfuͤllt den
Dunſtkreis, uud wehe deiner Uuſchuld, wenn
du ihn begierigſt einathmeſt, wenn du die Schlin-
gen beruͤhreſt, die ſie dir legen. Entzuͤkt fuͤhlſt
du den weichen elaſtiſchen Arm der ausgearteten

O
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[209/0217] mit dem wir zu kaͤmpfen haben, ſtark, da er in allen Adern herrſchet, furchtbar, da er, wenn gleich einmal beſiegt, ſeinen Angriff verdoppelt, und dann um ſo gefaͤhrlicher wird, wenn die Kraͤfte ermatten, ihm Widerſtand zu thun. Du ſtehſt am Scheidewege, Juͤngling! un- entſchloſſen, welchen du betreten ſollſt; der eine iſt mit Dornen und Diſteln umſchattet, und ſparſam bluͤht hier die Roſe, ſparſam duftet hier das Veilchen — Berge ſind zu erklimmen, und ſteil iſt der ſchmale Pfad, der zum Tempel der Tugend fuͤhrt, und derer, die ihn betreten, ſind eine kleine Zal, denn ſie haben den Mut nicht, und laſſen ſich durch die Sirenenſtimme ver- leiten, den blumigten Pfad der Wolluſt zu be- treten, wo alles ſo lieblich den Geiſt des Ver- gnuͤgens haucht, und jedes Blatt dem, der es bricht, das genieſſet, zu zu rauſchen ſcheinet. Schmeichelnd winken dir die Dirnen der Un- zucht, und bulen im leichten ſeidenen Gewande um dich her; der Geruch ihrer Narden erfuͤllt den Dunſtkreis, uud wehe deiner Uuſchuld, wenn du ihn begierigſt einathmeſt, wenn du die Schlin- gen beruͤhreſt, die ſie dir legen. Entzuͤkt fuͤhlſt du den weichen elaſtiſchen Arm der ausgearteten O

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/217>, abgerufen am 23.11.2024.