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Koch, Konrad: Das Fußballspiel im Jahre 1899. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele. 9. Jahrgang. Leipzig, 1900. S. 219-224.

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ihren Anfang in Braunschweig genommen. Wie weit liegen
doch jene Zeiten zurück, als in Frankfurt und in Hamburg in allen
Spielwarenhandlungen kein Fußball aufzutreiben war und der Turn-
inspektor Aug. Hermann
den ersten Ball aus England kommen
ließ für den Herbst des Jahres 1874! Das Braunschweiger Gymnasium
Martino-Katharineum war die erste Anstalt, die Fußball als Schul-
spiel einführte, und meine Klasse war es, die in ihren Wettspielen
gegen Mannschaften der ganzen anderen Schule zusammen mit den son-
stigen Fußballspielern in Braunschweig die ersten Mal gewann. Noch
bis in den Winter 1881 konnte meine Untersekunda es mit den besten
Spielern der ganzen Anstalt aufnehmen und über die körperlich über-
legenen Gegner durch größere Gewandtheit und treues Zusammenhalten
einen Sieg nach dem anderen davon tragen. Bei der Feier des fünf-
undzwanzigjährigen Jubiläums unseres Fußballvereins im Anfange
dieses Herbstes durften wir uns mit hoher Freude dem Gedanken hin-
geben, wie viel Nachfolge unser damals so vereinzeltes und so vielfach
angefeindetes Vorgehen inzwischen gefunden hat. Im Gegensatze zu
den meisten anderen deutschen Spielvereinigungen haben wir in
Braunschweig den Fußball nie im Sommer getrieben,
sondern nur im Winterhalbjahr.
Allerdings haben wir uns
dabei vor ungünstigem Wetter, selbst vor ein wenig Regen oder Schnee,
auch vor dem Ostwinde nicht sonderlich gefürchtet. So kommt es, daß
die Zahl der Spielnachmittage im Winter durchweg recht hoch gewesen
ist. Nach den Eintragungen in unserem Spielalbum hat die Spiel-
zeit durchschnittlich 16 Wochen
betragen in jedem Schulhalb-
jahr. Seit Michaelis 1892 ist die Teilnahme an den Schulspielen
auch im Winter allgemein verbindlich. Während früher zweimal
wöchentlich gespielt ward, am Mittwoch- und Sonnabendnachmittag,
finden jetzt viermal in der Woche Schulspiele statt: am Dienstag spielt
die obere Abteilung, am Freitag die untere mit verbindlicher Teil-
nahme; am Mittwoch und Sonnabend wird außerdem freiwillig
gespielt; daher ist jetzt im Halbjahre die Zahl der Spielnachmittage ins-
gesamt bis auf 60 gestiegen. Bis 1893 ward von uns ausschließlich
der gemischte Fußball (mit Aufnehmen) betrieben; in den Wettspielen
mit Göttingen, Hannover und hiesigen Vereinen blieben unsere Schüler
stets unbesiegt. Im Herbst 1893 sah ich mich veranlaßt, das einfache
Spiel einzuführen, zunächst für die oberen Klassen, deren Vorgang
auch die unteren bald nachfolgten. Unsere Fußballmannschaft hält sich
auch in diesem Spiele wacker, doch steht sie keineswegs mehr auf der
ersten Stufe in Braunschweig.

ihren Anfang in Braunschweig genommen. Wie weit liegen
doch jene Zeiten zurück, als in Frankfurt und in Hamburg in allen
Spielwarenhandlungen kein Fußball aufzutreiben war und der Turn-
inspektor Aug. Hermann
den ersten Ball aus England kommen
ließ für den Herbst des Jahres 1874! Das Braunschweiger Gymnasium
Martino-Katharineum war die erste Anstalt, die Fußball als Schul-
spiel einführte, und meine Klasse war es, die in ihren Wettspielen
gegen Mannschaften der ganzen anderen Schule zusammen mit den son-
stigen Fußballspielern in Braunschweig die ersten Mal gewann. Noch
bis in den Winter 1881 konnte meine Untersekunda es mit den besten
Spielern der ganzen Anstalt aufnehmen und über die körperlich über-
legenen Gegner durch größere Gewandtheit und treues Zusammenhalten
einen Sieg nach dem anderen davon tragen. Bei der Feier des fünf-
undzwanzigjährigen Jubiläums unseres Fußballvereins im Anfange
dieses Herbstes durften wir uns mit hoher Freude dem Gedanken hin-
geben, wie viel Nachfolge unser damals so vereinzeltes und so vielfach
angefeindetes Vorgehen inzwischen gefunden hat. Im Gegensatze zu
den meisten anderen deutschen Spielvereinigungen haben wir in
Braunschweig den Fußball nie im Sommer getrieben,
sondern nur im Winterhalbjahr.
Allerdings haben wir uns
dabei vor ungünstigem Wetter, selbst vor ein wenig Regen oder Schnee,
auch vor dem Ostwinde nicht sonderlich gefürchtet. So kommt es, daß
die Zahl der Spielnachmittage im Winter durchweg recht hoch gewesen
ist. Nach den Eintragungen in unserem Spielalbum hat die Spiel-
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jahr. Seit Michaelis 1892 ist die Teilnahme an den Schulspielen
auch im Winter allgemein verbindlich. Während früher zweimal
wöchentlich gespielt ward, am Mittwoch- und Sonnabendnachmittag,
finden jetzt viermal in der Woche Schulspiele statt: am Dienstag spielt
die obere Abteilung, am Freitag die untere mit verbindlicher Teil-
nahme; am Mittwoch und Sonnabend wird außerdem freiwillig
gespielt; daher ist jetzt im Halbjahre die Zahl der Spielnachmittage ins-
gesamt bis auf 60 gestiegen. Bis 1893 ward von uns ausschließlich
der gemischte Fußball (mit Aufnehmen) betrieben; in den Wettspielen
mit Göttingen, Hannover und hiesigen Vereinen blieben unsere Schüler
stets unbesiegt. Im Herbst 1893 sah ich mich veranlaßt, das einfache
Spiel einzuführen, zunächst für die oberen Klassen, deren Vorgang
auch die unteren bald nachfolgten. Unsere Fußballmannschaft hält sich
auch in diesem Spiele wacker, doch steht sie keineswegs mehr auf der
ersten Stufe in Braunschweig.

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[222/0005] ihren Anfang in Braunschweig genommen. Wie weit liegen doch jene Zeiten zurück, als in Frankfurt und in Hamburg in allen Spielwarenhandlungen kein Fußball aufzutreiben war und der Turn- inspektor Aug. Hermann den ersten Ball aus England kommen ließ für den Herbst des Jahres 1874! Das Braunschweiger Gymnasium Martino-Katharineum war die erste Anstalt, die Fußball als Schul- spiel einführte, und meine Klasse war es, die in ihren Wettspielen gegen Mannschaften der ganzen anderen Schule zusammen mit den son- stigen Fußballspielern in Braunschweig die ersten Mal gewann. Noch bis in den Winter 1881 konnte meine Untersekunda es mit den besten Spielern der ganzen Anstalt aufnehmen und über die körperlich über- legenen Gegner durch größere Gewandtheit und treues Zusammenhalten einen Sieg nach dem anderen davon tragen. Bei der Feier des fünf- undzwanzigjährigen Jubiläums unseres Fußballvereins im Anfange dieses Herbstes durften wir uns mit hoher Freude dem Gedanken hin- geben, wie viel Nachfolge unser damals so vereinzeltes und so vielfach angefeindetes Vorgehen inzwischen gefunden hat. Im Gegensatze zu den meisten anderen deutschen Spielvereinigungen haben wir in Braunschweig den Fußball nie im Sommer getrieben, sondern nur im Winterhalbjahr. Allerdings haben wir uns dabei vor ungünstigem Wetter, selbst vor ein wenig Regen oder Schnee, auch vor dem Ostwinde nicht sonderlich gefürchtet. So kommt es, daß die Zahl der Spielnachmittage im Winter durchweg recht hoch gewesen ist. Nach den Eintragungen in unserem Spielalbum hat die Spiel- zeit durchschnittlich 16 Wochen betragen in jedem Schulhalb- jahr. Seit Michaelis 1892 ist die Teilnahme an den Schulspielen auch im Winter allgemein verbindlich. Während früher zweimal wöchentlich gespielt ward, am Mittwoch- und Sonnabendnachmittag, finden jetzt viermal in der Woche Schulspiele statt: am Dienstag spielt die obere Abteilung, am Freitag die untere mit verbindlicher Teil- nahme; am Mittwoch und Sonnabend wird außerdem freiwillig gespielt; daher ist jetzt im Halbjahre die Zahl der Spielnachmittage ins- gesamt bis auf 60 gestiegen. Bis 1893 ward von uns ausschließlich der gemischte Fußball (mit Aufnehmen) betrieben; in den Wettspielen mit Göttingen, Hannover und hiesigen Vereinen blieben unsere Schüler stets unbesiegt. Im Herbst 1893 sah ich mich veranlaßt, das einfache Spiel einzuführen, zunächst für die oberen Klassen, deren Vorgang auch die unteren bald nachfolgten. Unsere Fußballmannschaft hält sich auch in diesem Spiele wacker, doch steht sie keineswegs mehr auf der ersten Stufe in Braunschweig.

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  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.




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Zitationshilfe: Koch, Konrad: Das Fußballspiel im Jahre 1899. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele. 9. Jahrgang. Leipzig, 1900. S. 219-224, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_fussballspiel1899_1900/5>, abgerufen am 21.11.2024.