hämische Neid anzischt, und alle deine gute Un- ternehmungen zu vereiteln sucht, so hülle dich in deine Tugend, und in den Glauben einer künf- tigen Vergeltung ein -- Sei ein Fels mitten im Meere, der nie weicht, wann auch Orkane um seinen Scheitel wüten, und Gewitter um ihn kreuzen. Glükliches Volk, deren Richter auf dieser Ban wandeln! -- glükliche Jüng- linge! die so Asträens Tempel betreten -- Aber wie geringe ist die Zahl dieser, in dem Lande mei- ner Väter! muß auch hier ein Diogen seine La- terne auslöschen? -- Doch, zur Belehrung -- zur Zurechtweisung, auch für jene, die schon auf Richterstühlen sizzen, und die erst zu künfti- gen Verwesern der Gerechtigkeit eingeweiht wer- den, will ich Züge entwerfen, und euch, die ihr Warheit aufsucht, wo ihr sie findet, durch wahre Begebenheiten zeigen, wie die Rechte der Natur und Menschheit, durch Men- schen entweiht, und die süssen Bande, welche Religion und Tugend knüpfen, auf- gelöset werden. Jch will euch das traurige Schiksal uuglüklicher Brüder schildern, die glüklich hätten sein können, wenn Menschen ih- nen nicht das Gewand der Menschheit ausgezo-
C
haͤmiſche Neid anziſcht, und alle deine gute Un- ternehmungen zu vereiteln ſucht, ſo huͤlle dich in deine Tugend, und in den Glauben einer kuͤnf- tigen Vergeltung ein — Sei ein Fels mitten im Meere, der nie weicht, wann auch Orkane um ſeinen Scheitel wuͤten, und Gewitter um ihn kreuzen. Gluͤkliches Volk, deren Richter auf dieſer Ban wandeln! — gluͤkliche Juͤng- linge! die ſo Aſtraͤens Tempel betreten — Aber wie geringe iſt die Zahl dieſer, in dem Lande mei- ner Vaͤter! muß auch hier ein Diogen ſeine La- terne ausloͤſchen? — Doch, zur Belehrung — zur Zurechtweiſung, auch fuͤr jene, die ſchon auf Richterſtuͤhlen ſizzen, und die erſt zu kuͤnfti- gen Verweſern der Gerechtigkeit eingeweiht wer- den, will ich Zuͤge entwerfen, und euch, die ihr Warheit aufſucht, wo ihr ſie findet, durch wahre Begebenheiten zeigen, wie die Rechte der Natur und Menſchheit, durch Men- ſchen entweiht, und die ſuͤſſen Bande, welche Religion und Tugend knuͤpfen, auf- geloͤſet werden. Jch will euch das traurige Schikſal uugluͤklicher Bruͤder ſchildern, die gluͤklich haͤtten ſein koͤnnen, wenn Menſchen ih- nen nicht das Gewand der Menſchheit ausgezo-
C
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0041"n="33"/>
haͤmiſche Neid anziſcht, und alle deine gute Un-<lb/>
ternehmungen zu vereiteln ſucht, ſo huͤlle dich in<lb/>
deine Tugend, und in den Glauben einer kuͤnf-<lb/>
tigen Vergeltung ein — Sei ein Fels mitten im<lb/>
Meere, der nie weicht, wann auch Orkane um<lb/>ſeinen Scheitel wuͤten, und Gewitter um ihn<lb/>
kreuzen. <hirendition="#fr">Gluͤkliches Volk,</hi> deren Richter<lb/>
auf dieſer Ban wandeln! —<hirendition="#fr">gluͤkliche Juͤng-<lb/>
linge!</hi> die ſo Aſtraͤens Tempel betreten — Aber<lb/>
wie geringe iſt die Zahl dieſer, in dem Lande mei-<lb/>
ner Vaͤter! muß auch hier ein Diogen ſeine La-<lb/>
terne ausloͤſchen? — Doch, zur <hirendition="#fr">Belehrung</hi>—<lb/>
zur <hirendition="#fr">Zurechtweiſung,</hi> auch fuͤr jene, die ſchon<lb/>
auf Richterſtuͤhlen ſizzen, und die erſt zu kuͤnfti-<lb/>
gen Verweſern der Gerechtigkeit eingeweiht wer-<lb/>
den, will ich Zuͤge entwerfen, und <hirendition="#fr">euch,</hi> die<lb/>
ihr Warheit aufſucht, wo ihr ſie findet, durch<lb/><hirendition="#fr">wahre Begebenheiten</hi> zeigen, wie die <hirendition="#fr">Rechte<lb/>
der Natur und Menſchheit, durch Men-<lb/>ſchen entweiht, und die ſuͤſſen Bande,<lb/>
welche Religion und Tugend knuͤpfen, auf-<lb/>
geloͤſet werden.</hi> Jch will <hirendition="#fr">euch</hi> das traurige<lb/>
Schikſal <hirendition="#fr">uugluͤklicher Bruͤder</hi>ſchildern, die<lb/>
gluͤklich haͤtten ſein koͤnnen, wenn Menſchen ih-<lb/>
nen nicht das Gewand der Menſchheit ausgezo-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[33/0041]
haͤmiſche Neid anziſcht, und alle deine gute Un-
ternehmungen zu vereiteln ſucht, ſo huͤlle dich in
deine Tugend, und in den Glauben einer kuͤnf-
tigen Vergeltung ein — Sei ein Fels mitten im
Meere, der nie weicht, wann auch Orkane um
ſeinen Scheitel wuͤten, und Gewitter um ihn
kreuzen. Gluͤkliches Volk, deren Richter
auf dieſer Ban wandeln! — gluͤkliche Juͤng-
linge! die ſo Aſtraͤens Tempel betreten — Aber
wie geringe iſt die Zahl dieſer, in dem Lande mei-
ner Vaͤter! muß auch hier ein Diogen ſeine La-
terne ausloͤſchen? — Doch, zur Belehrung —
zur Zurechtweiſung, auch fuͤr jene, die ſchon
auf Richterſtuͤhlen ſizzen, und die erſt zu kuͤnfti-
gen Verweſern der Gerechtigkeit eingeweiht wer-
den, will ich Zuͤge entwerfen, und euch, die
ihr Warheit aufſucht, wo ihr ſie findet, durch
wahre Begebenheiten zeigen, wie die Rechte
der Natur und Menſchheit, durch Men-
ſchen entweiht, und die ſuͤſſen Bande,
welche Religion und Tugend knuͤpfen, auf-
geloͤſet werden. Jch will euch das traurige
Schikſal uugluͤklicher Bruͤder ſchildern, die
gluͤklich haͤtten ſein koͤnnen, wenn Menſchen ih-
nen nicht das Gewand der Menſchheit ausgezo-
C
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/41>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.